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Samstag, 18. Februar 2012
Namibia
norasblog, 14:13h
Für diesen Reiseabschnittsbericht werden mir nun schlussendlich die Adjektive ausgehen. Vor allem in der Superlativform. Ich fühle mich nicht in der Lage hinreichend zu beschreiben wie Namibia ist. Und wie meine, unsere Reise durch Namibia war. Denn was sagt schon toll und wunderbar? Und waren das nicht schon die anderen Parts der Reise? Aber ich konnte ja auch nicht wissen, was da noch kommt. Und ungerecht gegenüber den anderen Ländern will man auch nicht sein.
Namibia ist besonders und erinnert sehr viel mehr an eine Wunderkiste aus der ständig etwas neues, anderes, tolles raus gezaubert wird, als an eine ehemalige deutsche Kolonie am südwestlichen Rand von Afrika.
Namibia hatte aber auch einen Planungsvorteil, den man bei der Gesamtbeurteilung nicht außer Acht lassen darf. Nur in Namibia durfte ich Auto fahren, nur in Namibia hatte ich für ganze zehn Tage einen Reisegefährten. Und nicht nur irgendeinen, sondern in Gestalt des großen Bruders.
Und so fängt es an: In Windhoek, am Flughafen. Klein, ähnlich dem Paderborner, ineffizient, unfreundlich, unerfreulich. Gegenüber dem letzten Flughafen, Johannesburg, ist es ganz schrecklich unmodern. Fast popelig. Komischerweise bleibe ich geduldige, verstehe es nicht als schlechtes Omen und nehme es amüsiert. Der erste Monat im Süden Afrikas wirkt. Das dritte große Kapitel meiner Reise kann beginnen.
In Windhoek nehme ich mir ein paar Tage Zeit und bereite unsere Reise und die Route vor. Natürlich ist alles grundsätzlich vorbereitet, will aber noch gefeilt und poliert werden. Ich werde schon wieder aufgeregt. So aufgeregt, dass ich mich in den Tagen vertue und schon einen Tag zu früh alles wirklich fertig ist. Große Vorfreude auf diesen Trip, große Vorfreude auf meinen Besuch. So groß wie es nur kleinen Schwestern verstehen können, die schon mal im Ausland Besuch von ihrem Bruder bekommen haben.
Dann ist es soweit und es beginnt ein Urlaub im Urlaub, eine Insel im normalen Reisen. Eine kurze, durchorganisierte, straffe und vollgepackte, sehr gute Zeit!
Wir haben einen Jeep, Toyota unverwüstlich, mit einem Zelt auf dem Dach, Gaskocher, Kaffee und alles was man noch so braucht im Gepäck, und es geht los.
Unsere Route führt uns erst in die Namib. Die älteste Wüste der Welt mit dem Namen der "viel karges Land" oder "Ort, an dem nichts ist" bedeutet. Und ja, das haben wir gesehen. Aber karg heißt nicht hässlich. Da darf man nicht irren. Karg kann ja so spannend sein. Nichts, so schön.
Und warum erzählen so wenige von der Landschaft die einen dort schon hinführt?Der Namib-Naukluft-Nationalpark besteht nämlich auch aus den Naukluftbergen. Wir sind noch nicht lange aus der Hauptstadt raus und haben Mühe die Unterkiefer wieder zuzukriegen. Diese Landschaften - die von genau da bis auf der anderen Seite wieder nicht weit von Windhoek zehn Tage später, atemberaubend bleiben und uns im Wechsel verdattern, freuen, oder immer mal wieder ein "tzzz" durch die Zähne stoßen lassen - sind wie von einem anderen Stern.
Namib
Wo sind wir hier eigentlich gelandet? Namibia. Das zweit wenigste bevölkerte Land der Erde (nach der Mongolei) und eins um das die Deutschen damals ruhig noch ein bisschen hätten kämpfen sollen. Ich meine natürlich haben die sich sonst überall in die Nesseln gesetzt, und durchaus ab 1914 solche Vorrechte verspielt, Kolonien waren ja auch selten rühmlich und so weiter. Aber so ein schönes Land? Das hätten wir doch noch gebrauchen können! Und hier könnte doch auch der Bundespräsident dann wohnen. Direkt in der Wüste. Da ist noch so viel Platz.
