Dienstag, 6. März 2012
Okavango-Delta
Erinnert sich jemand an Elvis' "Can't help falling in love" mit dem Text "like a river flows surely to the sea … some things are meant to be…"? Der Okavango aus Angola halt sich da auf jeden Fall nicht dran. Stattdessen fächert er sich lieber auf, was zugegeben auch sehr hübsch ist, und versickert in der Kalahari-Wüste. Vorher lässt er sein Wasser bis zu 90 Prozent verdunsten (durch Pflanzentranspiration oder reine Oberflächenverdunstung) und schafft es dennoch ein 20.000 qkm großes Feucht- bis Sumpfgebiet in den Nordwesten von Botswana zu stempeln. Beeindruckend!
Und genau so sieht es da auch aus. Dieses riesige Gebiet ist - wieder einmal - in allen Grünfarben, aber hier sogar auch mit Braun, grau und blau versetzt. Das ist so hübsch anzusehen, dass ich sogar drüber fliege und mir große Mühe gebe die völlig untertriebene Bemerkung des Piloten, es sei etwas "bumpy today" ebenso zu ignorieren wie die einladende Papiertüte in dem Sitz vor mir. Elefanten sehen aus der Entfernung aus wie die aus meinem alten Playmobil Zoo. Und immer wieder Nilpferde. Das muss hier das Paradies für sie sein.






Ohne es mir ganz klar gemacht zu haben, fahre ich aber nicht nur ins Okavangodelta, sondern in die eigentliche „Höhle des Löwen“. Denn was auch Paradies für Nilpferde, Krokodile und Elefanten ist, ist vor allem das Paradies für meine Feinde: Moskitos. Mit drei verschiedenen Schutzlotionen in verschiedenen Stärken, angefangen bei sehr stark bis zu fast ätzend, bewaffnet trete ich diese Reise an, und verliere dennoch einen gefühlten Liter Blut an diese fiesen Sauger. Hat mir der Typ im Camp 4 in Berlin nicht gesagt, dass Mücken sterben wenn sie sich auf die mit Deet behandelte Haut setzen oder es zumindest gar nicht erst versuchen würden? Und habe ich es da dann sogar nicht gekauft, weil ich dachte es sei vielleicht zu stark? Ha! Jetzt tränke ich meine Haut in Deet und die Moskitos lächeln höchstens müde und laben sich königlich an meinen Knöcheln (die mit Socken, langer Hose und Turnschuhen eigentlich zudem bedeckt sein sollten), Beinen und Armen. Und allem was dazwischen ist. Ich versuche es mit Fassung zu tragen und werde wenigstens jeden Abend an meine Malariaprophelaxe denken. Die über zwanzig zur je gleichen Zeit juckenden Stiche leisten gute Erinnerungsdienste.

Wieder als Teil einer Gruppe werde ich im offenen Jeep erst zwei Stunden von Maun aus zum "Hafen" - eine kleine Ansammlung von Kanus, nicht mehr - des Deltas geschaukelt, wo wir mit unserem kleinen Gepäck und 5 Liter Wasser pro Person in Kanus verfrachtet werden. Mokoros heißen die aus einem Baum gefertigten Kanus, die von einer Person und nur mit einem langen Stiel bewegt werden. Der Versuch zu paddeln würde sicher durch die Dichte an Gräsern, Schilf und Seerosen ad absurdum geführt. Motorboote sind hier unvorstellbar. Hoffentlich noch lange. Mein Mokoro ist aber nicht aus Holz, sondern aus Fieberglas. Aus Mangel an Alternativen plus ansteigenden Tourismus versuchen die Botswaner einen Teil ihrer Bäume zu schützen. Der Rest wird schon von den Elefanten umgenietet.

Zwei Handvoll Einwohner als Guides und „Fahrer“ für die Mokoros und zwei Handvoll Abenteurer, Minimum Gepäck, ein paar Zelte und Verpflegung für zwei Tage und zwei Nächte steuern los. Und dann ist es auf einmal ganz still. Das ruhige Plätschern der Kanus, Geräusche von Tieren (von den großen in der Ferne, von den kleinen ganz nah) und der Wind im Schilf, sind alles was wir hören. Nur selten fliegt ein kleines Flugzeug über das Delta. So gleiten wir durch eine Wasserlandschaft, die ihren Zauber nicht nur, aber sicher zum guten Teil den vielen und sehr hübschen Seerosen zu verdanken.



Bushcampen heißt kein fließend Wasser, kein richtiges Waschen, die Toilette ist so simple wie sie sein kann. Ein Loch in der Erde. Ein Mokoro ist unser Tisch, das Feuer unsere Küche. Und wir haben eine schöne Insel mitten im Delta, mit alten Bäumen und unserem Seerosen-Pool zum schwimmen. Bushcampen macht Spaß. Und das Gute: wenn keine Dusche da ist, muss man sie auch nicht mit Engländerinnen teilen. Klar, nach zweieinhalb Tagen ist laufendes Wasser sehr willkommen. In jeder Form.

Besonders schön an der Zeit im Delta sind die Naturwanderungen. Eine morgens früh, eine abends. Wir stapfen in gedeckter Kleidung durch taillenhohes Schilf, lesen Spuren, stoppen für Pflanzen und sehen so auch viele kleine Tiere, die zwar etwas weniger spektakulär aber nicht unbedingt weniger schön sind. Zum Ende der Morgen- und zum Anfang der Abendgänge ist es fast unerträglich heiß. Nur einmal gibt es ein wenig Regen. Was zugegeben für das Bushcampen von Vorteil ist, vor allem für die Küche. Für die Schweißproduktion der Gruppe jedoch allzu förderlich. Wie versteckt man sich im Bush vor Moskitos? Antwort: Gar nicht. Es gibt keinen Ausweg. Außer das Zelt. Und auch da hat es eine einmal geschafft. Und bei den Wanderungen ist das Zelt natürlich weit weg. Gibt es eigentlich schon Moskitonetzanzüge?
Die Ablenkung kommt rechtzeitig in Form von einigen Elefantenbullen. Zu Fuß sind Elefanten noch mal gewaltiger, größer, beeindruckender. Näher. Und unsere Guides drängen uns behutsam aber beharrlich dazu Distanz aufzubauen. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, schließlich rieche ich schon mindestens drei aus der Gruppe. Was riechen dann die Elefanten mit der x-mal so langen und guten Nase? Und dass die dann auch auf Abstand bleiben oder eher das Weite suchen ist alles andere als garantiert. Wir bleiben unversehrt.


(die Wanderschuhe dürfen nun auch für immer im Delta bleiben. Ich habe sie einer der Ladies dort vermacht. Was für unsereins schon zu kaputt ist, ist hier sicher besser als gar keine Schuhe. Das fand sie auch und mit fällt es leichter meine treuen Begleiter los zu lassen. Immerhin schon vor 12 Jahren für die erste lange Reise gekauft. Die haben schon einiges gesehen...)

Nach den Wanderungen ist ein Bad im Delta das Schönste was man sich vorstellen kann. Es ist auch wirklich ein schöner Pool. Eine Öffnung im Schliff, zu der man nur durch ein bisschen Schlamm waten muss. Dann wird das Wasser klar, der Boden fest und zwischen dem Schilf und allem was da drin wohnen mag bieten Seerosen eine schöne, wenn auch vielleicht nicht sichere Abschirmung. Das Wasser im Delta ist so klar, dass man es trinken kann. Erstaunlicherweise trägt es keine Krankheitserreger. Nach meinem Verständnis müsste es für die hier auch das Paradies sein. Man schiebt es aber auf die vielen verschiedenen Pflanzenarten die offensichtlich ein sehr gutes Klärwerk darstellen. Dennoch gut, dass ich das Wasser nicht trinken muss. Einen aufgeregten Magen mit möglichen Konsequenzen gilt es bei den herrschenden nicht-sanitären Umständen dringend zu vermeiden.



Die Tage im Delta setzen tatsächlich der Bush und Naturerfahrung die Krone auf. Das ist so weit ich gehen kann und bis dahin bin ich gegangen. Es war wirklich schön. Und jetzt auch erstmal gut. Auch die Tage danach im Zelt: Aufstehen vor Sonnenaufgang, mit Zeltstangen kämpfen noch vorm ersten Kaffee (und der dann löslich, klar), Hosen die vor Dreck stehen können, abends essen mit Stirnlampen (ich habe aufgerüstet; näher am Äquator gibt’s weniger Licht und das merkt man beim Zelten doch sehr deutlich), halb warmes Bier, früh schlafen. Das ist gut. Aber das ist - auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen - einfach nicht mein Rhythmus.
Das Okavangodelta ist aber trotzdem toll. Und alle Mühe wert.

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Sonntag, 19. Februar 2012
Countdown rückwärts
Heute in zwei Wochen bin ich schon wieder Zuhause. Und ja, ich freue mich sehr darauf. Ich bin soweit. Die beiden Hauptziele, Distanz und Erholung, wurden erfüllt. Mit Bravur, darf ich bescheiden hinzufügen. Das Bauchgefühlt mir die drei Monate zu nehmen, nicht weniger und nicht mehr, war richtig. Jetzt freue ich mich sehr. Auf einiges mehr (auf einiges sogar mehr als man fassen kann), auf anderes ein bisschen weniger. Aber die gute Nachricht ist, dass ich mich auf alles wieder freue. Und das ist ein sehr gutes Gefühl.

Ich habe mich hier ein paar Tage in eine Lodge in der Nähe von Windhoek zurück gezogen. Denn auch beim Reisen braucht man mal Pausen. Um überhaupt hinterher zu kommen, bei all den Eindrücken, all den besuchten Orten und all den Gedanken die man dabei hat. Und auch denen die man einfach nur deswegen haben kann, weil Zeit, Ruhe und Raum dafür da sind. Und all diese wollten jetzt auch mal raus. Keine Sorge, ich werde sie nicht hier veröffentlichen. Aber auch in dieser Lodge kennt man mich vor allem mit meinem Laptop. Unterm Arm auf dem Weg zu einem neuen schattigen Plätzchen (oder auf der Suche nach Netz, die immer währende Suche, die Hauptschlagader der Kommunikation) oder aufgeklappt auf meinem Schoß. Ein bisschen nachdenklich vielleicht. Etwas stiller als sonst. Aber nicht weniger glücklich, zufrieden. Ganz zufrieden mit sich und der Welt.



So kann ich hier meine ganze Reise noch einmal Revue passieren lassen. In aller Ruhe, und es genießen. Mir die Bilder anschauen, überlegen was ich mitbringen will (Erfahrungen und Eindrücke), was ich mir behalten will (Ruhe, Gelassenheit, Pausen machen), was es mir gebracht hat und all das was es mir gebracht hat auch genießen. Bevor der Alltag zurück kommt. Weil das weiß ich von meinem Alltag schon gut genug (wir kennen uns ja schon ein paar Jahre). Der kommt meist mit großen Schritten. Unaufhaltsam für fast alle, auch für mich. Aber ich werde mir Mühe geben, es nicht zu überstürzen. Dennoch. Alles dann zu verarbeiten, so viel, das wäre unwahrscheinlich. Also lieber hier schon mal anfangen.



Morgen geht schon wieder das Packen los. Für die letzte Woche gibt es noch einmal ein großes Abenteuer-Abschluss-Spektakel. In den Hauptrollen: das Okavango-Delta, der Chobe National Park und die Victoria Fälle. Letztere Diva hat es in den Rang der sieben Weltwunder geschafft. Besonders freue ich mich allerdings auf das Okavango-Delta. Was, ich wage es fast gar nicht zu sagen, sogar noch mal unglaublicher als Namibia sein soll. Und im Chobe National Park? Eigentlich habe ich ja auch noch eine Verabredung mit einem Leoparden in freier Wildbahn. Ich werde noch einmal berichten.

Wahrscheinlich dann kurz vor Abflug.
Internet zu suchen erscheint mir in Botswana, wo ich teilweise sogar auf fließend Wasser verzichten werde, sinnlos.

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Samstag, 18. Februar 2012
Namibia
Für diesen Reiseabschnittsbericht werden mir nun schlussendlich die Adjektive ausgehen. Vor allem in der Superlativform. Ich fühle mich nicht in der Lage hinreichend zu beschreiben wie Namibia ist. Und wie meine, unsere Reise durch Namibia war. Denn was sagt schon toll und wunderbar? Und waren das nicht schon die anderen Parts der Reise? Aber ich konnte ja auch nicht wissen, was da noch kommt. Und ungerecht gegenüber den anderen Ländern will man auch nicht sein.

Namibia ist besonders und erinnert sehr viel mehr an eine Wunderkiste aus der ständig etwas neues, anderes, tolles raus gezaubert wird, als an eine ehemalige deutsche Kolonie am südwestlichen Rand von Afrika.

Namibia hatte aber auch einen Planungsvorteil, den man bei der Gesamtbeurteilung nicht außer Acht lassen darf. Nur in Namibia durfte ich Auto fahren, nur in Namibia hatte ich für ganze zehn Tage einen Reisegefährten. Und nicht nur irgendeinen, sondern in Gestalt des großen Bruders.

Und so fängt es an: In Windhoek, am Flughafen. Klein, ähnlich dem Paderborner, ineffizient, unfreundlich, unerfreulich. Gegenüber dem letzten Flughafen, Johannesburg, ist es ganz schrecklich unmodern. Fast popelig. Komischerweise bleibe ich geduldige, verstehe es nicht als schlechtes Omen und nehme es amüsiert. Der erste Monat im Süden Afrikas wirkt. Das dritte große Kapitel meiner Reise kann beginnen.



In Windhoek nehme ich mir ein paar Tage Zeit und bereite unsere Reise und die Route vor. Natürlich ist alles grundsätzlich vorbereitet, will aber noch gefeilt und poliert werden. Ich werde schon wieder aufgeregt. So aufgeregt, dass ich mich in den Tagen vertue und schon einen Tag zu früh alles wirklich fertig ist. Große Vorfreude auf diesen Trip, große Vorfreude auf meinen Besuch. So groß wie es nur kleinen Schwestern verstehen können, die schon mal im Ausland Besuch von ihrem Bruder bekommen haben.

Dann ist es soweit und es beginnt ein Urlaub im Urlaub, eine Insel im normalen Reisen. Eine kurze, durchorganisierte, straffe und vollgepackte, sehr gute Zeit!
Wir haben einen Jeep, Toyota unverwüstlich, mit einem Zelt auf dem Dach, Gaskocher, Kaffee und alles was man noch so braucht im Gepäck, und es geht los.




Unsere Route führt uns erst in die Namib. Die älteste Wüste der Welt mit dem Namen der "viel karges Land" oder "Ort, an dem nichts ist" bedeutet. Und ja, das haben wir gesehen. Aber karg heißt nicht hässlich. Da darf man nicht irren. Karg kann ja so spannend sein. Nichts, so schön.





Und warum erzählen so wenige von der Landschaft die einen dort schon hinführt?Der Namib-Naukluft-Nationalpark besteht nämlich auch aus den Naukluftbergen. Wir sind noch nicht lange aus der Hauptstadt raus und haben Mühe die Unterkiefer wieder zuzukriegen. Diese Landschaften - die von genau da bis auf der anderen Seite wieder nicht weit von Windhoek zehn Tage später, atemberaubend bleiben und uns im Wechsel verdattern, freuen, oder immer mal wieder ein "tzzz" durch die Zähne stoßen lassen - sind wie von einem anderen Stern.

Namib


Wo sind wir hier eigentlich gelandet? Namibia. Das zweit wenigste bevölkerte Land der Erde (nach der Mongolei) und eins um das die Deutschen damals ruhig noch ein bisschen hätten kämpfen sollen. Ich meine natürlich haben die sich sonst überall in die Nesseln gesetzt, und durchaus ab 1914 solche Vorrechte verspielt, Kolonien waren ja auch selten rühmlich und so weiter. Aber so ein schönes Land? Das hätten wir doch noch gebrauchen können! Und hier könnte doch auch der Bundespräsident dann wohnen. Direkt in der Wüste. Da ist noch so viel Platz.


Sousselsvlei ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen und auch wir steuern als erstes dort hin. Mitten in der Wüste, überall Dünen und das von Postkarten und Bildbändern bekannte Rot der Wüste, kommt beim Sonnenaufgang, den wir tapfer mitnehmen, erst richtig zur Geltung.



Farben gibt es - ironischerweise habe ich auf Farben vor allem in Indien gesetzt, und hier gefunden - hinter jeder Ecke andere, und hinter jeder Ecke schöne. Gelb, Rot, Grün, Braun, Blau und Grau haben wir in mindestens so vielen Schattierungen gesehen, wie mein nicht-künstlerisches Verständnis überhaupt aufnehmen kann. Schon bald sehen wir auch die ersten Antilopen. Springböcke, hunderte davon. Mit etwas bizarren weißen Gesichtern. Und besonders hübsch das Nationaltier: die Oryx-Antilope.

