Dienstag, 6. März 2012
Okavango-Delta
norasblog, 15:41h
Erinnert sich jemand an Elvis' "Can't help falling in love" mit dem Text "like a river flows surely to the sea … some things are meant to be…"? Der Okavango aus Angola halt sich da auf jeden Fall nicht dran. Stattdessen fächert er sich lieber auf, was zugegeben auch sehr hübsch ist, und versickert in der Kalahari-Wüste. Vorher lässt er sein Wasser bis zu 90 Prozent verdunsten (durch Pflanzentranspiration oder reine Oberflächenverdunstung) und schafft es dennoch ein 20.000 qkm großes Feucht- bis Sumpfgebiet in den Nordwesten von Botswana zu stempeln. Beeindruckend!
Und genau so sieht es da auch aus. Dieses riesige Gebiet ist - wieder einmal - in allen Grünfarben, aber hier sogar auch mit Braun, grau und blau versetzt. Das ist so hübsch anzusehen, dass ich sogar drüber fliege und mir große Mühe gebe die völlig untertriebene Bemerkung des Piloten, es sei etwas "bumpy today" ebenso zu ignorieren wie die einladende Papiertüte in dem Sitz vor mir. Elefanten sehen aus der Entfernung aus wie die aus meinem alten Playmobil Zoo. Und immer wieder Nilpferde. Das muss hier das Paradies für sie sein.
Ohne es mir ganz klar gemacht zu haben, fahre ich aber nicht nur ins Okavangodelta, sondern in die eigentliche „Höhle des Löwen“. Denn was auch Paradies für Nilpferde, Krokodile und Elefanten ist, ist vor allem das Paradies für meine Feinde: Moskitos. Mit drei verschiedenen Schutzlotionen in verschiedenen Stärken, angefangen bei sehr stark bis zu fast ätzend, bewaffnet trete ich diese Reise an, und verliere dennoch einen gefühlten Liter Blut an diese fiesen Sauger. Hat mir der Typ im Camp 4 in Berlin nicht gesagt, dass Mücken sterben wenn sie sich auf die mit Deet behandelte Haut setzen oder es zumindest gar nicht erst versuchen würden? Und habe ich es da dann sogar nicht gekauft, weil ich dachte es sei vielleicht zu stark? Ha! Jetzt tränke ich meine Haut in Deet und die Moskitos lächeln höchstens müde und laben sich königlich an meinen Knöcheln (die mit Socken, langer Hose und Turnschuhen eigentlich zudem bedeckt sein sollten), Beinen und Armen. Und allem was dazwischen ist. Ich versuche es mit Fassung zu tragen und werde wenigstens jeden Abend an meine Malariaprophelaxe denken. Die über zwanzig zur je gleichen Zeit juckenden Stiche leisten gute Erinnerungsdienste.
Wieder als Teil einer Gruppe werde ich im offenen Jeep erst zwei Stunden von Maun aus zum "Hafen" - eine kleine Ansammlung von Kanus, nicht mehr - des Deltas geschaukelt, wo wir mit unserem kleinen Gepäck und 5 Liter Wasser pro Person in Kanus verfrachtet werden. Mokoros heißen die aus einem Baum gefertigten Kanus, die von einer Person und nur mit einem langen Stiel bewegt werden. Der Versuch zu paddeln würde sicher durch die Dichte an Gräsern, Schilf und Seerosen ad absurdum geführt. Motorboote sind hier unvorstellbar. Hoffentlich noch lange. Mein Mokoro ist aber nicht aus Holz, sondern aus Fieberglas. Aus Mangel an Alternativen plus ansteigenden Tourismus versuchen die Botswaner einen Teil ihrer Bäume zu schützen. Der Rest wird schon von den Elefanten umgenietet.
Zwei Handvoll Einwohner als Guides und „Fahrer“ für die Mokoros und zwei Handvoll Abenteurer, Minimum Gepäck, ein paar Zelte und Verpflegung für zwei Tage und zwei Nächte steuern los. Und dann ist es auf einmal ganz still. Das ruhige Plätschern der Kanus, Geräusche von Tieren (von den großen in der Ferne, von den kleinen ganz nah) und der Wind im Schilf, sind alles was wir hören. Nur selten fliegt ein kleines Flugzeug über das Delta. So gleiten wir durch eine Wasserlandschaft, die ihren Zauber nicht nur, aber sicher zum guten Teil den vielen und sehr hübschen Seerosen zu verdanken.