Sousselsvlei ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen und auch wir steuern als erstes dort hin. Mitten in der Wüste, überall Dünen und das von Postkarten und Bildbändern bekannte Rot der Wüste, kommt beim Sonnenaufgang, den wir tapfer mitnehmen, erst richtig zur Geltung.
Farben gibt es - ironischerweise habe ich auf Farben vor allem in Indien gesetzt, und hier gefunden - hinter jeder Ecke andere, und hinter jeder Ecke schöne. Gelb, Rot, Grün, Braun, Blau und Grau haben wir in mindestens so vielen Schattierungen gesehen, wie mein nicht-künstlerisches Verständnis überhaupt aufnehmen kann. Schon bald sehen wir auch die ersten Antilopen. Springböcke, hunderte davon. Mit etwas bizarren weißen Gesichtern. Und besonders hübsch das Nationaltier: die Oryx-Antilope.
Oryx-Antilope
Strauße
Schon am ersten Abend waren wir uns unsicher, wie viele Tage wir eigentlich schon unterwegs waren. Am zweiten, nachdem wir uns das Naukluftgebiet noch näher angeschaut und in einer verlassenen, sehr übersehbaren Wüstenstadt gelandet sind, Solitaire, waren es gefühlt sicher schon eine Woche. Wenn nicht zwei.
Von da geht es die Küste rauf, die an endlos scheinenden Sand grenzt (ein seltsamer Gegensatz, den hier aber keinen stört) und für uns erstmal in einer etwas seltsamen, sehr deutschen und alten Kolonialstadt mündet.
Swakopmund. Hier bleiben wir ausnahmsweise zwei Nächte am gleichen Ort. Es gibt ein gutes und ein schlechtes Restaurant auszutesten, einen Kühlschrank und einen Benzinfilter zu reparieren und die Vorräte aufzufüllen. Und eine ganze Herde voll lustiger Robben und Delphine wollen besucht und Austern probiert werden (dass Austern hier besser sein als sonst wo, überlasse ich allerdings anderen zu beurteilen).
Wüste an Strand
Die Küste die dann weiter nach Norden führt. Naja. Das ist recht langweilig. Und wir biegen zügig wieder ab und tauchen in das Namibia ein, das schon beschrieben ist. Das abwechslungsreiche und nur schöne Namibia.
Nach dem kurzen Aufenthalt in der Zivilisation geht es zur Spitzkoppe, und ich glaube ich bin in Australien gelandet. Am anderen Ende der südlichen Welt wird wesentlich mehr Tamtam um weniger rote Steine gemacht. Natürlich ist das auch noch mal anders. Und klar ist ein so ganz großer und offensichtlich heiliger Berg wie Ayers Rock auch noch mal eine andere Geschichte. Das will ich hier gar nicht bestreiten. Dennoch bin ich ganz schön überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Viel mehr mit einem alpenähnlichen, recht normalen Berg. Wenn die hier doch "Matterhorn Namibias" dazu sagen. Weit gefehlt. Normal gibt's hier selten. So selten wie Internetempfang.
Das ist nicht Australien. Sondern Spitzkoppe im nordwestlichen Namibia, Damaraland.
Sonnenuntergang. Irgendwann haben wir sie nicht mehr fotografiert. (Fast) jeden Abend fürs Bilderbuch.
Danach geht es weiter zum Brandberg, dem höchsten Berg von Namibia, der seinen Namen von, na klar der Farbe hat, die er annimmt, wenn spät die Sonne drauf scheint. Wir bleiben nicht für das abendliche Spektakel. Röter als bei der Spitzkoppe kann es nicht werden. Und Twyfelfontein will auch noch besucht werden. Mitten im Damaraland, trocken, felsig, ist nämlich eine der größten Ansammlungen von Felsmalereien zu finden und wird in unser kulturelles Programm aufgenommen. Wie alt die Malereien sind, weiß keiner ganz genau, man schätzt aber die Erstellung der ältesten auf über 20.000 Jahre v. Ch.
