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Dienstag, 31. Januar 2012
Gruppen-Reise-Report von Port Elizabeth bis Johannesburg
norasblog, 13:51h
Start und Addo Elephant Park (Tag 1-2):
Ich fühle mich als würde ich auf Klassenfahrt fahren. Und noch habe ich keine Freunde. Mein Bus kommt eineinhalb Stunden zu spät und meine deutschen Eigenschaften kommen durch. Wenigstens haben sie angerufen. Aber Jeff, gefühlt keine 25, halblange blonde Haare und eher ein Surfer als ein Naturexperte und Guide für die nächsten zwei Wochen, hat anfangs keinen leichten Stand bei mir. Der Bus ist noch mit ca. 13 anderen besetzt und die Gruppe sieht nett aus. Tatsächlich sind die Bedenken der Alleinreisenden unnötig. Nur zwei "Paare" sind dabei. Ein Vater-Tochter-Gespann aus Holland und ein belgisches Pärchen. Alle anderen reisen auch allein. Ich finde einen Platz vorne bei einem Teil der Spaßmachertruppe und finde mich ein. Der Bus ist kein Bus sondern ein Truck mit Allradantrieb und ausgetüfftelter Ausstattung, quasi für diese, unsere Bedürfnisse massgeschneidert. Alles ist gut zu verstauen, große Fenster, praktisch. Finde ich gut und erinnert an gut durchdachte Wohnmobile oder Segelboote. Dass er den Namen "Dusty" trägt, weil man alle nach "Rockstars" benennt (diesen also nach Dusty Springfield), sehe ich ihnen nach und hoffe die große Jazzsängerin auch.
Und wir sind unterwegs. Zum Addo Elephant Park. Je näher wir kommen desto ferner gleitet die Konzentration von den üblichen und nötigen aber auch nicht unangenehmen Konversationen. Wir nähern uns einem der wichtigen Nationalparks in dem mein erster "Game Drive" stattfinden soll.
Mit unserer Ankunft muss aber erst noch anderes erledigt werden. "Set camp" ist eine der fast täglichen Aufgaben, die mit der Zeit immer leichter fällt: Zelte aufbauen.
Warum ein "Game Drive" "Game Drive" heißt konnte mir noch keiner erklären. Große wilde Tiere werden offensichtlich als "Game" bezeichnet. Ich hoffe im Krüger Park auf Erklärung und habe mir zudem ein Buch zugelegt, in dem eine der Ranger-Legenden seine Erfahrungen und Anekdoten zum besten gibt.
Die richtigen "Game Drives" in den Parks finden natürlich in extra Wagen statt, offen, Sitze erhöht, eher gedeckte Farben. Wir nehmen einfach unseren Truck, groß, laut, knallweiß. Aber das gute, daran ist, dass man hin und her laufen kann und die beste Position zum schauen, stauen, sich freuen oder zum Fotos machen findet. In den anderen Wagen muss das der Guide für einen machen.
So klemmen wir also hinter den großen Scheiden, die Kameras geladen - und finden nichts. Zumindest nichts von den großen Tieren, schon gar nicht von den "großen fünf". Zugegeben, die Enttäuschung im Addo Elefant Park keine Elefanten zu sehen nagt etwas. Und es regnet. Regen ist schlecht. Nicht nur überhaupt, sondern für die Tierbeobachtung deshalb, weil dann die Tiere nicht weit spazieren müssen für ihre Getränke.
Etwas Linderung bietet meine erste Begegnung mit Zebras. Und davon viele und wiederholt, nah und fern. Hübsch. Sehr hübsch. Ich lerne, dass die Zebras die wir hier sehen, gar nicht schwarz-weiß sind, sondern schwarz-weiß-braun. Die anderen sind fast nur in den Bergen zu finden. Ich versuche mich an die zahllosen Tierfilme zu erinnern und komme zu keinem Ergebnis. Vielleicht nachretuschiert? Das Braun ist aber auch nur leicht zu sehen und gibt einen leicht schmutzigen und damit vielleicht auch echteren Anstrich.
Zurück im Camp erkunde ich das kleine, lebendige Touristendorf. Es gibt eine große Karte auf der man eintragen kann, wo man zuletzt welche Tiere gesehen hat, und verfolge mit großen Augen die blauen Magneten die die Löwen markieren. Ich darf keinen dazu machen. Wann anders, so hoffe ich. Da ich mich mit meiner neuen Behausung noch nicht ganz angefreundet habe und mich frage wie ich wohl schlafen kann, gehe ich auf Nummer sicher und kaufe auch gleich noch eine Flasche Rotwein. Südafrikanischer Shiraz. Das können die hier wirklich gut.