Bushcampen heißt kein fließend Wasser, kein richtiges Waschen, die Toilette ist so simple wie sie sein kann. Ein Loch in der Erde. Ein Mokoro ist unser Tisch, das Feuer unsere Küche. Und wir haben eine schöne Insel mitten im Delta, mit alten Bäumen und unserem Seerosen-Pool zum schwimmen. Bushcampen macht Spaß. Und das Gute: wenn keine Dusche da ist, muss man sie auch nicht mit Engländerinnen teilen. Klar, nach zweieinhalb Tagen ist laufendes Wasser sehr willkommen. In jeder Form.
Besonders schön an der Zeit im Delta sind die Naturwanderungen. Eine morgens früh, eine abends. Wir stapfen in gedeckter Kleidung durch taillenhohes Schilf, lesen Spuren, stoppen für Pflanzen und sehen so auch viele kleine Tiere, die zwar etwas weniger spektakulär aber nicht unbedingt weniger schön sind. Zum Ende der Morgen- und zum Anfang der Abendgänge ist es fast unerträglich heiß. Nur einmal gibt es ein wenig Regen. Was zugegeben für das Bushcampen von Vorteil ist, vor allem für die Küche. Für die Schweißproduktion der Gruppe jedoch allzu förderlich. Wie versteckt man sich im Bush vor Moskitos? Antwort: Gar nicht. Es gibt keinen Ausweg. Außer das Zelt. Und auch da hat es eine einmal geschafft. Und bei den Wanderungen ist das Zelt natürlich weit weg. Gibt es eigentlich schon Moskitonetzanzüge?
Die Ablenkung kommt rechtzeitig in Form von einigen Elefantenbullen. Zu Fuß sind Elefanten noch mal gewaltiger, größer, beeindruckender. Näher. Und unsere Guides drängen uns behutsam aber beharrlich dazu Distanz aufzubauen. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, schließlich rieche ich schon mindestens drei aus der Gruppe. Was riechen dann die Elefanten mit der x-mal so langen und guten Nase? Und dass die dann auch auf Abstand bleiben oder eher das Weite suchen ist alles andere als garantiert. Wir bleiben unversehrt.
(die Wanderschuhe dürfen nun auch für immer im Delta bleiben. Ich habe sie einer der Ladies dort vermacht. Was für unsereins schon zu kaputt ist, ist hier sicher besser als gar keine Schuhe. Das fand sie auch und mit fällt es leichter meine treuen Begleiter los zu lassen. Immerhin schon vor 12 Jahren für die erste lange Reise gekauft. Die haben schon einiges gesehen...)
Nach den Wanderungen ist ein Bad im Delta das Schönste was man sich vorstellen kann. Es ist auch wirklich ein schöner Pool. Eine Öffnung im Schliff, zu der man nur durch ein bisschen Schlamm waten muss. Dann wird das Wasser klar, der Boden fest und zwischen dem Schilf und allem was da drin wohnen mag bieten Seerosen eine schöne, wenn auch vielleicht nicht sichere Abschirmung. Das Wasser im Delta ist so klar, dass man es trinken kann. Erstaunlicherweise trägt es keine Krankheitserreger. Nach meinem Verständnis müsste es für die hier auch das Paradies sein. Man schiebt es aber auf die vielen verschiedenen Pflanzenarten die offensichtlich ein sehr gutes Klärwerk darstellen. Dennoch gut, dass ich das Wasser nicht trinken muss. Einen aufgeregten Magen mit möglichen Konsequenzen gilt es bei den herrschenden nicht-sanitären Umständen dringend zu vermeiden.
Die Tage im Delta setzen tatsächlich der Bush und Naturerfahrung die Krone auf. Das ist so weit ich gehen kann und bis dahin bin ich gegangen. Es war wirklich schön. Und jetzt auch erstmal gut. Auch die Tage danach im Zelt: Aufstehen vor Sonnenaufgang, mit Zeltstangen kämpfen noch vorm ersten Kaffee (und der dann löslich, klar), Hosen die vor Dreck stehen können, abends essen mit Stirnlampen (ich habe aufgerüstet; näher am Äquator gibt’s weniger Licht und das merkt man beim Zelten doch sehr deutlich), halb warmes Bier, früh schlafen. Das ist gut. Aber das ist - auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen - einfach nicht mein Rhythmus.