Twyfelfontein, Malereien
Wir bleiben nicht im Sand stecken, wir verfahren uns nicht in der Wüste (das ist sicherlich auf Philipps Konto zu buchen) und Wasser und Nahrung hätten wir in jedem Fall genug dabei gehabt. Die Fahrten machen Spaß. Linksverkehr irritiert nur kurz, Allradantrieb, da wo man ihn auch nutzen kann, macht so viel Freude wie Sinn und wir reisen so durch so ungewöhnliche, so bizarr schöne, sehr verlassene Gegenden, dass ja, wie schon gesagt, Stauen und Freuen den ganzen Tag, fast jeden Tag, bestimmt.
Eine Reifenpanne wird meisterlich behoben. Weder die nicht vorbeifahrenden Autos und noch der nicht vorhandene Handyempfang werden benötigt. Das schaffen wir auch alleine. Und das ist auch besser so. Wasser- und Essensvorräte hin oder her. Es ist nicht ganz der Ort an dem man gerne das Zelt aufschlägt. Hier sollen auch Leoparden seien. Tagsüber mehr zu unserer Enttäuschung allerdings "too shy" um sich zu zeigen. Und Leoparden in der Nacht? Suchen die sich nicht auch immer gemütlich Plätze über dem Boden? Wie unser Zelt vielleicht? Das erfahren wir nie.
Panne
Ein paar Abende später werden ebenso meisterlich T-Bone-Steaks im strömenden Regen gerillt. Es ist ja so schön einen großen Bruder zu haben!
Grillen im Regen
Wir stoppen hier und da für kurze Wanderungen. Schwimmen in Bergpools. Finden immer wieder andere und schöne Orte für Kaffeepausen, aussteigen, Fotos machen oder die Weite mit dem Fernglas untersuchen. Kann das denn wirklich sein, dass hier wirklich niemand, nirgendwo zu sehen ist?
Außer Antilopen, Strauße, Steinböcke und Zebras natürlich.
Und dann kommen wir erst in den Etosha National Park. Ein weiteres Highlight der Reise. Obwohl eigentlich war kein Tag kein Highlight. Dennoch den Etosha Park haben mir schon in Südafrika alle in den besten Tönen beschrieben. Wir sind zur Regenzeit da, was es etwas schwerer macht, wirklich alle Tiere zu beobachten. Auf Elefanten machen wir uns schon gar nicht mehr viele Hoffnungen. Aber okay, die Landschaft ist so in jedem Fall um Längen schöner. Und ganz ehrlich, wenn man in der ganz ausgetrockneten Landschaft nur von Wasserloch zu Wasserloch fahren muss, zu denen zwangsläufig alle Tiere spätestens am Nachmittag kommen, dann ist es vielleicht auch ein bisschen zu einfach, oder?
Auch wenn wir schon vorher nicht wenig Tiere gesehen haben, die Konzentration nimmt im Park dann natürlich deutlich zu. Und alles ist grün.
Was man hier allerdings nicht mehr darf: einfach aussteigen. Wilde Tiere lauern vielleicht schon im nächsten Busch. "Stay in the Car"
Verkehrsbehinderungen
Größenverhältnisse... Und das Auto ist nicht klein.
Neben all den Antilopen, Steinböcken und Reharten und Zebras, sehen wir unzählige Giraffen. Sogar welche kurz vor der Zeugung.
Giraffenpaar: gestört
Giraffen sind schöne Tiere. Und werden unsere guten und treuen Freunde. Die auch nachts an einem der Wasserlöcher vorbei kommen. Eine schöne Erfindung, die aus einem Teich, Flutlicht, Bänken und einem Zaun in den allen drei großen Restcamps des Parks die vielleicht besten Orte für einen Balvenie Scotch machen. Abends wird hier zumindest in der Trockenzeit ein stimmungsvoller Blick auf wassersuchende Tiere geboten. Dafür ist im Moment allerdings wirklich zu viel Wasser im Park. Und da sich die Tiere nichts aus dem Scotch machen, bleiben wir größtenteils alleine.
Im Etosha Park sehen wir schon am ersten Nachmittag ein Löwenpaar am Straßenrand. Und hier ist es noch mal schöner und echter als im Kruger Park. Auch hier sind nur wenige andere Autos unterwegs und diese Löwen entdecken wir als erste, auch als einzige. Löwen gibt es aber auch noch viel mehr. Wann anders sehen wir ein ganzes Rudel ein Zebra verspeisen.