Oryx-Antilope


Strauße


Schon am ersten Abend waren wir uns unsicher, wie viele Tage wir eigentlich schon unterwegs waren. Am zweiten, nachdem wir uns das Naukluftgebiet noch näher angeschaut und in einer verlassenen, sehr übersehbaren Wüstenstadt gelandet sind, Solitaire, waren es gefühlt sicher schon eine Woche. Wenn nicht zwei.

Von da geht es die Küste rauf, die an endlos scheinenden Sand grenzt (ein seltsamer Gegensatz, den hier aber keinen stört) und für uns erstmal in einer etwas seltsamen, sehr deutschen und alten Kolonialstadt mündet.
Swakopmund. Hier bleiben wir ausnahmsweise zwei Nächte am gleichen Ort. Es gibt ein gutes und ein schlechtes Restaurant auszutesten, einen Kühlschrank und einen Benzinfilter zu reparieren und die Vorräte aufzufüllen. Und eine ganze Herde voll lustiger Robben und Delphine wollen besucht und Austern probiert werden (dass Austern hier besser sein als sonst wo, überlasse ich allerdings anderen zu beurteilen).

Wüste an Strand


Die Küste die dann weiter nach Norden führt. Naja. Das ist recht langweilig. Und wir biegen zügig wieder ab und tauchen in das Namibia ein, das schon beschrieben ist. Das abwechslungsreiche und nur schöne Namibia.



Nach dem kurzen Aufenthalt in der Zivilisation geht es zur Spitzkoppe, und ich glaube ich bin in Australien gelandet. Am anderen Ende der südlichen Welt wird wesentlich mehr Tamtam um weniger rote Steine gemacht. Natürlich ist das auch noch mal anders. Und klar ist ein so ganz großer und offensichtlich heiliger Berg wie Ayers Rock auch noch mal eine andere Geschichte. Das will ich hier gar nicht bestreiten. Dennoch bin ich ganz schön überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Viel mehr mit einem alpenähnlichen, recht normalen Berg. Wenn die hier doch "Matterhorn Namibias" dazu sagen. Weit gefehlt. Normal gibt's hier selten. So selten wie Internetempfang.

Das ist nicht Australien. Sondern Spitzkoppe im nordwestlichen Namibia, Damaraland.


Sonnenuntergang. Irgendwann haben wir sie nicht mehr fotografiert. (Fast) jeden Abend fürs Bilderbuch.



Danach geht es weiter zum Brandberg, dem höchsten Berg von Namibia, der seinen Namen von, na klar der Farbe hat, die er annimmt, wenn spät die Sonne drauf scheint. Wir bleiben nicht für das abendliche Spektakel. Röter als bei der Spitzkoppe kann es nicht werden. Und Twyfelfontein will auch noch besucht werden. Mitten im Damaraland, trocken, felsig, ist nämlich eine der größten Ansammlungen von Felsmalereien zu finden und wird in unser kulturelles Programm aufgenommen. Wie alt die Malereien sind, weiß keiner ganz genau, man schätzt aber die Erstellung der ältesten auf über 20.000 Jahre v. Ch.

Twyfelfontein, Malereien


Wir bleiben nicht im Sand stecken, wir verfahren uns nicht in der Wüste (das ist sicherlich auf Philipps Konto zu buchen) und Wasser und Nahrung hätten wir in jedem Fall genug dabei gehabt. Die Fahrten machen Spaß. Linksverkehr irritiert nur kurz, Allradantrieb, da wo man ihn auch nutzen kann, macht so viel Freude wie Sinn und wir reisen so durch so ungewöhnliche, so bizarr schöne, sehr verlassene Gegenden, dass ja, wie schon gesagt, Stauen und Freuen den ganzen Tag, fast jeden Tag, bestimmt.

Eine Reifenpanne wird meisterlich behoben. Weder die nicht vorbeifahrenden Autos und noch der nicht vorhandene Handyempfang werden benötigt. Das schaffen wir auch alleine. Und das ist auch besser so. Wasser- und Essensvorräte hin oder her. Es ist nicht ganz der Ort an dem man gerne das Zelt aufschlägt. Hier sollen auch Leoparden seien. Tagsüber mehr zu unserer Enttäuschung allerdings "too shy" um sich zu zeigen. Und Leoparden in der Nacht? Suchen die sich nicht auch immer gemütlich Plätze über dem Boden? Wie unser Zelt vielleicht? Das erfahren wir nie.

Panne


Ein paar Abende später werden ebenso meisterlich T-Bone-Steaks im strömenden Regen gerillt. Es ist ja so schön einen großen Bruder zu haben!

Grillen im Regen


Wir stoppen hier und da für kurze Wanderungen. Schwimmen in Bergpools. Finden immer wieder andere und schöne Orte für Kaffeepausen, aussteigen, Fotos machen oder die Weite mit dem Fernglas untersuchen. Kann das denn wirklich sein, dass hier wirklich niemand, nirgendwo zu sehen ist?
Außer Antilopen, Strauße, Steinböcke und Zebras natürlich.

Und dann kommen wir erst in den Etosha National Park. Ein weiteres Highlight der Reise. Obwohl eigentlich war kein Tag kein Highlight. Dennoch den Etosha Park haben mir schon in Südafrika alle in den besten Tönen beschrieben. Wir sind zur Regenzeit da, was es etwas schwerer macht, wirklich alle Tiere zu beobachten. Auf Elefanten machen wir uns schon gar nicht mehr viele Hoffnungen. Aber okay, die Landschaft ist so in jedem Fall um Längen schöner. Und ganz ehrlich, wenn man in der ganz ausgetrockneten Landschaft nur von Wasserloch zu Wasserloch fahren muss, zu denen zwangsläufig alle Tiere spätestens am Nachmittag kommen, dann ist es vielleicht auch ein bisschen zu einfach, oder?

Auch wenn wir schon vorher nicht wenig Tiere gesehen haben, die Konzentration nimmt im Park dann natürlich deutlich zu. Und alles ist grün.




Was man hier allerdings nicht mehr darf: einfach aussteigen. Wilde Tiere lauern vielleicht schon im nächsten Busch. "Stay in the Car"


Verkehrsbehinderungen


Größenverhältnisse... Und das Auto ist nicht klein.


Neben all den Antilopen, Steinböcken und Reharten und Zebras, sehen wir unzählige Giraffen. Sogar welche kurz vor der Zeugung.

Giraffenpaar: gestört


Giraffen sind schöne Tiere. Und werden unsere guten und treuen Freunde. Die auch nachts an einem der Wasserlöcher vorbei kommen. Eine schöne Erfindung, die aus einem Teich, Flutlicht, Bänken und einem Zaun in den allen drei großen Restcamps des Parks die vielleicht besten Orte für einen Balvenie Scotch machen. Abends wird hier zumindest in der Trockenzeit ein stimmungsvoller Blick auf wassersuchende Tiere geboten. Dafür ist im Moment allerdings wirklich zu viel Wasser im Park. Und da sich die Tiere nichts aus dem Scotch machen, bleiben wir größtenteils alleine.

Im Etosha Park sehen wir schon am ersten Nachmittag ein Löwenpaar am Straßenrand. Und hier ist es noch mal schöner und echter als im Kruger Park. Auch hier sind nur wenige andere Autos unterwegs und diese Löwen entdecken wir als erste, auch als einzige. Löwen gibt es aber auch noch viel mehr. Wann anders sehen wir ein ganzes Rudel ein Zebra verspeisen.

Löwenrudel beim Familienessen: es gibt Zebra


Abends eine Löwin, die keine 10 Meter von der Straße Wache hält und die Abenddämmerung mindestens so genießt wie wir.

Löwin, ganz entspannt


Abendstimmung im Etosha



Und am letzten Tag spaziert noch einer direkt vor uns über die Straße. Momente in den man dann doch die Fensterscheiben hochfährt.

Löwe auf der Straße, direkt vor uns



Und wir haben Glück und finden auch doch die Elefanten. Und dann gleich eine ganze Herde.

Elefantenherde


Was Namibia uns alles bietet, nimmt dann auch noch seinen vermutlichen Höhepunkt in zwei Nashörnern die sich um ein Wasserloch zanken.



(Auch als Video erhältlich: http://www.youtube.com/watch?v=ZbrF4CI49xQ)


Es ist so schön durch solche Landschaften zu fahren und einfach nur zu schauen. Mit guter Musik, manchmal auch ohne. Wäre ich nicht schon längst entspannt, hier wäre ich es spätestens geworden. Und so viel Weite, wie wir hier insgesamt gesehen haben, ich denke das reicht auch für meinen eher größeren Bedarf, erstmal für ein paar Jahre.

Weite, ganz viel


Schon randvoll mit Eindrücken und Erlebnissen, sind wir noch nicht am Ende der Reise. Der letzte Tag, der eigentlich nur zurück nach Windhoek führen soll, bietet - natürlich, wie hätte es anders sein können? - noch mal spektakuläre Aussichten. Und eine Pause bei alten Dinosaurierfussspuren.

Auf dem Weg zurück, zwischen Etosha und Windhoek:







Und weil das alles offensichtlich immer noch nicht genug ist, gibt es abends in einer Bar zufällig die letzte, sehr spannenden Stunde des Afrika-Fussball-Cups. Zambia gewinnt gegen die Elfenbeinküste beim Elfmeterschießen, und zwar nicht schon bei den ersten fünf, sondern erst bei 8 zu 7. Die Menge tobt. Wow!

Ja, ich habe diese Reise okay geplant. Aber in meinem kühnsten Träumen nicht das erwartet. Namibia rocks!

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Donnerstag, 2. Februar 2012
Übers Campen
Campingplätze sind seltsame Orte.

Vor mir steht ein Kia Jeep mit einem Motorboot mit einem Motor der fast halb so groß ist wie das Boot.
Hinter mir hat jemand ein 'Braai', grillt also. Grillt aber nicht wie wir üblicherweise Würstchen oder eben ein Steak, sondern ein halbes Tier. Aufgespannt auf einer eigenen Vorrichtung. Ich habe nicht gefragt, welches der Tiere die hier rumlaufen sich in der Vorbereitung befindet. Die englischen Damen im Waschraum Fönen sich ihre zweifelhafte Haarpracht. Dafür ist es hier allerdings ein richtig schöner und sauberer Waschraum mit warmen Duschen.

Wenn man campt, ist man so dankbar für so wenig. Kein Regen in Afrika zum Beispiel. Zumindest nicht bevor man die Regenplane über sein Zelt gespannt hat. Dass die afrikanische Schulklasse bald abreist. Dass es bald einen Ort gibt, an dem man einen halbwegs ordentlichen Kaffee bekommt. Oder, aber das bleibt auch dieses Mal unerfüllt, einen Hauch von Internet.

Schreiben fällt hier schwer. Man trinkt eher Bier. Führt stumpfsinnige Gespräche. Und versucht so früh wie möglich schlafen zu gehen. Ich komme hier im Schnitt um halb 10 ins Bett. Das macht aber auch das Aufstehen um fünf Uhr leichter.

Auch wenn ich all die Naturkinder bewundere oder beneide. Ich bin keins. Ich fühle mich unwohl ohne Internet. Ich fühle mich unwohl ohne guten Kaffee. Und ich teile ungern meine Dusche. Außer mit sehr sorgfältig ausgesuchten Menschen. Also nicht denen die hier rumlaufen.

Engländer zum Beispiel, das habe ich hier wieder gelernt, erkennt man am Gang. Noch bevor man ihren verbrannten Nacken und die rötlichen Haare oder zumindest diesen besonderen, meist etwas dümmlichen, Gesichtsausdruck sehen kann. Engländer heben die Schultern leicht und gehen 'breitarmiger' als ihre Schultern es fordern, und das von den schmalen bis mühsam aufgepumpten. Ich habe noch nicht rausbekommen warum sie das wirklich tuen, weil es sie weder gefährlicher (deswegen würden es die Tiere tun) oder besser aussehen, und auch nicht ob es möglicherweise Ausnahmen gibt. Meine Studien sind hier noch nicht abgeschlossen. Nachtrag: Warum Engländerinnen breitarmiger gehen als ihre Schulter es fordern, ist ja wahrscheinlich Allen klar.

Gestern Abend gab es eine Diskussion über das zunehmende Problem der Fettleibigkeit in Südafrika, und hier verstehe ich sofort wovon die Rede ist. Das Problem ist ungefähr so groß wie das Land.
Hier - jetzt gerade in Drakensberg - gibt es viele Südafrikaner (neben den allgegenwärtigen Holländern und denen der vorangegangen Betrachtung), weil auch sie hier Urlaub machen oder ihre Arbeitslosigkeit feiern oder sonst was tun. Aber natürlich gibt es wie an allen Plätzen an denen ich mich als Tourist aufhalte, auch andere von uns, der unvorteilhaften Spezie der Touristen. In Namibia werde es wahrscheinlich unzählige Deutsche sein.

Und natürlich genieße ich das Campen auch in Abschnitten. Sogar in den meisten. Ich weiß ja, wo ich meine Dusche und meine Kaffeemaschine zurückgelassen habe. Und warum. Und es ist schön so nah an den Geräuschen zu sein (nicht denen der Engländer oder Touristen allgemein, das kann ich im Dunkeln nicht immer ausmachen) und morgens von Sonne, die sich durch das dichte Moskitonetz der Vordertür arbeitet, geweckt zu werden. Neulich standen zudem ein paar Rehe vor meiner Tür zur Begrüßung. Und der lösliche Kaffee, der dann von den sehr sorgenden Crewmitgliedern zur Verfügung gestellt wird, ist ja wenigstens warm.



Die erste Nacht im Zelt war auch wieder eine schöne Erinnerung. Denn natürlich habe ich auch gute Erinnerungen ans Campen. Wie meistens in der verzerrten Retrospektive freier Zeit. Aber auch wirklich gute Erfahrung, nämlich an all das um das Campen herum. Und das was nie fehlt zu erinnern, tut es auch hier: der Geruch. In dem Fall ist er besonders stark ausgeprägt. Denn unsere Zelte haben den unverwechselbaren Geruch von Armeestoff, der sich hier mit dem Gummigeruch der Matten paart und zusammen mit Erde und viel Frischluft den Duft 'Campen' macht. Und für den Fall, dass ich noch nicht ganz angekommen wäre, fängt es auch gleich an zu regnen und würzt alles mit 'Nass'.

Ich sehe erstaunlich viel Regen in Ländern die ich auch ausgesucht habe, weil sie ganz eindeutig in unserem Winter Sommer haben. Nicht dass es zu kalt wäre. Nur manchmal. Vor allem nach dem Regen und dann im Zelt und nachts. Tagsüber ist es natürlich meistens eher zu heiß. Vor allem bisher in Afrika. Aber dass es so viel regnet? Ich dachte immer Afrika hat zu wenig Wasser. Soll wohl auch so sein. Ich kann das allerdings nach meiner bisherigen, wenn auch bescheidenen, Beobachtung nicht bestätigen. Hier regnet es bisher fast jeden zweiten Tag. Und das erzeugt dann gerade beim Campen genau das was ich am campen am schlimmsten finde: alles wird klamm und erst dann, mit klammen Stoff, wird der Campinggeruch perfekt.

Aber ich werde weiter campen. In Afrika besucht man den Busch, und da stehen nicht immer Hotels. Und Campen ist auch lustig. Und ich werde tapfer sein. Und nicht klagen. Nur ganz selten. Und dann hier.

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Dienstag, 31. Januar 2012
Gruppen-Reise-Report von Port Elizabeth bis Johannesburg


Start und Addo Elephant Park (Tag 1-2):
Ich fühle mich als würde ich auf Klassenfahrt fahren. Und noch habe ich keine Freunde. Mein Bus kommt eineinhalb Stunden zu spät und meine deutschen Eigenschaften kommen durch. Wenigstens haben sie angerufen. Aber Jeff, gefühlt keine 25, halblange blonde Haare und eher ein Surfer als ein Naturexperte und Guide für die nächsten zwei Wochen, hat anfangs keinen leichten Stand bei mir. Der Bus ist noch mit ca. 13 anderen besetzt und die Gruppe sieht nett aus. Tatsächlich sind die Bedenken der Alleinreisenden unnötig. Nur zwei "Paare" sind dabei. Ein Vater-Tochter-Gespann aus Holland und ein belgisches Pärchen. Alle anderen reisen auch allein. Ich finde einen Platz vorne bei einem Teil der Spaßmachertruppe und finde mich ein. Der Bus ist kein Bus sondern ein Truck mit Allradantrieb und ausgetüfftelter Ausstattung, quasi für diese, unsere Bedürfnisse massgeschneidert. Alles ist gut zu verstauen, große Fenster, praktisch. Finde ich gut und erinnert an gut durchdachte Wohnmobile oder Segelboote. Dass er den Namen "Dusty" trägt, weil man alle nach "Rockstars" benennt (diesen also nach Dusty Springfield), sehe ich ihnen nach und hoffe die große Jazzsängerin auch.
Und wir sind unterwegs. Zum Addo Elephant Park. Je näher wir kommen desto ferner gleitet die Konzentration von den üblichen und nötigen aber auch nicht unangenehmen Konversationen. Wir nähern uns einem der wichtigen Nationalparks in dem mein erster "Game Drive" stattfinden soll.
Mit unserer Ankunft muss aber erst noch anderes erledigt werden. "Set camp" ist eine der fast täglichen Aufgaben, die mit der Zeit immer leichter fällt: Zelte aufbauen.