Das Okavangodelta ist aber trotzdem toll. Und alle Mühe wert.
Und genau so sieht es da auch aus. Dieses riesige Gebiet ist - wieder einmal - in allen Grünfarben, aber hier sogar auch mit Braun, grau und blau versetzt. Das ist so hübsch anzusehen, dass ich sogar drüber fliege und mir große Mühe gebe die völlig untertriebene Bemerkung des Piloten, es sei etwas "bumpy today" ebenso zu ignorieren wie die einladende Papiertüte in dem Sitz vor mir. Elefanten sehen aus der Entfernung aus wie die aus meinem alten Playmobil Zoo. Und immer wieder Nilpferde. Das muss hier das Paradies für sie sein.
Ohne es mir ganz klar gemacht zu haben, fahre ich aber nicht nur ins Okavangodelta, sondern in die eigentliche „Höhle des Löwen“. Denn was auch Paradies für Nilpferde, Krokodile und Elefanten ist, ist vor allem das Paradies für meine Feinde: Moskitos. Mit drei verschiedenen Schutzlotionen in verschiedenen Stärken, angefangen bei sehr stark bis zu fast ätzend, bewaffnet trete ich diese Reise an, und verliere dennoch einen gefühlten Liter Blut an diese fiesen Sauger. Hat mir der Typ im Camp 4 in Berlin nicht gesagt, dass Mücken sterben wenn sie sich auf die mit Deet behandelte Haut setzen oder es zumindest gar nicht erst versuchen würden? Und habe ich es da dann sogar nicht gekauft, weil ich dachte es sei vielleicht zu stark? Ha! Jetzt tränke ich meine Haut in Deet und die Moskitos lächeln höchstens müde und laben sich königlich an meinen Knöcheln (die mit Socken, langer Hose und Turnschuhen eigentlich zudem bedeckt sein sollten), Beinen und Armen. Und allem was dazwischen ist. Ich versuche es mit Fassung zu tragen und werde wenigstens jeden Abend an meine Malariaprophelaxe denken. Die über zwanzig zur je gleichen Zeit juckenden Stiche leisten gute Erinnerungsdienste.
Wieder als Teil einer Gruppe werde ich im offenen Jeep erst zwei Stunden von Maun aus zum "Hafen" - eine kleine Ansammlung von Kanus, nicht mehr - des Deltas geschaukelt, wo wir mit unserem kleinen Gepäck und 5 Liter Wasser pro Person in Kanus verfrachtet werden. Mokoros heißen die aus einem Baum gefertigten Kanus, die von einer Person und nur mit einem langen Stiel bewegt werden. Der Versuch zu paddeln würde sicher durch die Dichte an Gräsern, Schilf und Seerosen ad absurdum geführt. Motorboote sind hier unvorstellbar. Hoffentlich noch lange. Mein Mokoro ist aber nicht aus Holz, sondern aus Fieberglas. Aus Mangel an Alternativen plus ansteigenden Tourismus versuchen die Botswaner einen Teil ihrer Bäume zu schützen. Der Rest wird schon von den Elefanten umgenietet.
Zwei Handvoll Einwohner als Guides und „Fahrer“ für die Mokoros und zwei Handvoll Abenteurer, Minimum Gepäck, ein paar Zelte und Verpflegung für zwei Tage und zwei Nächte steuern los. Und dann ist es auf einmal ganz still. Das ruhige Plätschern der Kanus, Geräusche von Tieren (von den großen in der Ferne, von den kleinen ganz nah) und der Wind im Schilf, sind alles was wir hören. Nur selten fliegt ein kleines Flugzeug über das Delta. So gleiten wir durch eine Wasserlandschaft, die ihren Zauber nicht nur, aber sicher zum guten Teil den vielen und sehr hübschen Seerosen zu verdanken.