Löwenrudel beim Familienessen: es gibt Zebra
Abends eine Löwin, die keine 10 Meter von der Straße Wache hält und die Abenddämmerung mindestens so genießt wie wir.
Löwin, ganz entspannt
Abendstimmung im Etosha
Und am letzten Tag spaziert noch einer direkt vor uns über die Straße. Momente in den man dann doch die Fensterscheiben hochfährt.
Löwe auf der Straße, direkt vor uns
Und wir haben Glück und finden auch doch die Elefanten. Und dann gleich eine ganze Herde.
Elefantenherde
Was Namibia uns alles bietet, nimmt dann auch noch seinen vermutlichen Höhepunkt in zwei Nashörnern die sich um ein Wasserloch zanken.
(Auch als Video erhältlich: http://www.youtube.com/watch?v=ZbrF4CI49xQ)
Es ist so schön durch solche Landschaften zu fahren und einfach nur zu schauen. Mit guter Musik, manchmal auch ohne. Wäre ich nicht schon längst entspannt, hier wäre ich es spätestens geworden. Und so viel Weite, wie wir hier insgesamt gesehen haben, ich denke das reicht auch für meinen eher größeren Bedarf, erstmal für ein paar Jahre.
Weite, ganz viel
Schon randvoll mit Eindrücken und Erlebnissen, sind wir noch nicht am Ende der Reise. Der letzte Tag, der eigentlich nur zurück nach Windhoek führen soll, bietet - natürlich, wie hätte es anders sein können? - noch mal spektakuläre Aussichten. Und eine Pause bei alten Dinosaurierfussspuren.
Auf dem Weg zurück, zwischen Etosha und Windhoek:
Und weil das alles offensichtlich immer noch nicht genug ist, gibt es abends in einer Bar zufällig die letzte, sehr spannenden Stunde des Afrika-Fussball-Cups. Zambia gewinnt gegen die Elfenbeinküste beim Elfmeterschießen, und zwar nicht schon bei den ersten fünf, sondern erst bei 8 zu 7. Die Menge tobt. Wow!
Ja, ich habe diese Reise okay geplant. Aber in meinem kühnsten Träumen nicht das erwartet. Namibia rocks!
Namibia ist besonders und erinnert sehr viel mehr an eine Wunderkiste aus der ständig etwas neues, anderes, tolles raus gezaubert wird, als an eine ehemalige deutsche Kolonie am südwestlichen Rand von Afrika.
Namibia hatte aber auch einen Planungsvorteil, den man bei der Gesamtbeurteilung nicht außer Acht lassen darf. Nur in Namibia durfte ich Auto fahren, nur in Namibia hatte ich für ganze zehn Tage einen Reisegefährten. Und nicht nur irgendeinen, sondern in Gestalt des großen Bruders.
Und so fängt es an: In Windhoek, am Flughafen. Klein, ähnlich dem Paderborner, ineffizient, unfreundlich, unerfreulich. Gegenüber dem letzten Flughafen, Johannesburg, ist es ganz schrecklich unmodern. Fast popelig. Komischerweise bleibe ich geduldige, verstehe es nicht als schlechtes Omen und nehme es amüsiert. Der erste Monat im Süden Afrikas wirkt. Das dritte große Kapitel meiner Reise kann beginnen.
In Windhoek nehme ich mir ein paar Tage Zeit und bereite unsere Reise und die Route vor. Natürlich ist alles grundsätzlich vorbereitet, will aber noch gefeilt und poliert werden. Ich werde schon wieder aufgeregt. So aufgeregt, dass ich mich in den Tagen vertue und schon einen Tag zu früh alles wirklich fertig ist. Große Vorfreude auf diesen Trip, große Vorfreude auf meinen Besuch. So groß wie es nur kleinen Schwestern verstehen können, die schon mal im Ausland Besuch von ihrem Bruder bekommen haben.
Dann ist es soweit und es beginnt ein Urlaub im Urlaub, eine Insel im normalen Reisen. Eine kurze, durchorganisierte, straffe und vollgepackte, sehr gute Zeit!