Warum ein "Game Drive" "Game Drive" heißt konnte mir noch keiner erklären. Große wilde Tiere werden offensichtlich als "Game" bezeichnet. Ich hoffe im Krüger Park auf Erklärung und habe mir zudem ein Buch zugelegt, in dem eine der Ranger-Legenden seine Erfahrungen und Anekdoten zum besten gibt.

Die richtigen "Game Drives" in den Parks finden natürlich in extra Wagen statt, offen, Sitze erhöht, eher gedeckte Farben. Wir nehmen einfach unseren Truck, groß, laut, knallweiß. Aber das gute, daran ist, dass man hin und her laufen kann und die beste Position zum schauen, stauen, sich freuen oder zum Fotos machen findet. In den anderen Wagen muss das der Guide für einen machen.
So klemmen wir also hinter den großen Scheiden, die Kameras geladen - und finden nichts. Zumindest nichts von den großen Tieren, schon gar nicht von den "großen fünf". Zugegeben, die Enttäuschung im Addo Elefant Park keine Elefanten zu sehen nagt etwas. Und es regnet. Regen ist schlecht. Nicht nur überhaupt, sondern für die Tierbeobachtung deshalb, weil dann die Tiere nicht weit spazieren müssen für ihre Getränke.
Etwas Linderung bietet meine erste Begegnung mit Zebras. Und davon viele und wiederholt, nah und fern. Hübsch. Sehr hübsch. Ich lerne, dass die Zebras die wir hier sehen, gar nicht schwarz-weiß sind, sondern schwarz-weiß-braun. Die anderen sind fast nur in den Bergen zu finden. Ich versuche mich an die zahllosen Tierfilme zu erinnern und komme zu keinem Ergebnis. Vielleicht nachretuschiert? Das Braun ist aber auch nur leicht zu sehen und gibt einen leicht schmutzigen und damit vielleicht auch echteren Anstrich.



Zurück im Camp erkunde ich das kleine, lebendige Touristendorf. Es gibt eine große Karte auf der man eintragen kann, wo man zuletzt welche Tiere gesehen hat, und verfolge mit großen Augen die blauen Magneten die die Löwen markieren. Ich darf keinen dazu machen. Wann anders, so hoffe ich. Da ich mich mit meiner neuen Behausung noch nicht ganz angefreundet habe und mich frage wie ich wohl schlafen kann, gehe ich auf Nummer sicher und kaufe auch gleich noch eine Flasche Rotwein. Südafrikanischer Shiraz. Das können die hier wirklich gut.

Meine Ankunft und die Verabschiedung von vier anderen hat die Crew veranlasst zum Abendessen ein Tischtuch und Kerzen auszupacken. Ich freue mich noch mehr über das Essen. Das während der ganzen nächsten Tage ausnahmslos ausgezeichnet sein wird. Und der Guide ist schon fast rehabilitiert.



Der erste Tag endet mit meinem Shiraz in einem Campingbecher und der zwar dunklen aber sehr stimmungsvollen Aussicht auf drei Nashörner. Das findet statt an einem für die Touristen künstlich angelegtem Wasserloch, wo man mit dezenten Flutlichtern einen guten Teil überblicken kann. Die Touristen versuchen leise zu sein und in den Schatten der Bäume Bewegungen zu erkennen. Und wir erkennen die Bewegungen und dann auch die Umrissen von, jawohl, drei Nashörnern. Allerdings nur bis jemand dämlich genug ist mit Blitzlicht zu fotografieren. Die Geräusche des Parks klingen wunderschön und ich merke jetzt noch mehr als beim rumfahren, dass da draußen auf der gigantischen Fläche dieses Parks wirklich unfassbar viele Tiere leben. Und so gelingt es auch die gedämpften Stimmen der Menschen auszublenden und zu spüren: Angekommen in der Natur!

Game Driver stehen früh auf. Wir um fünf. Es gibt Rusks, eine ganz gute Zwieback-Abart mit Rosinen oder was es gerade gibt in gut daumengroßen Stücken, die den löslichen, aber notwendigen Kaffee erträglicher machen. Um sechs Uhr passieren wir die gerade geöffnete Porte aus dem Camp raus und gehen wieder auf Pirsch (wenn man das für das schon beschriebene Ensemble so nennen kann). Und werden fündig! An einem der Wasserlöcher begegnen wird einer großen Elefantenherde.



Defacto einer so großen Elefantenherde, wie sie auch von den geübten Guides keiner je gesehen hat. Circa 30 Elefanten, groß, klein, männlich, weiblich, tollen um das Wasser herum und sind einfach unglaublich. Ruhig, schön, echt. Natürlich. Es ist kein Vergleich mit einem Zoo, auch nicht mit den Elefanten in Indien die ich auf der Straße schon mal gesehen habe. Diese Elefanten leben hier, werden nicht gefüttert, nicht gepflegt. Nur fotografiert. Das schon. Aber natürlicher geht halt nicht. Ich mache so viele Bilder wie meine Kamera pro Minute schafft und erinnere mich auch daran, immer wieder die Kamera weg zu legen und einfach nur zu schauen. Elefanten sind, das weiß ich jetzt, tolle Tiere. Sie strahlen etwas aus, dass sich mir bisher zumindest entzogen hat. Sie trotten so nebeneinander her, sind aber ruhig dabei. Auch wenn sie spielen oder sich schubsen, irgendwas erhabenes umgibt die ganze Herde.



Elefanten gehören zu den intelligenten und kommunikativen Tieren. Bei allen Beschreibungen und Erzählungen kommen insgesamt die Löwen gar nicht gut weg (zu faul, zu blöd), die Elefanten aber immer. Elefanten vergessen nie und haben hunderte Weisen miteinander zu sprechen. Auch an dem Wasserloch geht einiges an Rumgebrumme, Halbgetröte und Genuschel. Ein durchschnittlicher Elefant trinkt um die 200 Liter am Tag. Das erarbeiten sie sich durch ihre Rüsselladung von bis zu 6 Litern die sie hochziehen und sich dann in den Mund spritzen.
Weil Elefanten nichts vergessen, sind Orangen im ganzen Park streng verboten. Vor vielen Jahren soll es um diese beliebten Früchte erbittere Kämpfe gegeben haben. Und heute lässt der Geruch allein die Tiere total ausflippen. Und so ruhig und nett sie auch aussehen mögen, aggressiv will man sie ganz sicher nicht näher kennen lernen.
Elefanten sind außerdem so schwer, dass sie im Stehen schlafen. Wenn sie sich hinlegen, was daher nur selten passiert, könnte die reine Masse ihre Beine oder andere Teile des Körpers brechen. Und Brüche oder ähnliche Verletzungen gleichen nicht selten dem Todesurteil. Einer in unserer Herde lag, ein kleiner. Der steht aber putzmunter auf. War wohl noch nicht so schwer.

Insgesamt ein tolles Erlebnis. Und ich denke nicht an die Löwen, die ich noch nicht gesehen habe, sondern freue mich noch den ganzen Abend und länger über die Elefanten.

Cintsa Arena Lodge (Tag 3-4):
Ein Freizeit-Abenteuer-Camp in Cintsa beschert uns Strauße, Pfauen und Rehe die um unsere Zelte strolchen, ein bisschen ruhige Zeit zum lesen, einen tollen Kanutrip und wieder Regen.
Die Kanutour macht Spaß und Anna und ich erfinden auf dem Rückweg das Segel-Kanu. Der Ausflug führt über einen wunderschönen Fluss und müdet am Strand. Und was für einem. Sicherlich dem schönsten, den ich bisher in Afrika gesehen habe. Hier kann ich lange spazieren gehen und ein bisschen Zeit für mich genießen. Das ist am dritten Tag dann auch schon nötig. Diese Tage sind die, in denen ich mich im Zelten einfinde, mein Regendach alleine reparieren lerne und auch der leichte Gruppenkoller startet. Aber auch in denen die Natur besonders nah ist, und ich es genieße.

Lesotho (Tag 4-5):
Am übernächsten morgen starten wir früh - aber was bringt auch schon ausschlafen in einem Zelt oder in einer Gruppe? Wir gehen auf die erste richtig lange Truckreise. Über sechs Stunden, aber fast jede davon ist es wert am - oder teilweise halb aus dem - Fenster zu kleben. Wir fahren nach Lesotho. In das Land im Land, in dem mir dann schlussendlich klar wird, dass ich die Gummistiefel vergessen habe. Wusste ich aber auch nicht, dass man die hier braucht. Aber in Lesotho scheint man sie zu brauchen. Dem Land das man hier so anders ausspricht, als ich dachte. Und das Land mit einer der schönsten Bergketten und Auenlandaussicht, und eben der höchsten Gummistiefelkonzentration (neben vielleicht einigen Orten an der Nordsee). Das muss ein Teil der Nationaltracht sein. Fast alle die ich hier sehe tragen welche. Die satte Natur verrät auch, dass es hier viel regnen muss. Und das Land zeigt sich in der zweiten Nacht auch natürlich von der nassen Seite. Aber die kommt erst noch. Angekommen in "Leesuuzzuu" finden wir ein schönes Camp mit echten Campingduschen vor, also eher nicht so guten. Aber wieder Natur. Viel davon. Und die Aussichten sind wirklich toll. Auf dem Weg ins Land nach der Grenze winken uns überall Leute zu, Kinder laufen dem Bus nach. Sie scheinen sich wirklich zu freuen. Lesotho ist ein armes Land, ein Königreich, monarchisch in dem es außer dem König nicht viel gibt. Ein bisschen Zuckerplantagen, Landwirtschaft, keine Schulpflicht, viel Aids. Aber was für eine Natur! So viel Schönheit. Und das macht sie auch stolz.



Lesotho heißt "Königreich im Himmel" und sieht auch genau so aus. Das ganze Land, mit seinen 30t Quadratkilometern und 1,8 Millionen Einwohnern, liegt über 1000 Meter hoch, und das sind die "los areas", und geht bis über 3000 Meter. Der Ort bot Stämmen im frühen 19ten Jahrhundert Schutz vor Verfolgung und relativ sicherem und relativ blutigem Tod. Die Unabhängigkeit war dann ein langes hin und her Gezerre und letztlich ist auch heute unklar, wie lange Lesotho noch wirklich abgegrenzt von Südafrika sein wird, und sein will.

Wir besuchen ein Dorf, werden rumgeführt. Nicht uninteressant und ein schöner Spaziergang durch die schon benannte Schönheit der Natur. Aber ein bisschen fühlt es sich doch immer komisch an. Eine Gruppe von Touristen, mit Brustbeuteln (das war ich nicht!), Kameras parat (daran war ich beteiligt), Rucksäcken (okay, das geht kaum ohne) und ein bisschen dämlich in der Gegend rumschauend wenn in brüchigem Englisch die Touristenshow der Dorftour losgeht, Erklärung von alten Bauweisen, ein bisschen von dem Land, aber alles so oberflächlich, dass es nicht wirklich interessant wird. Fragen tut man dann auch nicht, sondern gibt Trinkgeld. Aber das selbstgebraute Bier habe ich nicht versucht. Das sah ungefähr so aus wie Ziegenmilch, zudem bewahren mich meine ersten leichten Magenschwierigkeiten der gesamten Reise davor überhaupt daran zu denken.

In Lesotho erlebe ich auch den ersten wirklich nennenswerten Sternenhimmel mit einer bestens ausgeschilderten Milchstraße, selbstverständlich dem obligatorischen und klaren Kreuz des Südens und ganz, ganz vielen anderen Sternen und auch Planeten zwischendrin. Ich nehme mir vor mehr über Sternbilder und Sterne zu lernen, weiß aber auch, dass ich mir das schon mal vorgenommen habe.

Am nächsten Tag reiten wir Ponys. Die sehen ein wenig angeschlagen aus, aber wesentlich besser sehen sie auf der Lippstädter Kirmes auch nicht aus. Aber sie sind groß genug, dass man nicht mitlaufen muss. Sie sind fast so groß wie Pferde und die Mischung oder Abgrenzung wird mir auch nicht klar. Hier werde ich nicht nachforschen, sondern hoffe darauf, dass die spitzen Rückenknochen Teil der Rasse sind. Wiesen gibt es hier ja wirklich genug. Das Reiten ist keine Herausforderung und jeder sieht einigermaßen aufrecht aus auf den gefügigen und gelangweilten Tieren. Aber sie bringen uns recht komfortabel, recht weit in die Landschaft und das machen sie sehr gut. So reiten wir über Bergen, Hügel, Steppen und Wiesen, durch Dörfer, zu Höhlen die vor tausenden Jahren bemalt wurden, zu einem Wasserfall zur kurzen Abkühlung und wieder zurück. Lesotho ist einer der bisher schönsten Stopps auf der Tour. Auch wenn die zweite Nacht statt Sternenhimmel mal wieder Regen bringt.



Drakensberg (Tag 6-7):
Wieder zurück in Südafrika ist Drakensberg ist im Vergleich mit Lesotho weniger beindruckend als es eigentlich sein sollte. Die Bergkette ist die höchste in Südafrika und ebenfalls wunderschön (es soll die schönste in Südafrika sein, aber eben nur in Südafrika und nicht in Lesotho). Grün, satt in der Regenzeit und idyllisch. Einige nennen es auch die afrikanische Schweiz, aber solche Namen und Schilder sieht man hier öfter - an verschiedenen Stellen. Es gibt viele Möglichkeiten hier zu wandern, klettern, reiten und ich entscheide mich für den weniger aufwendigen Weg. Ich wasche meine Wäsche. Auch weil hier der Gruppenkoller erneut zuschlägt und das erste Mal auch durchdringend einen Nachmittag für mich fordert. Vormittags wandern wir noch in der Gruppe, aber die Option den ganzen Tag durch die Hitze und den Royal Natal National Park zu laufen, auch wenn es mit den berühmten Aussichten auf das Amphitheater und den zweithöchsten Wasserfall belohnt werden würde, verbieten es mir an dem Tag meine Nerven. So komme ich sogar dazu nachmittags ein bisschen zu schlafen. Die frühen Morgende (keiner später als sechs Uhr bisher) fordern Tribut. Die kleine Wanderung ist aber schön, hübsch die Berge, auch die Aussicht, auch ein Wasserfall mit frischem guten Wasser. Und abends wieder ein Sternenhimmel. Das so viel bessere Gegenstück zum Regen.

Durban (Tag 8):
Nach zwei Nächten in dem Camp fahren wir nach Durban. Ich weiß bis heute nicht genau warum. Wahrscheinlich weil es auf dem Weg lag. Seitdem ich Durban kenne weiß ich auch warum die letzten Klimagipfelverhandlungen gescheitert sind. Das konnte hier nicht klappen. Aber auch hier wieder - ich hatte kein eigenes Auto. Und man sagte mir, dass es schöne Ecken geben soll - woanders. Ich suche hier mal wieder erfolglos Internet, im Hotel gab es dann eine wacklige Verbindung zum europäischen Preis.
Es gibt einen schönen Strand, leider sind die Straße, die Promenade und die ganzen Hotels daran nicht schön und das verdirbt es in Summe sehr. In einem der Hotels schlafen auch wir. Und das ist das beste an dem Stopp: ein Bett, ganz für mich alleine, eine Tür die ich hinter mir schließen kann und ein eigenes Badezimmer! Abends gehen wir essen in einem Fischrestaurant. Es stellt sich heraus, dass es eine Kette ist, die es zum Beispiel auch mehrfach in Kapstadt gibt, und das Essen schlecht ist. Sehr originell und ich wünsche mir unser Truckessen zurück. Dann gehen wir aus. Ist ja Samstagabend. Erst in eine Bar, die sich nicht entschließen mag, ob sie bald schließt oder noch nicht ganz auf hat und dann in einen Club der fast exklusiv weiß bevölkert ist. Dahin meine Träume von echten Afrikanischen Rhythmen und Beats. Aber es ist in Ordnung und macht auch ein wenig Spaß.
Das schönste an Durban ist meine neue digitale Grundausstattung zu der jetzt auch endlich wieder ein MP3-Player gehört. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, nur meinem alten und wie sich dann rausstellte kaputten MP3-Player, und wieder, ohne mein Iphone loszufahren. Anna, meine gute Gefährtin auf der Reise, hilft mir mich für den neuen iPod-Nano zu entscheiden. Ich ärgere mich nur kurz darüber, jetzt einen zweiten iPod zu besitzen (mein anderer liegt Zuhause) und nicht die Steuereinsparungen aus Dubai wahrgenommen zu haben, und ab da liebe ich ihn, trage ihn immer bei mir und genieße die Busfahrten noch mehr.