Meine Ankunft und die Verabschiedung von vier anderen hat die Crew veranlasst zum Abendessen ein Tischtuch und Kerzen auszupacken. Ich freue mich noch mehr über das Essen. Das während der ganzen nächsten Tage ausnahmslos ausgezeichnet sein wird. Und der Guide ist schon fast rehabilitiert.
Der erste Tag endet mit meinem Shiraz in einem Campingbecher und der zwar dunklen aber sehr stimmungsvollen Aussicht auf drei Nashörner. Das findet statt an einem für die Touristen künstlich angelegtem Wasserloch, wo man mit dezenten Flutlichtern einen guten Teil überblicken kann. Die Touristen versuchen leise zu sein und in den Schatten der Bäume Bewegungen zu erkennen. Und wir erkennen die Bewegungen und dann auch die Umrissen von, jawohl, drei Nashörnern. Allerdings nur bis jemand dämlich genug ist mit Blitzlicht zu fotografieren. Die Geräusche des Parks klingen wunderschön und ich merke jetzt noch mehr als beim rumfahren, dass da draußen auf der gigantischen Fläche dieses Parks wirklich unfassbar viele Tiere leben. Und so gelingt es auch die gedämpften Stimmen der Menschen auszublenden und zu spüren: Angekommen in der Natur!
Game Driver stehen früh auf. Wir um fünf. Es gibt Rusks, eine ganz gute Zwieback-Abart mit Rosinen oder was es gerade gibt in gut daumengroßen Stücken, die den löslichen, aber notwendigen Kaffee erträglicher machen. Um sechs Uhr passieren wir die gerade geöffnete Porte aus dem Camp raus und gehen wieder auf Pirsch (wenn man das für das schon beschriebene Ensemble so nennen kann). Und werden fündig! An einem der Wasserlöcher begegnen wird einer großen Elefantenherde.
Defacto einer so großen Elefantenherde, wie sie auch von den geübten Guides keiner je gesehen hat. Circa 30 Elefanten, groß, klein, männlich, weiblich, tollen um das Wasser herum und sind einfach unglaublich. Ruhig, schön, echt. Natürlich. Es ist kein Vergleich mit einem Zoo, auch nicht mit den Elefanten in Indien die ich auf der Straße schon mal gesehen habe. Diese Elefanten leben hier, werden nicht gefüttert, nicht gepflegt. Nur fotografiert. Das schon. Aber natürlicher geht halt nicht. Ich mache so viele Bilder wie meine Kamera pro Minute schafft und erinnere mich auch daran, immer wieder die Kamera weg zu legen und einfach nur zu schauen. Elefanten sind, das weiß ich jetzt, tolle Tiere. Sie strahlen etwas aus, dass sich mir bisher zumindest entzogen hat. Sie trotten so nebeneinander her, sind aber ruhig dabei. Auch wenn sie spielen oder sich schubsen, irgendwas erhabenes umgibt die ganze Herde.
Elefanten gehören zu den intelligenten und kommunikativen Tieren. Bei allen Beschreibungen und Erzählungen kommen insgesamt die Löwen gar nicht gut weg (zu faul, zu blöd), die Elefanten aber immer. Elefanten vergessen nie und haben hunderte Weisen miteinander zu sprechen. Auch an dem Wasserloch geht einiges an Rumgebrumme, Halbgetröte und Genuschel. Ein durchschnittlicher Elefant trinkt um die 200 Liter am Tag. Das erarbeiten sie sich durch ihre Rüsselladung von bis zu 6 Litern die sie hochziehen und sich dann in den Mund spritzen.
Weil Elefanten nichts vergessen, sind Orangen im ganzen Park streng verboten. Vor vielen Jahren soll es um diese beliebten Früchte erbittere Kämpfe gegeben haben. Und heute lässt der Geruch allein die Tiere total ausflippen. Und so ruhig und nett sie auch aussehen mögen, aggressiv will man sie ganz sicher nicht näher kennen lernen.
Elefanten sind außerdem so schwer, dass sie im Stehen schlafen. Wenn sie sich hinlegen, was daher nur selten passiert, könnte die reine Masse ihre Beine oder andere Teile des Körpers brechen. Und Brüche oder ähnliche Verletzungen gleichen nicht selten dem Todesurteil. Einer in unserer Herde lag, ein kleiner. Der steht aber putzmunter auf. War wohl noch nicht so schwer.