Wir haben einen Jeep, Toyota unverwüstlich, mit einem Zelt auf dem Dach, Gaskocher, Kaffee und alles was man noch so braucht im Gepäck, und es geht los.
Unsere Route führt uns erst in die Namib. Die älteste Wüste der Welt mit dem Namen der "viel karges Land" oder "Ort, an dem nichts ist" bedeutet. Und ja, das haben wir gesehen. Aber karg heißt nicht hässlich. Da darf man nicht irren. Karg kann ja so spannend sein. Nichts, so schön.
Und warum erzählen so wenige von der Landschaft die einen dort schon hinführt?Der Namib-Naukluft-Nationalpark besteht nämlich auch aus den Naukluftbergen. Wir sind noch nicht lange aus der Hauptstadt raus und haben Mühe die Unterkiefer wieder zuzukriegen. Diese Landschaften - die von genau da bis auf der anderen Seite wieder nicht weit von Windhoek zehn Tage später, atemberaubend bleiben und uns im Wechsel verdattern, freuen, oder immer mal wieder ein "tzzz" durch die Zähne stoßen lassen - sind wie von einem anderen Stern.
Namib
Wo sind wir hier eigentlich gelandet? Namibia. Das zweit wenigste bevölkerte Land der Erde (nach der Mongolei) und eins um das die Deutschen damals ruhig noch ein bisschen hätten kämpfen sollen. Ich meine natürlich haben die sich sonst überall in die Nesseln gesetzt, und durchaus ab 1914 solche Vorrechte verspielt, Kolonien waren ja auch selten rühmlich und so weiter. Aber so ein schönes Land? Das hätten wir doch noch gebrauchen können! Und hier könnte doch auch der Bundespräsident dann wohnen. Direkt in der Wüste. Da ist noch so viel Platz.
Sousselsvlei ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen und auch wir steuern als erstes dort hin. Mitten in der Wüste, überall Dünen und das von Postkarten und Bildbändern bekannte Rot der Wüste, kommt beim Sonnenaufgang, den wir tapfer mitnehmen, erst richtig zur Geltung.
Farben gibt es - ironischerweise habe ich auf Farben vor allem in Indien gesetzt, und hier gefunden - hinter jeder Ecke andere, und hinter jeder Ecke schöne. Gelb, Rot, Grün, Braun, Blau und Grau haben wir in mindestens so vielen Schattierungen gesehen, wie mein nicht-künstlerisches Verständnis überhaupt aufnehmen kann. Schon bald sehen wir auch die ersten Antilopen. Springböcke, hunderte davon. Mit etwas bizarren weißen Gesichtern. Und besonders hübsch das Nationaltier: die Oryx-Antilope.
Oryx-Antilope
Strauße
Schon am ersten Abend waren wir uns unsicher, wie viele Tage wir eigentlich schon unterwegs waren. Am zweiten, nachdem wir uns das Naukluftgebiet noch näher angeschaut und in einer verlassenen, sehr übersehbaren Wüstenstadt gelandet sind, Solitaire, waren es gefühlt sicher schon eine Woche. Wenn nicht zwei.
Von da geht es die Küste rauf, die an endlos scheinenden Sand grenzt (ein seltsamer Gegensatz, den hier aber keinen stört) und für uns erstmal in einer etwas seltsamen, sehr deutschen und alten Kolonialstadt mündet.
Swakopmund. Hier bleiben wir ausnahmsweise zwei Nächte am gleichen Ort. Es gibt ein gutes und ein schlechtes Restaurant auszutesten, einen Kühlschrank und einen Benzinfilter zu reparieren und die Vorräte aufzufüllen. Und eine ganze Herde voll lustiger Robben und Delphine wollen besucht und Austern probiert werden (dass Austern hier besser sein als sonst wo, überlasse ich allerdings anderen zu beurteilen).
Wüste an Strand
Die Küste die dann weiter nach Norden führt. Naja. Das ist recht langweilig. Und wir biegen zügig wieder ab und tauchen in das Namibia ein, das schon beschrieben ist. Das abwechslungsreiche und nur schöne Namibia.