St. Lucia und Nilpferde (Tag 9):
Wir fahren weiter nach St. Lucia und kommen in das nicht mehr malariafreie Gebiet. Es wird auch feuchter. Nicht wegen dem Regen, sondern wegen einer eher unangenehmen feuchten, stechenden Hitze. In St. Lucia gibt es auch viel Wasser, was sich massenhaft Nilpferde, Krokodile und viele Vögel zur Heimat gemacht haben. Wir fahren mit dem Boot raus (unglaublich heiß) und bekommen ganz viele "Hippos" zu sehen.

Nilpferde können gar nicht richtig schwimmen. Sie laufen durch das Wasser und verstecken sich fast den ganzen Tag im Nass, weil sie sehr empfindliche Haut haben. Trotz dieser Gemeinsamkeit empfinde ich nur wenig emotionale Bindung zu diesen Tieren.



Ab und zu zeigen sie ihre großen, gelben Zähne und untermauern, dass sie viel weniger mit den lustigen Tieren, die wir aus Schokoladen-Werbung und Comics kennen, als mit der eher ekelhaften, fies aggressiven und übellaunigen Spezi. Nur kleine Nilpferde, die sind natürlich trotzdem süß.



Auch diese Nacht verbringen wir in einem Hotel und ich wünsche mir mein Zelt zurück. Weil es ein Moskitonetz hat und weil es vielleicht nicht in der Nähe von einer wild gewordenen Gruppe Engländern gestanden hätte. Die Hitze und die Mücken zerren am Gemüt und ich will langsam Löwen sehen.



Hluhluwe Imfolozi Game Reserve (Tag 10):
Wieder am frühen morgen werden wir abgeholt und diesem Mal in die "echten" Game Drive Wagen verfrachtet.

Morgens vor sechs, aber glücklich:


Wir fahren in einen sehr schönen und wieder sehr großen (auch wenn es für die Tiere und die Natur schon lange nicht mehr ausreicht, diese Parks sind trotzdem riesig!) Nationalpark und besuchen Tiere und Natur. In diesem Park gibt es die dichteste Bevölkerung von Breitmaul Nashörnern und genau diese sehen wir auch in gefühlt Armlänge Entfernung.



Es gibt zwei Arten von Nashörnern, "weiße" und "schwarze", wobei wir deuten den Unterschied umständlicher aber treffender beschreiben. Nämlich Breitmaul- und Spitzmaul-Nashörner. "Black Rhinos" sind seltener, etwas kleiner, haben eine andere Kopfform und vor allem läuft die Unterlippe spitz zu, ein bisschen wie ein Schmollmund und das macht den Mund auch dunkler. Die "White Rhinos" haben dagegen eine breite Unterlippe die wesentlich heller aussieht. Ich habe bisher nur die "weißen" gesehen, wobei nicht hundertprozentig geklärt ist, welche im Addo Park am Wasserloch standen.
Und noch eine Begegnung machen wir und zwar eine besondere und offensichtlich recht seltene. Wir sehen "Wild Dogs" bei der Jagd. Diese wolfsähnlichen Tiere sind die mit erfolgreichsten Jäger und dennoch bedroht und relativ selten. Vielleicht liegt das daran, dass sie im Rudel von ca. 15 zusammen leben und nur das dominante Paar Nachwuchs produziert. Alle anderen müssen mit Futter beschaffen, und das tuen sie zusammen, strategisch und ein bisschen hinterhältig. Wenn ein Rudel, oder ein "Pack", ein Opfer ausgeschaut hat, stirbt es mit 80 prozentiger Wahrscheinlichkeit. Wird isoliert, zu Tode gehetzt und dann nach der Hackordnung verzehrt. Das verschafft ihnen auch genug Flüssigkeit, was ihnen den wichtigen Vorteil einer relativen Wasserunabhängigkeit gibt. Der Testosteron geladene Teil unserer Gruppe ist sich einig, dass Wild Dogs die eigentlich coolsten Tiere sind. Der angehende Mediziner aus Mauritius mit dem irren Blick faselt schon die ganze Zeit davon, dass er einen Wild Dog sehen will (alles andere hat nämlich schon gesehen, davon faselt die übrige Zeit). Tut er aber nicht. Sein Fahrzeug kommt zu spät. Und das tut mir nur fast ein bisschen leid und auch nur weil sein Geburtstag ist.

Swaziland (Tag 11):
Danach überqueren wir wieder eine Grenze und entern Swaziland. Wieder ein "landlocked" Land, was jedoch auch an Mozambik angrenzt. Swaziland war mal viel größer, geblieben sind dem König und seinen 900.000 Untertanen nur noch 17t Quadratkilometer. Dafür wird hier Polygamie gelebt und sehr ernst genommen. Der letzte König hatte zum Beispiel über 600 Kinder mit diversen Frauen. Da möchte man sich das Gerangel um die Nachfolge lieber nicht vorstellen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 37. Hauptsächliche Todesursache auch hier Aids. Swaziland ist wieder nicht reich im monetären Sinne, aber reich an Kultur und Stolz.



Wir übernachten in einem 4,5 Hektar großen Naturschutzgebiet, dem Mlilwane Wildlife Sanctuary. Wieder schön, wieder viel Natur, und auch wie immer ein bisschen anders als die Landschaften davor. Die Zebras grasen an den Wegrändern wir bei uns Kühe.



Ihr Anblick ist in den letzten Tagen so normal geworden wie der seltene Anblick weißer Haut außerhalb von Hotels oder Campingplätzen. Unser Campingplatz bietet eine schöne Feuerstelle, und für mich einen riesengroßen Baum unter dem ich etwas abseits einen Ausblick und Ruhe finde. Ich gehe nicht auf die nächste große Wanderung mit, sondern bleibe sitzen. Es ist einfach zu schön und zu viele Eindrücke wollen verarbeitet werden.



Lediglich ein kleiner Spätnachmittag-Spaziergang, der noch dadurch verkürzt wird, dass wir uns beim Park abmelden und um fünf Uhr zurück melden müssen. Abends kommen die Nilpferde aus dem Wasser, und falls wir um fünf Uhr nicht zurück sind, brauchen die Wächter noch eine Stunde Zeit um uns zu finden, bevor es die wie schon beschrieben, meistens nicht so gelaunten Nilpferde tun. Das leuchtet mir sofort ein und auch mit dieser beruhigenden Aufsicht im Kopf versuche ich denn die Karte richtig zu lesen. Und das wir zu dritt sind verlaufen wir uns auch nur einmal, und nur ein bisschen. Abends gibt es traditionelle Tänze, und wenn auch irgendwie schön, gilt hier das gleich wie für die meisten Touristenaufführungen. Es fühlt sich blöd an, und man gibt Trinkgeld.
Und es fängt wieder an zu regnen. Die Wettervorhersagen kündigen weitere Stürme und viel Regen für den Kruger an. Die Nachrichten von den Überschwemmungen haben wir schon in den letzten Tagen gehört. In der Rezeption, bei der Beschwörung des schüchternen Internetsignals, höre ich wie ankommende Touristen aus dieser unserer weiteren Richtung von Regen, Regen und Regen berichten. Ein ganzes Camp im Kruger ist seit ein paar Tagen unter Wasser, die Menschen werden mit Hubschraubern evakuiert, die Flussufer und einige Brücken sind ordentlich demoliert und alles ein wenig um Ungleichgewicht. Die größte Flut seit über 10 Jahren. Soviel Regen tut auch Afrika nicht gut.

Kruger National Park (Tag 12-13):
Nach einer langen und wieder schönen Busfahrt (mit meiner Musik, dank iPod) erreichen wir den Kruger National Park. Und wieder steigt die Aufregung. Das Buch, das ich mir im Addo Park gekauft habe (A ranger emembers) ist schon halb durchgelesen und so sagen wir die Eingänge und einige Station auch etwas. Wir entern den Park natürlich vom südlichen Ende und werden auch im südlichen Teil bleiben. Unser erstes Camp liegt fast direkt hinter dem Eingang. Crocodile Bridge. Angekommen werden die Zelte aufgeschlagen und zwar in der Nähe von einer Cappuccinomaschine. Bei so großen und so touristischen Attraktionen wie dem Kruger National Park ist es Vorteil und Nachteil zu gleich, dass Herden an teilweise schnöseligen und recht reichen Touristen Luxus wie zum Beispiel den eines Cappuccinos einfordern. In dem Moment sehe ich nur den Vorteil und freunde mich gleich mit dem Kaffeemacher an. Er ist nicht der erste Batista, und fragt vorsichtig ob ich überhaupt seinen Cappuccino will, da seine Milchaufschäumkünste nicht optimal seien. Ich versichere ihm, dass ich den Kaffee, solange er aus der tatsächlich gut aussehenden Espressomaschine kommt und Milch ein Bestandteil ist, ganz ausgezeichnet finden werde und beruhige ihn damit, dass ich auch noch keinen Baristakurs gemacht habe.

Abends gehen wir auf einen "Sunset Drive". Wieder in den richtigen Game Drive Autos. Und alleine die Stimmung vom Wechsel von Nachmittagssonne, zur Dämmerung zum Sonnenuntergang bis in die Nacht ist es wert einfach nur gefahren zu werden, zu schauen, zu staunen und sich wohl zu fühlen. So viele "Ah" und "Oh" Momente, auch ganz honen die Tiere. Aber die machen es natürlich noch eine gute Umdrehung toller.

Gnus, oder auch Wilderbeest:


Und so sehen wir wieder viele Zebras, Gnus die hier "Wildebeest" heißen, Elands die ein bisschen was von einem Elch haben, aber eigentlich eher mit Antilopen verwandt sind, Massen an Kundus, Warzenschweinfamilien, viele Vögel, darunter Adler und Geier, Reptilien, zwei Schakale und Elefanten. Die Elefanten sehen hier anders, aber genauso schön, vielleicht sogar noch ein bisschen schöner als im Addo Park aus. Sie sind dunkler, was alleine an der Farbe der Erde mit der sie sich immer wieder abkühlen zu tun hat und die meisten haben prächtige und stolze Stoßzähne (im Addo haben die Weibchen keine und die Elefanten sind insgesamt kleiner). An einer Stelle begegnen wir einem einzelnen Bullen. Wenn Bullen in die Pubertät kommen werden sie von der Gruppe getrennt. Zuviel Testosteron, zuviel Ärger. Und so machen sie auch nicht viel weniger Ärger wenn sie alleine sind, haben nur weniger an denen sie es auslassen können. Unser Wagen hält und wir warten was passiert. Der Bulle ist schön, schaut uns ruhig an und kommt auf uns zu.



Ein Passagier steht im Wagen auf, um besser zu sehen, und wird vom Guide unwirsch zurück gepfiffen. Aufstehen ist eine ganze schlechte Idee. Fast so schlecht wie aussteigen. Die Tiere in den Nationalparks sind an Autos gewöhnt. Autos werden aber nicht mit Menschen gleichgesetzt. Steht ein Mensch auf, oder steigt aus. Ändert sich das. Und ein Auto bzw. der Mensch wird zur Beute.



Der Elefant kommt immer näher (bis ich feststelle, dass er gar nicht mehr in meinen ausgefahrenen Zoom passt). Wackelt mit den Ohren. Trötet ein bisschen vor sich hin. Schabt mit seinen Vorderstampfern und nimmt bespritzt sich selbst mit Sand. Überlegt offensichtlich was er tun will. Dann dreht er ab, und läuft auf der Straße hinter uns vorbei, bleibt auf der Straße und schaut sich noch einmal um. Als würde er sagen, "Glück gehabt". Man könnte ganz vieles in seinen Ausdruck, seine Bewegung, sein Schlenkern zurück auf die Straße und Forttrotten legen. In jedem Fall ein besonderer Moment den ich für immer erinnern will. Und natürlich waren wir nicht wirklich in Gefahr. Nur ein kleines bisschen vielleicht und vielleicht wusste das kluge Tier auch, dass in jedem Fall, wenn er uns etwas getan hätte, er selbst hätte dran glaube müssen. Tiere die Menschen angreifen werden in den Parks prinzipiell erschossen. Eben weil sie erinnern und nicht mit dem Glauben davon kommen sollen, dass Menschen vielleicht ganz lecker sind. Deswegen bringen die Menschen die sich selbst in Gefahr bringen auch immer die Tiere in Gefahr. Was ziemlich unfair ist und natürlich ein großes Ärgernis für alle die in den Parks arbeiten oder sonst irgendwie Tierfreundlich sind.

Auf dem weiteren Weg sehen wir tolle Giraffen (eine zahme hatte ich schon viel früher in einem Camppark kennen gelernt, und ach schon welche von ganz Weitem gesehen), die direkt neben der Straße an den Bäumen zupfen und welche die vor und hinter unserem Wagen die Straße überqueren.



Die Tiere hier sind die Autos sehr gewohnt, so stört es sie gar nicht dass da so ein komisches Metallding im Weg rum steht. Die Tiere haben auch immer Vorfahrt. Der Bulle zum Beispiel. Unser Guide meinte, dass es gut sein kann, dass so ein Bulle jetzt ein paar Kilometer auf der Straße spaziert. Und alle Autos zurück fahren müssten bis er sich für einen anderen Weg entschieden hat. Außerdem sehen wir wieder viele Nashörner, auch mit Kleinen, das mich ganz unweigerlich an die Zora aus "In einem Land vor unserer Zeit" erinnert. Allerdings wieder nur die weißen, breitlippigen.



Nach dem Bilderbuch Sonnenuntergang sehen wir in unserem Suchscheinwerfern Hasen, Mangusten (sehen irgendwie wieselartig aus), ziemlich kleine aber niedliche Hyänen und eine afrikanische Wildkatze. So ähnelt meine erste "Katze", wie man hier alles vom Löwen, Leoparden und Geparden bezeichnet, im Kruger Park einer gewöhnlichen Hauskatze! Was machen die eigentlich hier im Park? Wer hat das erlaubt?

Und so schreibe ich auf der Rückfahrt ins Camp innerlich schon meinen Text vom 'Löwen der nicht kam' und finde mich mehr oder weniger damit ab vielleicht keinen mehr in Südafrika zu sehen. Aber da käme dann ja noch Namibia und eine neue Chance und außerdem, vielleicht würde ich es auch überleben einfach doch keinen zu sehen. Und ich hätte es auch überlebt. Aber ich lebe wahrscheinlich noch ein bisschen besser mit den Erlebnissen die am nächsten Tag folgen wollen.

Nach ein bisschen hin und her habe ich mich doch entschlossen auf Nummer sicher zu gehen und meinen Glück einen Löwen zu erspähen den roten Teppich auszurollen. Wie der große Teil meiner Gruppe buche auch ich den Ganztages-Game-Drive mit den Kruger Spezialisten. Die können auf die kleinen, ungeteerten Straßen und haben Funk mit denen sie sich auf dem Laufenden halten können, was gerade wo liegt oder gesehen wurde. Um sechs Uhr morgens geht es wieder los und soll bis ca. drei Uhr am Nachmittag gehen. Eine weitere glückliche Fügung lässt meinen Wagen mit vier Personen nur wenig besetzt und trennt uns von dem mittlerweile überwiegend lästigen anderen Teil der Gruppe. Und wieder ist es eine herrliche Stimmung wenn die Sonne über dem Park aufgeht und alles langsam aufwacht (zumindest das was nicht schon die ganze Nacht unterwegs war). Die Autos sind komplett offen, in dem Fall aber modern, und der Fahrtwind ist morgens frisch und wir in Decken gehüllt. Es ist herrlich und ich könnte, tatsächlich auch ohne Löwen oder sonstiges zu sehen, den ganzen Morgen oder so lange es geht ohne dass es zu heiß würde so durch die Gegend fahren. Die Liste meiner Orte mit Entspannungsgarantie ist um einen Punkt reicher.
Ich bin ohne Fernglas, darf es mir aber regelmäßig von meinen netten Mitfahrern ausleihen, dafür aber mit meiner Kamera gut ausgestattet (die anfängliche, wenn auch nur kurze Sorge ob ich genug Zoommöglichkeiten habe, soll völlig unberechtigt bleiben).
Die Fahrt verbringt man mit Suchen. Auch wenn man es gar nicht immer will, scannt man die nahen Büsche, die Bäume und den Horizont. Nicht selten alles gleichzeitig. Nach sieben Stunden Fahrt ist man deswegen ziemlich erschöpft, aber eben auch glücklich, und auch bei allen nächsten Fahrten, selbst wenn im Truck und an den großen Straßen außerhalb jeder Parks, kann man Blick nur langsam wieder das Suchen abgewöhnen.