Insgesamt ein tolles Erlebnis. Und ich denke nicht an die Löwen, die ich noch nicht gesehen habe, sondern freue mich noch den ganzen Abend und länger über die Elefanten.
Cintsa Arena Lodge (Tag 3-4):
Ein Freizeit-Abenteuer-Camp in Cintsa beschert uns Strauße, Pfauen und Rehe die um unsere Zelte strolchen, ein bisschen ruhige Zeit zum lesen, einen tollen Kanutrip und wieder Regen.
Die Kanutour macht Spaß und Anna und ich erfinden auf dem Rückweg das Segel-Kanu. Der Ausflug führt über einen wunderschönen Fluss und müdet am Strand. Und was für einem. Sicherlich dem schönsten, den ich bisher in Afrika gesehen habe. Hier kann ich lange spazieren gehen und ein bisschen Zeit für mich genießen. Das ist am dritten Tag dann auch schon nötig. Diese Tage sind die, in denen ich mich im Zelten einfinde, mein Regendach alleine reparieren lerne und auch der leichte Gruppenkoller startet. Aber auch in denen die Natur besonders nah ist, und ich es genieße.
Lesotho (Tag 4-5):
Am übernächsten morgen starten wir früh - aber was bringt auch schon ausschlafen in einem Zelt oder in einer Gruppe? Wir gehen auf die erste richtig lange Truckreise. Über sechs Stunden, aber fast jede davon ist es wert am - oder teilweise halb aus dem - Fenster zu kleben. Wir fahren nach Lesotho. In das Land im Land, in dem mir dann schlussendlich klar wird, dass ich die Gummistiefel vergessen habe. Wusste ich aber auch nicht, dass man die hier braucht. Aber in Lesotho scheint man sie zu brauchen. Dem Land das man hier so anders ausspricht, als ich dachte. Und das Land mit einer der schönsten Bergketten und Auenlandaussicht, und eben der höchsten Gummistiefelkonzentration (neben vielleicht einigen Orten an der Nordsee). Das muss ein Teil der Nationaltracht sein. Fast alle die ich hier sehe tragen welche. Die satte Natur verrät auch, dass es hier viel regnen muss. Und das Land zeigt sich in der zweiten Nacht auch natürlich von der nassen Seite. Aber die kommt erst noch. Angekommen in "Leesuuzzuu" finden wir ein schönes Camp mit echten Campingduschen vor, also eher nicht so guten. Aber wieder Natur. Viel davon. Und die Aussichten sind wirklich toll. Auf dem Weg ins Land nach der Grenze winken uns überall Leute zu, Kinder laufen dem Bus nach. Sie scheinen sich wirklich zu freuen. Lesotho ist ein armes Land, ein Königreich, monarchisch in dem es außer dem König nicht viel gibt. Ein bisschen Zuckerplantagen, Landwirtschaft, keine Schulpflicht, viel Aids. Aber was für eine Natur! So viel Schönheit. Und das macht sie auch stolz.
Lesotho heißt "Königreich im Himmel" und sieht auch genau so aus. Das ganze Land, mit seinen 30t Quadratkilometern und 1,8 Millionen Einwohnern, liegt über 1000 Meter hoch, und das sind die "los areas", und geht bis über 3000 Meter. Der Ort bot Stämmen im frühen 19ten Jahrhundert Schutz vor Verfolgung und relativ sicherem und relativ blutigem Tod. Die Unabhängigkeit war dann ein langes hin und her Gezerre und letztlich ist auch heute unklar, wie lange Lesotho noch wirklich abgegrenzt von Südafrika sein wird, und sein will.
Wir besuchen ein Dorf, werden rumgeführt. Nicht uninteressant und ein schöner Spaziergang durch die schon benannte Schönheit der Natur. Aber ein bisschen fühlt es sich doch immer komisch an. Eine Gruppe von Touristen, mit Brustbeuteln (das war ich nicht!), Kameras parat (daran war ich beteiligt), Rucksäcken (okay, das geht kaum ohne) und ein bisschen dämlich in der Gegend rumschauend wenn in brüchigem Englisch die Touristenshow der Dorftour losgeht, Erklärung von alten Bauweisen, ein bisschen von dem Land, aber alles so oberflächlich, dass es nicht wirklich interessant wird. Fragen tut man dann auch nicht, sondern gibt Trinkgeld. Aber das selbstgebraute Bier habe ich nicht versucht. Das sah ungefähr so aus wie Ziegenmilch, zudem bewahren mich meine ersten leichten Magenschwierigkeiten der gesamten Reise davor überhaupt daran zu denken.