Nach dem kurzen Aufenthalt in der Zivilisation geht es zur Spitzkoppe, und ich glaube ich bin in Australien gelandet. Am anderen Ende der südlichen Welt wird wesentlich mehr Tamtam um weniger rote Steine gemacht. Natürlich ist das auch noch mal anders. Und klar ist ein so ganz großer und offensichtlich heiliger Berg wie Ayers Rock auch noch mal eine andere Geschichte. Das will ich hier gar nicht bestreiten. Dennoch bin ich ganz schön überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Viel mehr mit einem alpenähnlichen, recht normalen Berg. Wenn die hier doch "Matterhorn Namibias" dazu sagen. Weit gefehlt. Normal gibt's hier selten. So selten wie Internetempfang.
Das ist nicht Australien. Sondern Spitzkoppe im nordwestlichen Namibia, Damaraland.
Sonnenuntergang. Irgendwann haben wir sie nicht mehr fotografiert. (Fast) jeden Abend fürs Bilderbuch.
Danach geht es weiter zum Brandberg, dem höchsten Berg von Namibia, der seinen Namen von, na klar der Farbe hat, die er annimmt, wenn spät die Sonne drauf scheint. Wir bleiben nicht für das abendliche Spektakel. Röter als bei der Spitzkoppe kann es nicht werden. Und Twyfelfontein will auch noch besucht werden. Mitten im Damaraland, trocken, felsig, ist nämlich eine der größten Ansammlungen von Felsmalereien zu finden und wird in unser kulturelles Programm aufgenommen. Wie alt die Malereien sind, weiß keiner ganz genau, man schätzt aber die Erstellung der ältesten auf über 20.000 Jahre v. Ch.
Twyfelfontein, Malereien
Wir bleiben nicht im Sand stecken, wir verfahren uns nicht in der Wüste (das ist sicherlich auf Philipps Konto zu buchen) und Wasser und Nahrung hätten wir in jedem Fall genug dabei gehabt. Die Fahrten machen Spaß. Linksverkehr irritiert nur kurz, Allradantrieb, da wo man ihn auch nutzen kann, macht so viel Freude wie Sinn und wir reisen so durch so ungewöhnliche, so bizarr schöne, sehr verlassene Gegenden, dass ja, wie schon gesagt, Stauen und Freuen den ganzen Tag, fast jeden Tag, bestimmt.
Eine Reifenpanne wird meisterlich behoben. Weder die nicht vorbeifahrenden Autos und noch der nicht vorhandene Handyempfang werden benötigt. Das schaffen wir auch alleine. Und das ist auch besser so. Wasser- und Essensvorräte hin oder her. Es ist nicht ganz der Ort an dem man gerne das Zelt aufschlägt. Hier sollen auch Leoparden seien. Tagsüber mehr zu unserer Enttäuschung allerdings "too shy" um sich zu zeigen. Und Leoparden in der Nacht? Suchen die sich nicht auch immer gemütlich Plätze über dem Boden? Wie unser Zelt vielleicht? Das erfahren wir nie.
Panne
Ein paar Abende später werden ebenso meisterlich T-Bone-Steaks im strömenden Regen gerillt. Es ist ja so schön einen großen Bruder zu haben!
Grillen im Regen
Wir stoppen hier und da für kurze Wanderungen. Schwimmen in Bergpools. Finden immer wieder andere und schöne Orte für Kaffeepausen, aussteigen, Fotos machen oder die Weite mit dem Fernglas untersuchen. Kann das denn wirklich sein, dass hier wirklich niemand, nirgendwo zu sehen ist?
Außer Antilopen, Strauße, Steinböcke und Zebras natürlich.
Und dann kommen wir erst in den Etosha National Park. Ein weiteres Highlight der Reise. Obwohl eigentlich war kein Tag kein Highlight. Dennoch den Etosha Park haben mir schon in Südafrika alle in den besten Tönen beschrieben. Wir sind zur Regenzeit da, was es etwas schwerer macht, wirklich alle Tiere zu beobachten. Auf Elefanten machen wir uns schon gar nicht mehr viele Hoffnungen. Aber okay, die Landschaft ist so in jedem Fall um Längen schöner. Und ganz ehrlich, wenn man in der ganz ausgetrockneten Landschaft nur von Wasserloch zu Wasserloch fahren muss, zu denen zwangsläufig alle Tiere spätestens am Nachmittag kommen, dann ist es vielleicht auch ein bisschen zu einfach, oder?