Und wir werden fündig. Erst sind es die Büffel, die etwas abseits im Gras versteckt von Marwati, der jungen und lustigen Holländerin und Halbindonesin, entdeckt werden. Erst einer, und dann sehen wir eine ganze Herde dahinter.



Büffel fehlten uns noch in der "Sammlung" der "Big Five". Jetzt sind es nur noch die Katzen, und zwar die großen. Eigentlich ist es eine Abart aber auf Safari suchen alle vor allem nach diesen großen fünf, die sich aus den gefährlichsten großen Landsäugetieren zusammensetzen. Das sind der Elefant, das Nashorn, der Büffel, der Löwe und der Leopard. Fotos dieser Tiere werden Trophäengleich gehandelt, obwohl andere viel schwerer zu sehen sind, wie die Wild Dogs, und ich fühle mich langsam etwas dumm mit meinem kindischen Wunsch einen Löwen zu sehen, spätestens als ein Luxusminibus mit getönten Scheiben vorbeirollt und uns eine aufgeregte alte Dame mit pinken Botoxlippen nach den Löwen fragt und wir nur mit Schulterzucken ich etwas schamvoll gar nicht reagieren können.

Aber wir sehen dann doch noch die Löwen. Und zwar als erstes in Form von zwei Löwinnen die sich erst hinter einem Busch verstecken und dann vorsichtig herauskommen, sich wieder langsam umdrehen und dann davon ziehen. Schön!!



Ich weiß gar nicht wie ich es mir vorgestellt habe, aber natürlich ist so was in solchen Parks selten intim. Die Löwinnen wurden schon von einem Auto vor uns entdeckt, das an der Stelle parkt und auf die beiden zeigt und Zeichen gibt. Meine Weitsichtfähigkeiten wurden schon von Fahrlehrern und diversen Optikern widerlegt und auch wenn die Kontaktlinsen eigentlich korrigierend einwirken, ich habe kein einziges Tier als erste gesehen. Oder doch, die Wild Dogs, aber die liefen auch über die Straße und es ging mehr um Geschwindigkeit als um Weitsicht.

Das andere Auto sieht auch einen Leoparden, als wir gerade einen Adler bei der erfolgreichen Jagd und seinem Mittagessen in Form des Botswanischen Nationalvogels beobachten. Denen läuft der einfach vors Auto und das ist natürlich eine Sensation. Leoparden sind am schwierigsten zu sehen, weil sie immer überall und nirgends sein können. Man kann sie schlecht gezielt suchen, weil sie nicht wie Löwen lange öffentlich rumliegen und schlafen und weil sie fast immer alleine unterwegs sind. Ich hätte lieber den Leoparden gesehen als den Adler, aber ich versuche die ebenfalls beeindruckende Erinnerung zu genießen und es als vielleicht gerechten Ausgleich für den Wild Dog zu sehen. Der Vollidiot saß in dem anderen Auto.

Der Löwe
Nach der Mittagspause fahren wir zu einem Punkt an dem andere schon Löwen gesehen haben. Und siehe da, es sind tatsächlich drei männliche Löwen (Begeisterung! Ebenfalls häufig schwieriger zu sehen als die Weibchen und doch mein inniger Wunsch), die ganz unverblümt im Busch bei einer Aussichtsstelle, mittlerweile schon umgeben von vielen Autos, ein ausgiebiges Nickerchen machen. Sie sehen so aus als wären sie im Koma. Unser Guide meint, das liegt an der Hitze. Eigentlich liegen sie selten so auf der Seite. Aber bei der Hitze, ich auch mittlerweile uns ganz schön fertig macht, verstehe ich das sofort.

Auch hier ist es alles andere als ruhig oder intim-magisch. Die Autos fahren im Kreis um die Löwen herum und dass nicht gehupt wird um das drängeln noch zu bestärken ist alles. Und es hätte mich vielleicht gar nicht überrascht. Wahrscheinlich aber die Frau die gerade gefährlich nah am Löwen mit ihrer Kamera aus dem Fenster hängt. Vor allem wenn es den Löwen erschreckt hätte. Der Löwe den ich am besten sehen kann, sieht friedlich aus, kuschelig mit seine Mähne und man würde ihn wirklich am liebsten anfassen. Am besten sogar mitnehmen. In dem Fall wäre ich auch ganz schnell für Katzen in der Wohnung zu haben. Gleichzeitig strahlen sie aber auch Gefahr aus. Dass mit denen im Wachzustand nicht gut Kirschen essen ist, weiß man nicht nur, sondern spürt man auch. Und trotz der Zoo-ähnlichen Verhältnisse ist es ganz anders als alles was ich von Zoos oder anderen Käfigtieren kenne und die Aufregung ist groß. Bis mich wieder die Leute vor und hinter mir nerven die vor den Tieren posieren und zwar so lange bis die hinter ihnen schon befürchten, dass die Löwen aufwachen und kopfschüttelnd verschwinden könnten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich in der Aufregung später auch vor den Löwen fotografieren lasse. Aber es hat wenigstens keiner gewartet…

Wir kommen nämlich zurück.
Nach weiteren schönen und auch Tierreichen Abbiegungen endet unsere Fahrt wieder im Camp. Dorrt treffen auf die "Daheim"-Gebliebenen und starten mit ihnen und noch ein paar von den alles-sehen-wollenden (in dem Fall auch ich) in unserem großen Truck und fahren zurück zu den Löwen. Die immer noch da sind! Mit noch mehr Autos drum herum, aber immer noch genau so friedlich schlafend. Einer recht sich ein bisschen dreht sich einmal, und pennt weiter. Und es ist wieder wunderschön! Trotz all der Aufregung drum herum. Aber ich kann es ja auch nur zu gut verstehen.



Mein Leben hat sich aber nicht verändert seit dem. Es war einer der Momente auf die man lange wartet und dann aber doch nichts ganz besonderes passiert. Aber es wirkt auch noch nach. Und sicher ruft es noch viel Vergnügen und ein bisschen Gänsehaut hervor. Und mein Foto vom Löwen kommt vielleicht ja gerahmt ans Bett. Dann haben wir doch eine Katze in der Wohnung.


Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre (Tag 14)
So sind wir frisch gebackenen, oder zumindest aufgewärmten, Tierexperten am nächsten Morgen wieder unterwegs. Wir haben mit einer Nachunterbrechung wieder viele Kilometer vor uns. Was mich mit den fast schon zu vielen Eindrücken, dem vertrauten Ausblick auf die Landschaft und meiner Musik im Ohr gar nicht stört. Wir starten wieder früh, weil wir morgens schon in Moholoholo erwartet werden. Einem Ort an dem kranke, verletzte, oder anders schwer zu behaltende Tiere gepflegt und zum besseren Teil wieder auf die Freiheit vorbereitet werden. Ein Teil der Tiere muss bleiben. Wir bekommen erklärt was den Tieren passiert ist. häufig sind die Menschen das Problem, noch häufiger allerdings die anderen Tiere und der mangelnde Platz. Die Territorien sind besetzt, und so werden auch große Raubtiere von zuvielen seiner Artgenossen ausgeschlossen, bekämpft und verdrängt und dann spaziert schon mal ein Leopard in Gegenden rum, wo er gar nicht hingehört, im Zweifel Kühe jagt oder sogar Menschen anfällt und dann erschossen wird. Wenn es gut läuft kommt er vorher nach Moholoholo. Wir werden herumgeführt und jetzt ist es natürlich wirklich mehr wie in einem Zoo. Aber in einem guten Zoo. Und die Leute arbeiten offensichtlich mit ganzer Leidenschaft für die Tiere. Und das ist schön zu sehen. Und auch ein zwei Wochen alten Nashorn, noch ganz ohne Horn, oder der Leopard in seinem Gehege sind auch so hübsch, wenn auch anders, anzusehen. Hier lasse ich das meiste an Trinkgeld oder Spende, wie es hier auch zutreffender heißt bisher auf der Reise und ärgere mich dann aber doch zu sehr über die Gruppe die so lange an jedem Zaun klebt und sich in allen Posen fotografieren lässt, dass die arme kleine Koreanerin dahinter gar nichts zu sehen bekommt. Ich gehe im schamvollen Abstand. Noch hinter der Koreanerin.

Der letzte Abend findet in einem schönen Camp, dieses Mal sogar mit einem richtig gedeckten Tisch und großen Büffet statt. Wobei auch hier das Essen schlechter ist als das was wir jeden Abend vom Guide bekamen. Aber die Atmosphäre ist nett bis die obligatorischen Tänzer kommen und wieder etwas von der peinlichen Touristenrolle deutlich machen.

Panorama Route und Johannesburg (Tag 15)
Der letzte Tag im Truck ist gespickt mit tollen Aussichten. Wir halten hierfür dreimal. Und zwar bei God' Windows, einer Aussichtsplattform von der aus man Kilometer weit über das Land schauen kann. Bei noch klarerem Wetter sogar bis nach Mosambik, beim Blyde River Canyon und bei den Pinnacle. So schaufeln wir also noch mal die letzten Bilder auf unsere Memorykarten und drehen dann der Natur vorerst den Rücken zu und fahren dann lange Strecken Schnellstraße. Zuletzt auch, passend zum Abschluss der Reise, im starken Regen.

Abends komme ich erschöpft aber zufrieden, voller Eindrücke und glücklich in meinem Hotel an. Hier genieße ich wieder mein eigenes Zimmer, ein Bett von vernünftigen 160x200cm Ausmaßen, ein eigenes und großes Badezimmer und Internet. Dass ich es mir sowieso verboten habe, Johannesburg genauer anzusehen, vor allem bei Nacht, stört mich so nicht im Geringsten. Ich bin zurück in der Zivilisation!

Zum Fazit ziehen werde ich noch ein paar Tage brauchen. In allem wird es aber ganz bestimmt positiv.

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Sonntag, 29. Januar 2012
Der Löwe!

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Freitag, 13. Januar 2012
I got that green light, baby
"Call me the breeze
I keep blowin' down the road
Well now, they call me the breeze
I keep blowin' down the road
I ain't got me nobody
I don't carry me no load
Ain't no change in the weather
Ain't no changes in me
Well, there ain't no change in the weather
Ain't no changes in me
And I ain't hidin' from nobody
Nobody's hidin' from me
Oh, that's the way it's supposed to be
Well, I got that green light, baby
I got to keep movin' on
Well, I got that green light, baby
I got to keep movin' on
…"
(J.J. Cale)

Knysna hat doch auch im Ort etwas zu bieten. Und zwar bei Fat Susi's Bistro. Hier gehe ich gleich zu Mittag und zu Abend essen. Zwischendrin die erwähnten Episoden. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise suche ich immer neue Lokale. Es gibt ja so viel zu entdecken. Allerdings nicht hier. Ich habs versucht. Wirklich. Ich bin straßenweit gelaufen. Aber da ich mittags ein sagenhaftes Curry bekommen habe, denke ich nach dem immer dunkler werdenden Häuserblock (wir sind aber nicht mehr in Kapstadt); "never change a winning team" und laufe zurück zu Susi. Jetzt wünsche ich mir einen Salat den es gar nicht auf der Karte gibt. Aber das ist der Lohn der Wiederkehrer. Und es gibt noch einen oben drauf. Ich bemerke schon anfangs das kleine Musikequipment in der Ecke der Terrasse. Eine Gitarre, ein Computer, ein Verstärker. Meistens wenn ich so was sehe, habe ich sehr Gutes zu erwarten. Versuche aber meine Erwartungen den Umständen anzupassen. Ich bin ja nicht in Badenheim. Und so steht auch irgendwann jemand auf, der sich später durch seine Erzählungen von seinem bald 40-jährigen Hochzeitstag und Liedern für seine Frau, als sicher über 60 rausstellt. Aber was soll's. Er hat Spaß am Singen. Kann es einigermaßen (und außerdem kommt das meiste der Musik aus dem Computer). Vertut sich nur meistens im Text. Ausnahmslos alle Lieder sind wahrscheinlich allen, sicher aber allen anwesenden bei Susi, bekannt. Mir dank meiner ausgezeichneten Ausbildung in alten Rockklassikern - in dem Fall leider - auch die meisten Texte. Der Mann hat wahrscheinlich keinen großen Bruder. Aber das macht nicht viel und ich freue mich dennoch. Vor allem über J.J. Cale: Call me the breeze. Und die wichtigste Zeile: I got that green light, baby. Trifft er zumindest textlich einwandfrei.

Und wie wahr und wie passed. "I got that green light. I got to keep moving on."

Heute ist Halbzeit. Noch 46 Tage Reise vor mir. 46 Tage Reise hinter mir. Und wenn nicht schon anfangs alles auf grün stand, dann sicher und spätestens nach dem ersten Monat.
"I keep blowin' down the road."

Na gut ein bisschen "Load" würde ich meinen sicher wieder eher über 15 Kilo wiegenden Rucksack plus Handgepäck (mit dem schweren Zeug wie Buch, Kamera und Laptop) schon nennen.
Von all dem anderen schweren Gepäck fühle ich mich mittlerweile schon gut befreit und weit entfernt.

Und wenn es doch sehr vieles gibt was ich vermisse und darunter einiges sehr stark vermisse, so freue ich mich auch, dass es noch einmal so viel Zeit ist. So viel Zeit. Und so viel für mich. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen.

Dass Port Elizabeth oder ein anderer Ort an der Gardenroute keiner für mich zum Verweilen ist, müsste schon bekannt sein. Zugegen auch etwas fies, hier einfach vorbei zu zischen und abfällige Kommentare zu machen. Zur Ehrenrettung sei vielleicht eingeschoben, dass das deutsche (es gibt ja überall auf der Welt so viele Deutsche!) Pärchen nebenan schon das dritte Jahr nach Afrika reist. Und ich denke auch genau wusste wo sie hinfahren, als sie sich im Nebenapartment eine Woche einmieteten. Alles Geschmacksache. So auch seine Badehose.

Es ist auch ganz egal. Zumindest jetzt und für mich. Denn eigentlich bin ich schon längst auf dem Sprung zu meiner Tour!
Ich bin so aufgeregt wie ein Kind das zum ersten Mal fliegen darf. Meinen Rucksack habe ich jetzt schon zum dritten Mal gepackt (sowieso ein sehr schönes, fast meditatives Ritual).
Ich bin soweit! Bin ich schon seit drei Tagen.

Ich schreibe jetzt und hier alle meine Vorbehalte gegenüber Gruppenreisen in den Wind.
Ich werde mich anständig benehmen.
Allen Melanies und Kevins die vielleicht neben mir Platz nehmen wollen freundlich und interessiert gegenüber treten.
Immer höflich sein, nicht sarkastisch.
Ich werde mich an die Anweisungen des Guides halten.
Ich werde mich freiwillig zum Spülen melden.
Ich werde nicht an mein Gruppendynamisches Training denken.
Ich werde allen wahrscheinlich 20 Teilnehmern bereitwillig immer wieder die gleiche Lebensgeschichte erzählen. (In Auszügen, aber dafür ehrlich. Meine Erfahrung weiß, dass ich nach viermal an einem Tag so gelangweilt bin, dass ich vom Pfad der Wahrheit abweichen kann..).
Ich werde mich bei der Beurteilung meiner Mitreisenden an das Treatmenthouse erinnern und daran, dass es doch wichtiger ist, dass das "Herz am rechten Fleck ist" als die zu laute oder zu schrille Aussprache oder gar der Inhalt der Sätze.
Ich werde meine Zahnpasta teilen.
Ich werde nicht über das Essen oder zuwenig Kaffee klagen.
Ich werde mit der Hitze zurecht kommen.

Ich werde es lieben!

Die Reise führt mich 15 Tage lang durch vier oder fünf Nationalparks, zwei Königreiche, ein paar Berge, ein paar Flüsse und Seen, sicher viel Steppe und zu ganz vielen Tieren!

Und ich bin ganz aufgeregt. Morgen schon geht es zu den Elefanten. Im Addo Elefant Park, so scheint es mir zumindest, ist es unmöglich keine Elefanten zu sehen. Und morgen Abend werde ich das erste Mal mein Zelt aufbauen und den Sternenhimmel bewundern (wenn ich es nicht schaffe, sogar sehr lange). Und wahrscheinlich verzweifelt umher laufen um ein bisschen Handynetz zu bekommen und nach Berlin zu telefonieren. Insgesamt gilt für diese 15 Tage: Ich bin im Busch. Mein Laptop ohne Strom. Ich weitgehend ohne Netz. Es gibt zwar zwei Städte. Eine zwischendurch, eine am Ende. Aber wer weiß.

Wenn es hier also lange keine Einträge gibt, dann bin ich draußen unterwegs und sammle und jage Nachschub an Bildern. An Eindrücken. An Erfahrung.

Und am meisten freue ich mich auf die Löwen!