Bushcampen heißt kein fließend Wasser, kein richtiges Waschen, die Toilette ist so simple wie sie sein kann. Ein Loch in der Erde. Ein Mokoro ist unser Tisch, das Feuer unsere Küche. Und wir haben eine schöne Insel mitten im Delta, mit alten Bäumen und unserem Seerosen-Pool zum schwimmen. Bushcampen macht Spaß. Und das Gute: wenn keine Dusche da ist, muss man sie auch nicht mit Engländerinnen teilen. Klar, nach zweieinhalb Tagen ist laufendes Wasser sehr willkommen. In jeder Form.
Besonders schön an der Zeit im Delta sind die Naturwanderungen. Eine morgens früh, eine abends. Wir stapfen in gedeckter Kleidung durch taillenhohes Schilf, lesen Spuren, stoppen für Pflanzen und sehen so auch viele kleine Tiere, die zwar etwas weniger spektakulär aber nicht unbedingt weniger schön sind. Zum Ende der Morgen- und zum Anfang der Abendgänge ist es fast unerträglich heiß. Nur einmal gibt es ein wenig Regen. Was zugegeben für das Bushcampen von Vorteil ist, vor allem für die Küche. Für die Schweißproduktion der Gruppe jedoch allzu förderlich. Wie versteckt man sich im Bush vor Moskitos? Antwort: Gar nicht. Es gibt keinen Ausweg. Außer das Zelt. Und auch da hat es eine einmal geschafft. Und bei den Wanderungen ist das Zelt natürlich weit weg. Gibt es eigentlich schon Moskitonetzanzüge?
Die Ablenkung kommt rechtzeitig in Form von einigen Elefantenbullen. Zu Fuß sind Elefanten noch mal gewaltiger, größer, beeindruckender. Näher. Und unsere Guides drängen uns behutsam aber beharrlich dazu Distanz aufzubauen. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, schließlich rieche ich schon mindestens drei aus der Gruppe. Was riechen dann die Elefanten mit der x-mal so langen und guten Nase? Und dass die dann auch auf Abstand bleiben oder eher das Weite suchen ist alles andere als garantiert. Wir bleiben unversehrt.
(die Wanderschuhe dürfen nun auch für immer im Delta bleiben. Ich habe sie einer der Ladies dort vermacht. Was für unsereins schon zu kaputt ist, ist hier sicher besser als gar keine Schuhe. Das fand sie auch und mit fällt es leichter meine treuen Begleiter los zu lassen. Immerhin schon vor 12 Jahren für die erste lange Reise gekauft. Die haben schon einiges gesehen...)
Nach den Wanderungen ist ein Bad im Delta das Schönste was man sich vorstellen kann. Es ist auch wirklich ein schöner Pool. Eine Öffnung im Schliff, zu der man nur durch ein bisschen Schlamm waten muss. Dann wird das Wasser klar, der Boden fest und zwischen dem Schilf und allem was da drin wohnen mag bieten Seerosen eine schöne, wenn auch vielleicht nicht sichere Abschirmung. Das Wasser im Delta ist so klar, dass man es trinken kann. Erstaunlicherweise trägt es keine Krankheitserreger. Nach meinem Verständnis müsste es für die hier auch das Paradies sein. Man schiebt es aber auf die vielen verschiedenen Pflanzenarten die offensichtlich ein sehr gutes Klärwerk darstellen. Dennoch gut, dass ich das Wasser nicht trinken muss. Einen aufgeregten Magen mit möglichen Konsequenzen gilt es bei den herrschenden nicht-sanitären Umständen dringend zu vermeiden.
Die Tage im Delta setzen tatsächlich der Bush und Naturerfahrung die Krone auf. Das ist so weit ich gehen kann und bis dahin bin ich gegangen. Es war wirklich schön. Und jetzt auch erstmal gut. Auch die Tage danach im Zelt: Aufstehen vor Sonnenaufgang, mit Zeltstangen kämpfen noch vorm ersten Kaffee (und der dann löslich, klar), Hosen die vor Dreck stehen können, abends essen mit Stirnlampen (ich habe aufgerüstet; näher am Äquator gibt’s weniger Licht und das merkt man beim Zelten doch sehr deutlich), halb warmes Bier, früh schlafen. Das ist gut. Aber das ist - auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen - einfach nicht mein Rhythmus.
Das Okavangodelta ist aber trotzdem toll. Und alle Mühe wert.
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