Auch wenn wir schon vorher nicht wenig Tiere gesehen haben, die Konzentration nimmt im Park dann natürlich deutlich zu. Und alles ist grün.
Was man hier allerdings nicht mehr darf: einfach aussteigen. Wilde Tiere lauern vielleicht schon im nächsten Busch. "Stay in the Car"
Verkehrsbehinderungen
Größenverhältnisse... Und das Auto ist nicht klein.
Neben all den Antilopen, Steinböcken und Reharten und Zebras, sehen wir unzählige Giraffen. Sogar welche kurz vor der Zeugung.
Giraffenpaar: gestört
Giraffen sind schöne Tiere. Und werden unsere guten und treuen Freunde. Die auch nachts an einem der Wasserlöcher vorbei kommen. Eine schöne Erfindung, die aus einem Teich, Flutlicht, Bänken und einem Zaun in den allen drei großen Restcamps des Parks die vielleicht besten Orte für einen Balvenie Scotch machen. Abends wird hier zumindest in der Trockenzeit ein stimmungsvoller Blick auf wassersuchende Tiere geboten. Dafür ist im Moment allerdings wirklich zu viel Wasser im Park. Und da sich die Tiere nichts aus dem Scotch machen, bleiben wir größtenteils alleine.
Im Etosha Park sehen wir schon am ersten Nachmittag ein Löwenpaar am Straßenrand. Und hier ist es noch mal schöner und echter als im Kruger Park. Auch hier sind nur wenige andere Autos unterwegs und diese Löwen entdecken wir als erste, auch als einzige. Löwen gibt es aber auch noch viel mehr. Wann anders sehen wir ein ganzes Rudel ein Zebra verspeisen.
Löwenrudel beim Familienessen: es gibt Zebra
Abends eine Löwin, die keine 10 Meter von der Straße Wache hält und die Abenddämmerung mindestens so genießt wie wir.
Löwin, ganz entspannt
Abendstimmung im Etosha
Und am letzten Tag spaziert noch einer direkt vor uns über die Straße. Momente in den man dann doch die Fensterscheiben hochfährt.
Löwe auf der Straße, direkt vor uns
Und wir haben Glück und finden auch doch die Elefanten. Und dann gleich eine ganze Herde.
Elefantenherde
Was Namibia uns alles bietet, nimmt dann auch noch seinen vermutlichen Höhepunkt in zwei Nashörnern die sich um ein Wasserloch zanken.
(Auch als Video erhältlich: http://www.youtube.com/watch?v=ZbrF4CI49xQ)
Es ist so schön durch solche Landschaften zu fahren und einfach nur zu schauen. Mit guter Musik, manchmal auch ohne. Wäre ich nicht schon längst entspannt, hier wäre ich es spätestens geworden. Und so viel Weite, wie wir hier insgesamt gesehen haben, ich denke das reicht auch für meinen eher größeren Bedarf, erstmal für ein paar Jahre.
Weite, ganz viel
Schon randvoll mit Eindrücken und Erlebnissen, sind wir noch nicht am Ende der Reise. Der letzte Tag, der eigentlich nur zurück nach Windhoek führen soll, bietet - natürlich, wie hätte es anders sein können? - noch mal spektakuläre Aussichten. Und eine Pause bei alten Dinosaurierfussspuren.
Auf dem Weg zurück, zwischen Etosha und Windhoek:
Und weil das alles offensichtlich immer noch nicht genug ist, gibt es abends in einer Bar zufällig die letzte, sehr spannenden Stunde des Afrika-Fussball-Cups. Zambia gewinnt gegen die Elfenbeinküste beim Elfmeterschießen, und zwar nicht schon bei den ersten fünf, sondern erst bei 8 zu 7. Die Menge tobt. Wow!
Ja, ich habe diese Reise okay geplant. Aber in meinem kühnsten Träumen nicht das erwartet. Namibia rocks!
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