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Hat jemand die Gardenroute versteckt?
Ich muss mich bei Deutschland und meinen ICE- Fenstern entschuldigen. Was sich dahinter abspielt kann an den meisten klaren Tagen locker mit der südafrikanischen Gardenroute mithalten.
Jetzt kann man natürlich einwenden, dass ich die ganze Zeit geschlafen hätte. Dass ich aus anderen Gründen schlecht drauf gewesen sein könnte. Dass der Bus eine ganz andere Strecke gefahren ist. Oder dass ich einfach keinen Geschmack habe. Wahrscheinlich stimmt alles ein bisschen, aber alles nicht ausreichend genug, um in irgendeiner Weise rechtfertigen zu können, warum die Südafrikaner so stolz auf diese "Route" sind.
Ich denke es liegt daran, dass sie selbst meistens nur so weit fahren. Es denen darüber hinaus einfach zu heiß wird. Oder weil es so schön europäisch aussieht? Oder es wurde zur WM erfunden, damit alle in der Nähe von Kapstadt bleiben. Eine große Marketingverschwörung vielleicht?

Aber von vorne. Ich bin mit meinem Taxi also zum Busbahnhof, der um diese Zeit noch keinen Ort hergab an dem man einen Kaffee hätte erstehen können. Das ist kein guter Start, aber vielleicht auch zuviel verlangt. Der Ticketschalter funktioniert allerdings einwandfrei und zügig. Bei solchen Vorgängen muss ich sagen, dass das den deutschen Standard eher übertrifft. Ebenso wie der Zustand der meisten Straßen. Was mich wieder dazu bringt, dass in Deutschland mal langsam die Maut eingeführt werden müsste. Aber das hat nun wirklich nicht viel mit der Gardenroute zu tun. Der Bus startet pünktlich. Auch kein deutscher Standard.

Dann geht es los. Ja, was geht eigentlich los? Es ist eine ganz normale Busfahrt und auch wenn ich schon gar nicht viel erwartet habe, so ein ganz kleines bisschen dachte ich schon es käme was besonderes. Ein bisschen nettes. Ab da wo die Gardenroute startet doch zumindest. Wobei ich sagen muss, dass das Rausfahren aus der Stadt eleganter war.
Okay. Da war dann vor allem viel grün. Aber nicht so viele Blumen, wie man sich so einen Garten durch den man fährt malen würde. Der deutlichste Hinweis auf den Ort sind die Schilder die mir mehrfach versichern, dass das die N2 und die Gardenroute ist. Am spektakulärsten findet mein europäisches einfältiges und vermutlich ignorantes Ich ein paar Strauße am Straßenrand. Auf ungefähr einem der über 450 Kilometer.

Und dann bin ich erst in Knysna! Selbst der Typ der mich vom Bus abholt rät mir so schnell wie möglich in den Wald oder ans Meer zu gehen. Knysna is all about it's surroundings. Aha. Macht ja Sinn. Aber ich habe immer noch kein Auto und das passt nicht richtig in meinen Zeitplan.

Deswegen versuche ich einfach zu schlafen. Das erste Mal wieder in einem Backpacker. Der wurde vom Lonely Planet empfohlen und langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich grundsätzlich alles was im LP über Südafrika steht meiden sollte. Quasi die Positivliste als Negativ sehen. Ich erinnere mich daran, dass wir das damals auch schon mal gemacht haben. In dem Versuch etwas abgelegener zu reisen und nicht immer die gleichen Gesichter zu sehen. Aber das ist 12 Jahre her und der LP über Indien hat mir auch gute Dienste geleistet. Einzuräumen ist lediglich, dass der LP zu Afrika versucht zu allen afrikanischen Ländern etwas zu schreiben (und deswegen Annes Cutter zum Opfer gefallen ist, damit ich nicht so viel tragen muss). Da kann man schon mal das beste Bistro mit dem langweiligsten verwechseln. Oder die Gardenroute mit einer echten Attraktion…

Zwei Ratgeber aus Deutschland wussten mir auch schon zu sagen: Schnell dran vorbei fahren, braucht man nicht viel Zeit für. Das kann ich nur unterstreichen.

So schnell verlasse ich dann auch Knysna wieder.
Nach einer lustigen Geschichte, in der ich mich im Bikini aus meinen als Einzelzimmer gemietetem Dorm ausschließe und eine Mitarbeiterin nach den verzweifelten Versuchen meine Tür aufzubrechen sich durch das Fenster Zugang und mir meine Klamotten zurück verschafft. Und nach der Erkenntnis, dass Südafrika im Sommer ein sehr, sehr heißes Land ist, in dem man sich immer mehrfach versichern sollte, dass die Zimmer wenigstens einen Ventilator haben. Vor allem wenn man tagsüber schlafen möchte, weil es im Bus dazu keine Gelegenheit gab. Dort werden bei Translux nämlich alle Passagiere mit christlichen Missionierungs-Promo-Pseudo-Drama-Spielfilmen belästigt. Und ich reise immer noch ohne funktionierenden MP3-Player, und fluche. Fluche weil ich mein iPhone vermisse, und fluche gegen die Filme in denen alle die ganze Zeit beten. Quasi als Gegengewicht. Das scheint mir hier deutlich aus den Fugen.

Und so bin ich auch sehr froh, als man mich morgens aus der (Gemeinschafts-)Dusche holt, um mir zu eröffnen, dass eine nette Lady gerade dabei ist nach Port Elizabeth aufzubrechen. In ihrem Auto! Halleluja! So schnell habe ich noch nie gepackt. Sie verspricht mir, dass wir nicht über Gott reden müssen (sie ist noch nicht mal Christin). Wunderbar! Mavis ist ziemlich gut drauf und voller Tatendrang. Eine schwarze Dame mittleren Alters mit vier erwachsenen Kindern. Sie gibt momentan Unterricht in Knysna für Leute die sich zu so etwas wie Pflegern ausbilden lassen. Außerdem gibt sie aber auch Kurse zu Aids, Kurse zu Management, Selbstdarstellung und zu erster Hilfe - alle Level. Jetzt will sie noch eine NPO gründen und den ganzen Leuten die vor ihrem Viertel rumhängen und auf Arbeit warten, Handarbeit verschaffen. Damit sie sich nicht so langweilen. Und auch damit sie sich selbst ein bisschen helfen können. Mavis findet Suppenküchen doof. Sie will die Leute nicht füttern, sie will das sie was dafür tun. Klar, pragmatisch, richtig. Keine Frage. Leider weiß sie gar nicht wie das geht und wie man jetzt an Gelder kommt. Ich schlage ihr einen Kurs vor, aber ich bin nicht sicher ob sie mich versteht. Lachen tun wir auf jeden Fall beide. Neulich hat sie jemand angerufen, aber sie hat die nicht verstanden. Vielleicht seien das Deutsche gewesen. Ob das nicht sein könnte. Fragt sie mich. Schließlich bin ich als Deutsche Expertin für alle europäischen Verbindungen. Falls es europäische waren. Leider weiß ich es nicht, und auch nicht wie man jetzt von einem Mietwagen zwischen Knysna und PE an Fördermittel aus Deutschland kommen könnte. Ich fange an ihr von der deutschen und auch europäischen Bürokratie der Förderungen zu erzählen, lasse es aber schnell. Vielleicht hat ja wirklich jemand aus Deutschland angerufen. Kann doch sein. Ich habe auf jeden Fall jetzt auch ihre Nummer. Vielleicht rufe ich sie ja mal an und weiß dann mehr.

Jetzt bin ich in Port Elizabeth. Der Endstation der Gardenroute. Und wie könnte es nach den bisherigen Beobachtungen anders sein: Genauso fühlt es sich auch an.
PE ist so schlicht, so einfach, so gewöhnlich, dass noch nicht mal ich es schaffe mich darin zu verlaufen. Und das enttäuscht mich ehrlich. Aber auch hier gilt, was schon für die vorangegangenen Zeilen gilt. Ich habe sicher kein umfassenden Recht das zu beurteilen. Denn ich habe ja kein Auto. Alles hier fühlt sich an wie eine Kleinstadt in Florida. Die Trailerparks fehlen. Aber eins ist genau gleich: Ohne Auto ist man gar nichts. Sieht man gar nichts. Macht man gar nichts. Heute bin ich 20 Minuten durch die Sonne (nach einem Sturm mit Blitz und Regen gestern Abend ist es heute wenigstens bedeckt und nicht ganz so mörderisch heiß) gelaufen, um an einer Strandpromenade ein Café zu finden. Um dort etwas schlechtes zu essen. Wäre ich bloß im Hotel geblieben! Das ist nämlich nett. Mehr ein Einfamilienhaus mit Gästezimmeranbau, aber einem Garten, einem Pool und mittelprächtigem Internet. Aber zum netten Ehepaar und noch ein paar wenigen Gästen gehören eine Katze und ein Hund. Und ein Hund macht ja bekanntlich jeden Garten besser. So fühle ich mich auf meiner kleinen Terrasse wohl und habe den Ort gefunden den ich brauche um die nächsten Schritte vorzubereiten. Mehr als das und einen Supermarkt (zu dem ich von Margarete der Besitzerin hingefahren wurde) hatte ich von PE gar nicht wirklich erwartet. Damit sind wir wahrscheinlich quitt. Port Elizabeth und ich.

Nichts an diesem Ort inspirierte zu Bildern. Deswegen gibt es auch keine.

geschrieben am 12.01.2012

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Dienstag, 10. Januar 2012
Kap der guten Hoffnung und Abschied
Am letzten Tag in Kapstadt geht es noch einmal sehr touristisch zu. Ich buche eine Tagestour, die mich und sechs andere Reisende in einem Minibus zum Kap und zu einem Weingut karrt. Solche Reisen sind praktisch, aber behagen mir gar nicht. Guides die solche Touren machen, egal wie nett sie eigentlich sind, mag ich meistens nicht. Zu höflich, zu oberflächlich, zu lustig. Gehört zu ihrem Job, ist mir klar. Mag ich aber trotzdem nicht. Und die Mitreisenden sind selten ein wirklicher Zugewinn. In diesem Fall, ebenfalls sehr höflich und bemüht um meine Integration, ein älteres britisches Paar und eine Familie aus Mosambik. Aber was können die schön dafür und schließlich habe ich mich für eine Reise auch ohne Begleitung und im Fall von Südafrika gegen einen Mietwagen entschieden. Also los.

Und die Fahrt lohnt sich auch. Wir fahren schöne Küstenstraßen entlang, die man eben nur mit Auto (oder mit dem Fahrrad, was keine Option ist) befahren kann. Und ich genieße es wieder hinter einer fahrenden Fensterscheibe zu kleben und die Landschaft zu bestaunen. Hier fehlen mir wahrscheinlich die üblichen monatlichen ICE Kilometer, und diese Landschaft, so schön ich Deutschland auch finde, ist schon noch mal eine andere Nummer. Wir stoppen in Simons Town bei den Pinguinen, und fahren weiter bis zum Kap der guten Hoffnung. Das sollte eigentlich stürmisches Kap heißen. Schon damals war jemand clever genug zu erkennen, dass sich das sehr schlecht vermarkten ließe. Daher dieser hübsche, wenn auch wie sich rausstellte etwas gefährliche, Name. Schiffsunglücke gab es hier viele, im besten und wohl auch häufigsten Fall verfuhren sich die Schiffe allerdings nur in die auch deswegen so genannte "False Bay". Ob der Name nun positive Auswirkungen hatte - da müsste man ja gewarnt sein - bleibt mir heute noch unüberliefert.





Ausgerüstet mit meinen guten Erfahrungen laufe ich ohne mit der Wimper zu zucken zum Leuchtturm hoch. Die Aussichten sind tatsächlich sehr schön. Zumindest solange die Plattform noch nicht überfüllt ist. Dann kann es meinetwegen schnell weitergehen. Einen Cappuccino und einen Bangoon später sind wir wieder auf der Straße. (Bangoons sind Affen die dort die ganze Gegend terrorisieren. Ich finde sie süß. Und ich mache das erste Affen-Foto der Reise. Bisher sind mir immer alle zu schnell entwischt.)









Wir schauen uns Stellenbosch an, was mich leider unbeeindruckt lässt. Aber ich schiebe es auf die Tour. Das machen Stellenbosch und ich noch mal unter uns aus. Dann geht es noch zu einem Weingut, dieses Mal auch mit Probe. Beinahe hätte ich das ausfallen lassen. Weil ich weiß, dass es zu touristisch ist, dass ich Wein besser im Internet kaufe und auch schon genug Weinfässer in meinem Leben gesehen habe. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, es würde doch etwas Wichtiges fehlen, also bin ich froh und mache hier einen Haken. Und fahre das letzte Mal - erstmal - in die Stadt rein.

Stellenbosch:




Eigentlich habe ich schon am Tag zuvor Kapstadt inoffiziell Lebewohl gesagt. Und zwar als ich mich für das große afrikanische Menü im "Café Africa" entschieden habe. Offensichtlich beliebtes Ziel von Touren und Honeymoon-Reisenden werden einem dort mehrere typisch afrikanische Gerichte kredenzt. Alles zusammen mit bunter Einrichtung, bemalten Kellnern und der passenden Musik. Wenn mich das nächste Mal also jemand nach dem Essen in Afrika fragt, bin ich besser vorbereitet!

An diesem Abend checke ich noch einmal in ein anderes Hotel ein (ich wurde quasi umgesiedelt. Das ist ja hier üblich, siehe District six), dusche mir die Tour vom Leib und genieße mal wieder das Internet. Den ganzen Tag ohne Computer! Wie das werden soll, wenn ich erstmal in Busch und Wüste bin? Und dann husche ich noch ein letztes Mal in eine nahegelegende Weinbar. Ein schönes Glas Chardonnay und eine Tarte und ich bin zufrieden und, wie gesagt, erstmal, fertig mit Kapstadt.

Morgen früh um viertel vor sechs kommt mein Taxi. Dann geht es ca. acht Stunden die Küste entlang bis Knysna. Die berühmte Garden Route werde ich mir von einem Langstreckenbus aus ansehen, und dabei wahrscheinlich immer wieder mal einschlafen.


geschrieben am 11.01.2012

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Entdeckung Kapstadt Teil 2
Wichtig in Kapstadt: Immer mal wieder im City-Bowl rumlaufen. Immer mal wieder die Großstadt mit dem bunten Treiben einatmen. Auch wenn das kein Ort für längere Stopps ist, ist es dort aufregend und für die Länge von einem Kaffee schön.



Die Long Street ist die Party Straße. Ein Café, an einem Restaurant, an einer Bar und noch einer Bar. Bars habe ich vermisst. Überhaupt war ich in zu wenigen Bars, auch schon in Berlin in den letzten Monaten. In Indien habe ich das Konzept überhaupt nicht gesehen. Alkohol ist dort ein Problem. Die Leute trinken entweder gar nicht oder viel zu viel. Viele sterben an Masse und mangelnder Qualität. Restaurants in Indien führen nur selten Bier, ganz selten Wein, eigentlich nie etwas anderes. Ich habe nicht einen Gin Tonic bekommen in Indien. Aber es dennoch überlebt, noch nicht mal nur schweren Herzens. Man kommt gut ohne Alkohol aus. Auch ich.

Hier gibt es natürlich auch viele hübsche Geschäfte und ich muss regelmäßig auf mich einreden, dass ich kein Paket aus Südafrika nach Hause schicken werde und deswegen keine sinnlosen, noch nicht mal sinnvolle, Sachen kaufen werde.




Gärten gibt es hier ein paar. Die direkt in der Stadt heißen Company Garden und umschreiben einen nicht zu verachtenden Park, in dem sich ganze Familien in den Schatten tummeln. Sieht aus wie in Deutschland. Nur etwas gepflegter und die Hautfarbe hat eine wesentlich dunklere Skala. Ich lese hier ein bisschen in meinem noch in Indien gekauften Buch. Ein weiterer Beschluss für das neue Jahr: keine dämlichen Bücher mehr lesen. Das ist noch schlimmer als dämliche Filme sehen. Zum Schluss hatte ich mir ein sehr dämliches Buch über ein Gruppenreise in Namibia aufschwatzen lassen. Im Treatmenthouse gab es so viele Bücher. Und sicher so viele bessere. Plus, ich hätte wissen müssen, dass die Empfehlung nur schief gehen kann. Aber in den Gedanken teilweise auch an Namibia dachte ich… Völlig falsch. Dann einen schlechten Thriller. Den habe ich wenigstens nicht zu Ende gelesen. Schreckliche Sprache, primitiver Plot, gar nicht spannend. Nur dämlich. Autorin verweilt hartnäckig in den Bestseller-Listen in Deutschland. Auch das hätte ich besser wissen müssen.
Jetzt wieder einen Irving. Das klappt. Bis ich unruhig werde und weiterziehen muss.

Es geht ins Museum. Ins "District six", welches die Geschichte des gleichnamigen, bunten Viertels erzählt, das nahe Zentrum und Hafen gelegen 1966 (! da gab es bei uns vor allem Miniröcke, die Pille und die Beatles) zur reinen "weißen Zone" erklärt wurde. Alle anderen mussten raus und so wurden zwei Jahre später alle Schwarzen unfreundlich aufgefordert, das Viertel zu verlassen. Erst 2004 durften die ersten zurück. Im Museum wird viel über Heimat erzählt und was es bedeutet, wenn man die verliert. Das ist sogar noch berührender als der bekannte Graus des Rassismus. Der ist hier noch sehr nah. Sehr frisch. Auch wenn ich weniger davon auf den Straßen und in dem täglichen Leben mitbekomme, als ich anfangs befürchtet habe. Vielleicht kriege ich aber auch zu wenig vom normalen, ungeschminkten Leben mit. So kann ich aus meiner Erfahrung leider Südafrika noch nicht von dem allgemeinen Vorwurf des immer noch präsenten Rassismus freisprechen. Aber es trieft nicht auf den Gehwegen. Immerhin.






Am Samstagmorgen geht es zu Old Biscuit Mill. Hat ein guter Freund empfohlen gesagt, also wird's gemacht. Riaz hält das auch für eine gute Idee. Er bringt mich hin und wartet dort auf mich. Es ist voll. Normalerweise eine ruhige Gegeben wird an jedem Samstag im Sommer von allerlei Händlern und Käufern belebt, wenn nicht bevölkert. Die Stimmung ist gut. Eine schöne Variante von Jahrmarkt auf dem man alles kaufen kann, vor allem allerdings, angepasst an das Jahrhundert, Kunst, Klamotten und Deko (und weniger Pferde) und (wie auch schon damals) vor allem viel Essen und Trinken. Es gibt Stände französischer Bäckereien, allerlei Gegrilltes, Sushi, Paella, Kuchen und Eis in allen erdenklichen Farben und Formen. Afrikanisches Essen ist wie in Malaysia, so glaube ich, eher eine Mischung aus allem möglichen. Viel mehr als das es irgendeine wirklich Spezialität gäbe, zumindest wenn man Grillen ausschließt. Zwischendurch, ich erwähnte es schon, ich bin ja nicht mehr in Indien, Wein-, Bier- und Sektstände.
Hier gibt es so viele schöne Dinge, so viele schöne Menschen, allerdings auch so viele deutsche Touristen, dass ich keine zwei Stunden, ein herrlich belegtes Vollkornbrot und einen Schal später Riaz anrufe. Er ist ganz stolz auf mich. Er meint normalerweise würden Frauen aus Europa dort mehr kaufen. Ein schöner Ausflug! Und ich erinnere mich daran, dass mir Märkte in Berlin fehlen. Ich denke, die am Käthe-Kollwitz Platz (die nächsten von mir aus) zählen nicht und nehme mir vor ab März richtige Märkte in Berlin zu suchen.

Auch ein Ausflug nach Robben Island ist auf meiner Aktivitätenliste. Der fängt schon mit der wieder netten Taxifahrt mit Riaz an. Er war noch nie auf der Insel. Er meint früher konnte man nur mit dem Boot herum fahren. Das sei aber schon mal schön. Sehr gut, also schon mal über 1/3 der Aktion gerettet!
Er versucht die Abkürzungen zu nehmen, um dann festzustellen, dass die Straßen gesperrt sind, und besteht darauf mich bis zum Bootsanleger zu bringen, was darin endet, dass wir das Auto im Parkhaus parken, an der falschen Seite hoch kommen und ich dann über einen Samstagabend-überfüllten Platz an der Waterfront rennen muss. Riaz ist untröstlich, ich beruhige ihn. Und angekommen bin ich auch. Dann werden alle Taschen und Personen gescreent wie am Flughafen. Als ob da noch Häftlinge wären...
Die Fahrt ist wirklich schön und das erste Mal fallen mir die wirklich vielen Segelboote auf. Ein schöner Ort zum Segeln oder zum Kaiten - und ich denke an Hamburg.



Auf der Insel werden wir mit einem Bus samt sehr engagiertem Guide herum chauffiert. Gut, dass er so engagiert ist, denn die neureiche Familie aus München und die pralle Sonne, die durch die Fenster knallt, gehen mit ganz schön auf die Nerven. Er habe schon alles was Rang und Namen hat über die Insel geführt. 14 mal (oder so) davon Nelson Mandela selbst, alle Könige, Präsidenten und alle möglichen Popstars. Aber er ist auch wirklich lustig und tut es mit Herz, für die Freiheit. Das sind ein paar der wenigen, guten Erfahrungen, die ich mich hier näher an diese junge Geschichte der Verfolgung, Unterdrückung und reinen Rassismus bringen. Freiheit ist hier noch ein ganz anderer Begriff als bei uns. Ich denke an Chile. Die Geschichte dort, ähnlich, wenn auch nicht vergleichbar, wenn auch nicht ganz so jung, wurde dort von den meisten noch so gut es ging unter den Teppich gekehrt. Aufarbeitung Fehlanzeige. Das war sehr beklemmend. Und hier scheint es besser zu sein.



Die Rundführung und die Besichtigung der Zellen waren eindrucksvoll. Aber ich bestätige: die Bootsfahrt war das Schönste. Auf dem Rückweg stehe ich draußen, versuche alle Einstellungen meiner Kamera durch und vor allem versuche ich sie nicht zu verlieren. Die Wellen sind hoch, der Wind unbarmherzig und ich bin froh über jeden Quadratzentimeter Stoff den ich dabei habe. Vorteil der Alleinreisenden: Es gibt keine, oder nur wenig, Bilder von einem selbst. In dem Fall wäre es eingewickelt in zwei Schals, mit Safarihemd und auch sonst der ganzen Touristenmontur gewesen.






Am nächsten Tag gibt es eine ganze Packung Stadtrundfahrt. Das bedeutet in diesem Fall die große Runde zu ein paar Weingütern (allerdings ohne Probe, es ist noch vormittags), dem botanischen Garten, einem Vogelreservat, einer Warft, mehreren Stränden und wieder zurück ins Zentrum.
Auf der Tour erlebe ich die afrikanische Version von "no problem" (dem Standardspruch für alles und jeden in Indien). Sie kostet mich zwei Stunden, ein bisschen Diskussion, mehr Lachen und wird dann mit einer Busfahrt mit nur zwei anderen den ganzen Weg zurück zum Kirstenbosch Garten belohnt. Außerdem darf ich erfahren, wie schmerz- und kälteresistent afrikanische Kinder sind (sie schwimmen im Atlantik, der wahrscheinlich weniger als 10, sicher aber weniger als 15 Grad hat), viele bunte Vögel (allerdings hauptsächlich in größeren Käfigen) sehen und den zweiten der hier wohl beliebten Wochenendmärkte kennen lernen. Hier schaffe ich es nicht ganz und kaufe mir ein Kleid. Ein günstiges, ganz leichtes, das kaum Platz im Rucksack nimmt (rede ich mir ein).











Der Abend klingt mit einem Konzert im Kirstenbosch Park aus. Die Afrikaner feiern hier jeden in Frage kommenden Sonntagnachmittag den Sommer. Das bedeutet viele Menschen die gemeinsam Picknicken und Musik hören. Eine schöne Atmosphäre, die mich wieder an Berlin erinnert. Berlin im Sommer ist schon etwas ganz besonders schönes. Und manchmal muss man weit weg fahren, um sich wieder vorzunehmen sehr viel häufiger auf Konzerte zu gehen.

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Montag, 9. Januar 2012
Die Entdeckung von Kapstadt Teil 1
Im Reiseführer steht "be prepared to fall in lobe". Bin ich aber nicht. So leicht ist das dann eben doch nicht bei einer mittlerweile schon fast richtigen Berlinerin. Allerdings muss ich zugeben, Kapstadt hat etwas von Berlin. Und es hat Strände. Das sind gute Gründe für Kapstadt. Und wenn ich hier vielleicht mit 18 das erste Mal hingekommen wäre, vielleicht hätte sich das alles anders entwickelt. Denn es ist ganz sicher ein Ort an dem man bleiben könnte.

Kapstadt ist jung, mit guter Stimmung. Fast ein bisschen zuviel für meinen Geschmack. Es hat etwas teilweise künstliches. Aber nicht so künstlich wie Amerika. Hier singt schon mal jemand auf der Straße oder tanzt. Aber das nehme ich den Afrikanern ab. Sonst ist es eine bunte Mischung aller Kulturen, mit vielen Touristen, vielen Surfern, vielen Familien aber noch mehr Youngstern auf der Suche nach dem maximalen Spaß.
Nach jetzt fünf Tagen in Kapstadt steht für mich fest: es ist am ehesten wie Australien. Und damit ein wunderschöner Ort an den man immer wieder kommen könnte. Aber auch nicht unbedingt muss.

Kapstadt zeigt sich mir freundlich und friedlich. Aber ich bin auch vorsichtig. Das meiste Geld, neben den High-Season-Hotelpreisen, gebe ich für Taxis aus. Das ist die sicherste, wenn auch etwas zu bequeme Art, sich hier fortzubewegen. Abends bleibe ich im Hotel. Das geht. Macht aber hier auch regelmäßiger deutlich, dass alleine reisen Nachteile hat, und manchmal einsam ist. Die anderen Transportmöglichkeiten, auch die von Kapstadt weg, sind mittelmäßig. Zwar gibt es die ganze Backpacker Bewegung wie in Australien, allerdings ist die Organisation und Flexibilität nicht ganz so ausgefeilt. Sämtliche Abreisezeiten sind zwischen 7 und 9 Uhr morgens, was die Weiterreise am gleichen Tag schon mal ausschließt. Prinzipiell rät mir jeder zum Mietwagen. Den nehme ich aber nicht. Die Vorstellung mit dem Wagen liegen zu bleiben und/oder sich zu verfahren liegt einfach zu nah.

Kapstadt ist auch die Stadt in der ich mich wieder organisiere. Wäsche machen, Schuhe reparieren, Akkus nachkaufen. Planen, organisieren, buchen. Zumindest soweit ich komme. Und Kapstadt hat viel zu besichtigen. Natürlich nehme mir nur einen Teil davon vor. So kamen bisher auf zwei Vollzeit-Touristen-Tage ein Oranisieren-Nicht-viel-Machen-Pausen-Tag.

Bisher schon gemacht:

1. Tafelberg bestiegen!
Man kann dort auch mit der Gondel hochfahren. Das machen auch fast alle anderen, um sich dann dort oben wieder mit Weißwein oder Champagner zu betrinken und Bilder mit den Handy zu machen und direkt nach Amerika oder Russland zu versenden.
Ich wandere hoch. Wahrscheinlich sollte ich nicht allzu laut tönen, ist dieses Verhalten weder selbstverständlich noch typisch für mich und ich die Gondel für den Weg runter auch genommen habe. Dennoch bin ich nicht weniger stolz. Ermutigt von den aufbauenden Worten und Beschreibungen im Gasthaus mache ich mich an einem strahlenden Sommertag auf den Weg. Erst mit dem Taxi, dass das mein Fahrer für die nächsten Tage wird, weiß ich da noch nicht, an den Bussen am Fuß des Tafelbergs vorbei bis zur Rückseite und den möglichen Aufstiegen. Riaz, der Taxifahrer ist nicht begeistert. Viel zu heiß, viel zu weit, völlig unnötig. Er könnte mich doch zum Strand fahren. Und schlägt vor zu warten bis ich wieder zurück komme - nach ein paar Minuten. Ich bin wild entschlossen und schicke ihn fort, nehme aber seine Handynummer. Für den Notfall. Von Telefonnummern habe ich schon ganz schön viele: zwei vom Gasthaus, von mehreren Taxifahrern, der freundlichen Dame aus dem Flugzeug. So viele Notfälle können kaum passieren. Der Weg fängt mit einer Warntafel an. Auch die nehme ich gelassen. Und dann wird es härter. Es ist wirklich sehr heiß und die Sonne brennt, da helfen langes Hemd, Hut, Sonnencreme Faktor 50 und Sonnenbrille auch nur begrenzt. Und dann ist es wie so häufig beim Sport, nach der ersten Pause wird es schlimmer. Die Atmung kürzer, den Kopf immer röter. Nach dem ersten Drittel des Weges kommen immer wieder längere Schattenabschnitte. Was erst für Entspannung sorgt, wird dann allerdings durch den Wind auch kalt. An einen Pullover hatte ich nicht gedacht. Das wäre ja fast witzig. Auf dem Tafelberg erfrieren denke ich und versuche mich aufs weiterlaufen zu konzentrieren. Es kommen immer wieder Wanderer auf dem Weg, teilweise sind es eher Felsbrocken übereinander gestapelt zu ungleichmäßigen Treppen, vorbei. Einige schnaufend, andere leichtfüßig, fast rennend. Zwei kleine schwarze Jungs sprinten an mir vorbei. Dann kommt noch ein Vater mit einem Kind auf den Schultern. Nagut, ich bin offensichtlich nicht in Bestform, schlage mich aber weiter tapfer. Und nach circa zwei Stunden werde ich belohnt, mit wieder Sonnenschein und wunderschönen Aussichten! Und ich bin sicher, all die die mit der Gondel hochgefahren sind, genießen es nur halb so sehr.

Der Weg...


da geht es hoch...


Fast oben...


und so sieht es von oben aus.










Kaffeepause




Und so sehe ich aus, stolz nach der Wanderung wieder im Gasthaus.

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Mittwoch, 4. Januar 2012
Afrika!
Acht Stunden in Kapstadt und das erste Glas Rotwein steht auf dem Tisch. Draußen wird es dunkel. Aber ich habe mich doch wegen abendlichem Hunger, aber nur zwei Straßen, und die viel befahren, vom Gasthaus entfernt. Ein hübsches Gasthaus mit bestem-Bett/bester-Dusche-Gewinnerverdacht. Was allerdings auch an knapp 24 Stunden Reise und angenehmen Fast-Europa-Assoziationen zu tun haben kann. Das werde ich erst morgen überprüfen können.
Einen wirklichen Plan mache ich auch erst morgen. Das reicht gut aus. Heute ist Ankommen, Wein trinken. Schlafen. Letzteres habe ich schon direkt nach Ankommen und Dusche getestet. Klappt sehr gut hier. Von so weichen Matratzen und richtigen Bettdecken konnte ich in Indien nur träumen. Ein Grund warum es sich ein bisschen wie Europa anfühlt. Ein anderer ist das Wetter. Hier ist schöner, trockener Sommer (so wie er sein sollte, also in Berlin schon länger nicht mehr war). Abends wird es kühler, nicht wärmer und der Körper fragt nicht jede Stunde nach einer Dusche. Drittens, und das könnte der ausschlaggebendste Grund sein, es riecht normal. Nicht so süß wie Asien. Ich bin noch nicht sicher, ob ich es ein bisschen vermisse.

Zudem werde ich hier wieder stärker mit der Wirklichkeit oberflächlicher Äußerlichkeiten konfrontiert. Die Frauen sehen hier normal und sehr gut aus. Röcke sind so kurz wie möglich, Schenkel durchtrainiert und insgesamt kleidet man sich modisch und schick. Klar im Nachteil sind die, die mit 15 Kilo reisen. Ich bemühe mich in Khakifarben normal auszusehen und mich mit dem hässlichen Entlein Platz zu begnügen. Morgen wird mir was einfallen.

Die Kellnerinnen erinnern an Amerika und daran, dass Service durch Trinkgeld bezahlt wird. Autos erinnern an Mexiko. Etwas wehmütig schaue ich den alten Golfs und Käfern hinterher. Bekommt man die überhaupt noch in Deutschland? Vielleicht sollte ich mir so einen anschaffen, wenn ich zurück komme. Noch komme ich nicht wirklich gut mit dem Gedanken zurecht bald kein Auto mehr zu haben.

Auf dem Weg zurück schaffe ich es tatsächlich mich zu verlaufen. Das Restaurant war nur die Straße runter. Sicher und gestärkt durch einen ganzen Monat Überleben in Indien laufe ich zielstrebig in die falsche Richtung zurück. Und merke es erst zwei Querstraßen später. Wenn ein paar wenige Erfolgserlebnis in Sachen Orientierung mich schon glauben ließen, dass es doch nicht so schlimm um mich bestellt sei, so bin ich jetzt wieder sicher: Orientierung kann ich nicht. Dieser kleine unfreiwillige Ausflug (immer noch auf sicheren Straßen, das scheint eine gute Nachbarschaft zu sein und die hohen Zimmerpreise machen sich spätestens jetzt bezahlt) gibt mir zwei Aussichten für die ich dankbar bin. Eine auf den Tafelberg. Bei Umschauen, wie die dämliche und verlorene Witzfigur, schweift der Blick umher und bleibt an dem im Dunkeln sogar mich noch mehr beeindruckenden großen, flachen Berg hängen. Umgeben von ein paar dekorativen Wolkenschleiern, etwas beleuchtet von dem Schein der Stadt, vor einem Sternenhimmel. Aufregung steigt auf. Stimmt, ich bin in Kap Stadt! Der zweite Blick an der nächsten Ecke, immer noch nicht ganz sicher wo ich bin, auf die Stadt. Auf dem Weg vom Flughafen und beim ersten Schlendern durch die Innenstadt, dem 'City Bowl' kam es mir so klein, harmlos, fast zu niedlich vor. Jetzt sehe ich, ich bin in einer Großstadt! Und so sehr ich mich auf die Natur und die Tiere freue, weiß ich: in einer Großstadt fühle ich mich doch und eigentlich am wohlsten.

Wieder zurück im Zimmer. Das Glas Rotwein macht schlagartig müde und meine Beine bekommen Unterstützung in ihrer deutlichen Forderung nach waagerechter Haltung. Ich gehe schlafen.








geschrieben: 4. Januar 2012

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Transfer
Transfer ist immer komisch. Zwischenlanden. Ohne oder mit Gepäck. Irgendwie gestrandet in dem Meer aus Reisenden.

Der letzte Sonnenaufgang in Indien war schön. Vom Taxifenster aus auf den letzten Metern und dann vom Flughafenfenster aus. Auch die Taxifahrt war wieder unterhaltsam. Dieses Mal wollte der Fahrer wissen wie viel eine durchschnittliche Gasrechnung einer deutschen Familie kostet und wie viele mit Gas und wie viele mit Öl heizen. Und ob man das auch an der Tankstelle bekommt. Inder sind sehr neugierig mit großem Interesse für komische Dinge.

Dann fing die Ineffizienz wieder mit eindrucksvollem Ausmaß an. Vom Check-in an gab es mindestens 20 Kontakte die meinen Pass, meine Bordkarte, beides, oder irgendwas anderes was gar nicht da war, weil ich nämlich keine Inderin bin, checken wollten. Am sinnlosesten erschien mir der vorletzte Check von einem Mann in Warnweste, der so aussah wie die die bei uns das Gepäck hin und her fahren, zwischen dem Einlass in den Flugzeugzubringer und direkt vor der Dame die mir meinen auch noch schlechten Sitz zeigte. Und die Entscheidung war nicht leicht. So würde es mich auch überhaupt nicht überraschen, wenn wir bald in den Zeitungen lesen könnten, dass entweder indische Flughäfen nicht mehr angesteuert werden können, weil die Kosten für das Bodenpersonal zu hoch sind, oder dass Flughafenangestellte in Indien nur eine groß angelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind und deswegen der indische Staat bald auch pleite ist. Am wahrscheinlichsten bleibt aber alles wie bisher: die Arbeiten bekommen fast nichts, stehen dafür aber wenigstens irgendwo rum und fast alle sind zufrieden. Bis auf die Arbeiter vielleicht und die staunenden Reisenden.

Oja, das wollte der Taxifahrer auch wissen. Ob wir die Krise mit dem Euro in den Griff kriegen. Tja, kriegen wir? Und ich stelle angenehm überrascht fest, dass ich schon mindestens eine Woche keine Wirtschaftsnachrichten mehr gelesen habe. Aber die Nachrichten waren ja auch wirklich zu mies.

Noch über neun Stunden am Flughafen. Und tatsächlich, es stresst mich gar nicht. Denn ich habe Zeit.




Und es ist gut sie zu haben. Schließlich bin ich in Begriff zwischen zwei deutlichen unterschiedlichen Kulturen zu wechseln, die beide mir weder eigen noch bekannt sind. Da kommt so ein Transfer, im fast kulturlosen Raum, gelegen.

Bin ich überhaupt schon bereit für Afrika? Die große Mutter. Indien hat mir gut getan und immer besser gefallen. Einen Monat braucht man dort. Brauchte ich dort. Um anzukommen, mich zu gewöhnen und noch ausreichend zu genießen. Es war manchmal wie Berlin für mich. Die Unruhe um mich herum macht mich ruhig. Hektik macht mich langsam. Das konnte die Hauptstadt schon bevor ich hinzog. Ein Grund warum ich hinzog. Zum Schluss war es in Berlin nicht mehr so. Aber in Indien, zwischen all diesen Tuk-tuks, ausrangierten Autos, lauten, vielen Menschen, Tieren, diesem ständigen Rumgewusel, habe ich mich erinnert. Da hast Du nur zwei Optionen: verrückt oder ruhig werden. Glücklicherweise: Ruhig werden hat geklappt.

In Kapstadt komme ich morgen mittag an. Und ja, ich denke ich bin bereit. Aufregung. Vorfreude. Und Spannung!

geschrieben: 3. Januar 2012

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Samstag, 31. Dezember 2011
Alles Gute für das neue Jahr!
Jahresrückblick in Fort Cochin. Es regnet. Aber es gibt auch viele Cafés. So viele wie Touristen. Aber mich stört es nicht. Mich stört gar nichts gerade. Ich überlege, wann ich das letzte Mal so entspannt war. Und komme nicht drauf. Hat das Treatmenthouse gemacht. Und ein bisschen auch ich.

Was für ein Jahr das war, dieses 2011. Aber dann doch mit Happy End. Denke ich zumindest. Und ich bin guter Dinge für das Neue!



Ich wünsche Euch allen ein frohes neues Jahr! Mit viel Glück, Gesundheit und Liebe. Und ja, es darf ruhig ein bisschen besser sein als das letzte.

Das erste Drittel der Reise ist um. Aber das Gute: zwei Drittel liegen noch vor mir!

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Donnerstag, 29. Dezember 2011
Indien näher kommen
Indien ist wohl in vielerlei Hinsicht gewöhnungsbedürftig.

Dass jeder der kann, so tief er kann, die Nase hochzieht und auf die Straße rotzt, das sieht man auch mal woanders. Das macht es zwar nicht schöner, aber die Gewöhnung hat woanders quasi schon vorgearbeitet.

Indien ist gar nicht so bunt, wie ich es mir gewünscht habe. Ich dachte immer, die Farben seien überall und immer überwältigend. Meine jungendliche Phantasie vielleicht. Natürlich ist es nicht so. Es ist häufig sogar in viele Nuancen von Schleier getaucht. Es ist dann diesig, schwül und schluckt dann auch die schönsten Curry-, Rot- und Organetöne.

Was aber stimmt ist, dass die Frauen immer - oder meistens - sehr bunt sind. Es gibt gar nicht viele Schnittmöglichkeiten sich zu kleiden. Im Wesentlichen zwei. Aber dafür immer anders, immer bunt und immer schick. Hier achtet man noch auf sich. Ob das Ergebnis dann allerdings gut ist, da hat Mutter Natur hier besonders viel unrecht walten lassen. Und das verteilt sich mal gar nicht kongurent zum Wohlstand. Es gibt in Indien unglaublich und schrecklich hässliche Frauen und dann gibt es so schöne, dass man als normalsterblicher, egal welchen Geschlechtes, auf der Stelle niederknien möchte. Ich denke - wenn auch unfair - spricht der Punkt für Indien.

Stinken tut es in den Städten so wie in den anderen großen Asiens auch. Da werde ich dem Land keinen Strick draus drehen.

Was aber wirklich eine Diskussion wert ist: Warum muss es hier eigentlich immer so laut sein? Tempelanlagen werden offensichtlich an der Wattstärke der Außenlautsprecher gemessen, und den "Abspiel"zeiten. Fünf Uhr morgens bis Mitternacht scheint beliebt. Autos an den Löchern im Auspuff und insgesamt eigentlich alles an dem Grad der Trommelfellbelastung hilfloser Ausländer.

Dafür sind Inder aber auch häufig freundlich, häufig lächelnd, häufig bescheiden zufrieden. Oder sie sehen nur so aus. Der Hinduismus tut wahrscheinlich sein übriges, das was man hat geduldig und dankbar anzunehmen. Hinzunehmen. Und nur wahrscheinlich im Hinterkopf Abrechnungen für das bessere nächste Karma zu machen.

Kerala - das Land der Kokosnüsse - ist aber auch das reichste Land Indiens. Hier können laut Statistik alle lesen und schreiben. Und wer hungert kann sich tatsächlich einfach eine der im Überfluss vorhandenen Kokosnüsse angeln. Es kann aber auch sein, dass man das nur aus Touristensicht so einfach sieht. Es bleibt: dieser Fleck des Subkontinents ist sicher einer der weißeren Flecken auf Indiens Weste. Und ich habe ihn genossen.

Und die Menschen darin, oder einige davon, ins Herz geschlossen. Und sogar das - gerade wieder losgehende - Feuerwerk. Hier stimmt irgendwie die Stimmung!

Was man von den Indern lernen kann? Und vielleicht von sonst keinem so schön. Dass alles leichter geht mit einem Lächeln im Gesicht.

Und ja ich denke nach nun fast einem Monat habe ich mich gewöhnt an ein liebenswürdiges Indien.









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Ich wähle Ayurveda!
Heute habe ich das Treatmenthouse verlassen. Und um den Bogen zurück zu schlagen: Zwischen der "Anstalt" und Ayurveda, wähle ich Ayurveda. Ich denke sogar die Massagen und Behandlungen sind besser als so manches. Vielen kann aber auch an dem Ort liegen. Ein besonderer Ort. An den ich gerne wiederkommen werde. In ein paar Jahren vielleicht.

Der Abschied tat sogar kurz weh. Wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass ich eigentlich schon zu lange da war. Wollte ich doch gar nicht wirklich irgendwo länger ankommen.

Ich hätte mich dort noch länger wohl gefühlt. Aber zum Schluss kam auch die Unruhe weiterziehen zu wollen.

In jedem Fall verlassen ich diesen Ort selten entspannt, ausgeglichen, fit und glücklich.
Wenn man das Gefühl in Tüten füllen könnte, es würde sicher ein Knaller.

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Mittwoch, 21. Dezember 2011
Von Ölbädern und Reis in Tüten
Der Schlaf kam dann nach der fünften unruhigen Nacht. Und mit ihr ein Ölbad. Das läuft so: Man liegt auf der schon beschriebenen Holzliege und lässt von zwei Damen konstant Öl über den ganzen Körper laufen. Zwischendurch wird man massiert, gewendet und wieder massiert. Die ersten 45 Minuten denkt man, man ist im Himmel. Aber dann wird es sehr, sehr warm. Vor allem am Kopf. Wo sonst sollte der Körper sonst noch Schweiß unterbringen? Das fängt an zu jucken, man kann sich aber kratzen weil die Hände Teil der unteren Hälfte der Prozedur sind. Und so liegt man da, denkt, dass die finnischen Saunen doch gar nicht so schlecht waren, misst das lebenslange verpasste Training durch einer solchen und freut sich dann auch noch, wenn man am nächsten Tag schon um 7 Uhr anfangen darf. Dann ist es nämlich nicht so heiß.



Das halte ich fünf tapfere Tage durch. Dann gibt es ein kleineres Intermezzo der nächtlichen Magen- und Darmreinigung, auch die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Nur, es war nicht so schlimm und wesentlich erträglicher als das was man sowieso von einem Indienbesuch erwarten würde. Und dann kommt am nächsten Tag eine Puderbehandlung in der ich mit feinen Puder quasi geschmirgelt werde. Die Arbeiterinnen tragen Mundschutz wegen dem ganzen Staub. Mir haben sie keinen angeboten und ihr Kraftaufwand wirft mich auf meiner Holzliege hin und her. Aber es macht auch ein bisschen Spaß. Danach könnte ich als Handschmeichler durchgehen.
Die nächste Behandlungsfolge kommt wie Reis in Tüten. Also in Stofftüten. Reis wird mit Milch, Wasser und den nie fehlen dürfenden mindestens sechzig oder so was Kräutern aufgekocht, in Säckchen gefüllt und dann – erraten – wieder der ganze Körper damit eingerieben. Das fängt leicht an und endet in einer riesigen porridgeartigen Sauerei. Macht aber auch Spaß und soll, wie hier versichert wird, für Knochen, Gelenke, vieles mehr und noch die Schönheit gut sein. Wenn man nur nicht so Schrumpelfinger davon kriegen würde wie nach der Badewanne und der Milchgeruch nicht irgendwann leicht säuerlich werden würde, dann würde ich es richtig mögen können.

Alles schwärmt ja so vom Kopfguss. Und ja, der gefällt mir auch. Aktueller Stand der Behandlung. Er ist allerdings nicht aus Öl, sondern aus einem Buttergemisch. Was auch noch kalt ist. Es soll die Gedanken und den Kopf klären. Mein „Kernproblem“-Treatment, wie mir mein Behandler heute eröffnet. Und dass er jetzt mein Gehirn waschen wird. Na, dann schauen wir mal, ob ich danach noch meine Telefonnummer weiß.




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Dienstag, 13. Dezember 2011
Ayurveda im Treatmenthouse
Am Samstagmittag ging meine erste Ayurveda-Behandlungs los. Wahrscheinlich nicht die letzte!

Das Treatmenthouse liegt gut 20 Minuten Autofahrt von Trivandrum entfernt. Ich werde abgeholt und bin schon morgens aufgeregt. Ich habe wieder einen Termin. Einen Zug zu bekommen, dort fahre ich mit dem Taxi hin und dann eine Termin mit Uhrzeit. Das ist fast wie im normalen Leben. Nur dass wieder alles ganz aussieht. Aber Zugreisen kenne ich ja nun schon und in Kerala ist es gemütlicher, freundlicher, sonniger und auch noch heißer. Hier sind alle gut drauf.

Im Treatmenthouse erwartet mich eine schöne Atmosphäre. Eine Anlage aus guter Mischung zwischen traditionell und modern mit einem sehr großen und hübsch angelegten Garten und vielen Terrassen. Das kommt mir entgegen. Ich bekomme ein schönes Zimmer. Mit Schreibtisch, geräumigen Bad, einen großen Bett mit guten Moskitonetz. Was mein relativ "sichere Bastion" werden soll im Kampf gegen die fiesen kleinen Sauger.





Nach mittlerweile schon vier Ayurveda-Behandlungstagen steigt mein Respekt langsam aber sicher. Das Treatmenthouse ist eine seltsame, aber gute Mischung zwischen Resort und Gasthaus auf der einen Seite und Krankenhaus auf der anderen. Einige kommen hierher mit wirklich schlimmen Erkrankungen und bleiben viele Wochen. Häufig nachdem sie in Europa alles andere schon versucht haben. Vijay, der Chef der Anlage, erzählt nicht ohne stolz von vielen Erfolgsgeschichten. Menschen im Rollstuhl, die wieder gehen. Andere die Chemotherapien hier verarbeitet haben. Viele mit Krebs. Aber sicher immer noch die meisten mit kleineren Beschwerden. Ich bin in jeder Hinsicht das Küken. Gesundheitlich wird mir hier das beste bescheinigt. Nur im Rücken etwas "blockiert". Und die Jüngste bin ich natürlich auch.
Es ist lustig, man wächst hier schnell zusammen. Es ist sehr familiär. Meine "Familie" besteht aus zwei älteren Damen, ein herrliches Freundinnengespann aus sehr unterschiedlichen Charakteren, einem jungen Deutschen, den man selten sieht und noch einem britischen Yoga-Lehrer. Der wird aber morgen abreisen. Dafür kommen wieder neue.
Das Leben hier besteht aus Essen, schlafen und lesen. Und jeweils einer Behandlung am Tag. That's it!





Die Behandlungen sind heftig. Das ist hier keine Streichel-Massage oder Wellness. Die "Fussmassage" bedeutet, dass man erst komplett mit Öl eingerieben wird und dann zwei Personen auf einem rhythmisch hin und her "sliden". Das ist nicht schmerzfrei, löst aber tatsächlich recht effektiv Verspannungen. Und soll auch sonst alles lösen was nicht gut ist im Körper. Vor allem das. Hier dreht sich alles um "lösen", "rausholen" und "wieder in Balance bringen". Dann gibt es noch die Behandlung mit Kräutersäckchen. Was erstmal niedlich klingt, ist auch nicht ohne. Aber schon angenehmer. Gut handgroße Säckchen aus Leinentüchern gefüllt mit Kräutern werden in heißes Öl getaucht und damit wird man über eine Stunde von oben bis unten eingerieben. Auch von zwei Personen. Zudem wird man massiert. Von einer dritten Person. Die Ölgüsse kommen noch in den nächsten Tagen.

Na, und jetzt ist auch schon wieder Mittagessenszeit. Am Nachmittag werde ich oben auf der Terrasse ein bisschen lesen und dann vielleicht wieder versuchen zu schlafen. Etwas seltsam ist nämlich: Ich kann nicht gut schlafen. Soll am Jetleg liegen. Und vielleicht bin ich mittlerweile vielleicht wirklich so entspannt, dass das Normale mal nicht zutrifft: Dass ich immer schlafen kann.





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