In Lesotho erlebe ich auch den ersten wirklich nennenswerten Sternenhimmel mit einer bestens ausgeschilderten Milchstraße, selbstverständlich dem obligatorischen und klaren Kreuz des Südens und ganz, ganz vielen anderen Sternen und auch Planeten zwischendrin. Ich nehme mir vor mehr über Sternbilder und Sterne zu lernen, weiß aber auch, dass ich mir das schon mal vorgenommen habe.
Am nächsten Tag reiten wir Ponys. Die sehen ein wenig angeschlagen aus, aber wesentlich besser sehen sie auf der Lippstädter Kirmes auch nicht aus. Aber sie sind groß genug, dass man nicht mitlaufen muss. Sie sind fast so groß wie Pferde und die Mischung oder Abgrenzung wird mir auch nicht klar. Hier werde ich nicht nachforschen, sondern hoffe darauf, dass die spitzen Rückenknochen Teil der Rasse sind. Wiesen gibt es hier ja wirklich genug. Das Reiten ist keine Herausforderung und jeder sieht einigermaßen aufrecht aus auf den gefügigen und gelangweilten Tieren. Aber sie bringen uns recht komfortabel, recht weit in die Landschaft und das machen sie sehr gut. So reiten wir über Bergen, Hügel, Steppen und Wiesen, durch Dörfer, zu Höhlen die vor tausenden Jahren bemalt wurden, zu einem Wasserfall zur kurzen Abkühlung und wieder zurück. Lesotho ist einer der bisher schönsten Stopps auf der Tour. Auch wenn die zweite Nacht statt Sternenhimmel mal wieder Regen bringt.
Drakensberg (Tag 6-7):
Wieder zurück in Südafrika ist Drakensberg ist im Vergleich mit Lesotho weniger beindruckend als es eigentlich sein sollte. Die Bergkette ist die höchste in Südafrika und ebenfalls wunderschön (es soll die schönste in Südafrika sein, aber eben nur in Südafrika und nicht in Lesotho). Grün, satt in der Regenzeit und idyllisch. Einige nennen es auch die afrikanische Schweiz, aber solche Namen und Schilder sieht man hier öfter - an verschiedenen Stellen. Es gibt viele Möglichkeiten hier zu wandern, klettern, reiten und ich entscheide mich für den weniger aufwendigen Weg. Ich wasche meine Wäsche. Auch weil hier der Gruppenkoller erneut zuschlägt und das erste Mal auch durchdringend einen Nachmittag für mich fordert. Vormittags wandern wir noch in der Gruppe, aber die Option den ganzen Tag durch die Hitze und den Royal Natal National Park zu laufen, auch wenn es mit den berühmten Aussichten auf das Amphitheater und den zweithöchsten Wasserfall belohnt werden würde, verbieten es mir an dem Tag meine Nerven. So komme ich sogar dazu nachmittags ein bisschen zu schlafen. Die frühen Morgende (keiner später als sechs Uhr bisher) fordern Tribut. Die kleine Wanderung ist aber schön, hübsch die Berge, auch die Aussicht, auch ein Wasserfall mit frischem guten Wasser. Und abends wieder ein Sternenhimmel. Das so viel bessere Gegenstück zum Regen.
Durban (Tag 8):
Nach zwei Nächten in dem Camp fahren wir nach Durban. Ich weiß bis heute nicht genau warum. Wahrscheinlich weil es auf dem Weg lag. Seitdem ich Durban kenne weiß ich auch warum die letzten Klimagipfelverhandlungen gescheitert sind. Das konnte hier nicht klappen. Aber auch hier wieder - ich hatte kein eigenes Auto. Und man sagte mir, dass es schöne Ecken geben soll - woanders. Ich suche hier mal wieder erfolglos Internet, im Hotel gab es dann eine wacklige Verbindung zum europäischen Preis.
Es gibt einen schönen Strand, leider sind die Straße, die Promenade und die ganzen Hotels daran nicht schön und das verdirbt es in Summe sehr. In einem der Hotels schlafen auch wir. Und das ist das beste an dem Stopp: ein Bett, ganz für mich alleine, eine Tür die ich hinter mir schließen kann und ein eigenes Badezimmer! Abends gehen wir essen in einem Fischrestaurant. Es stellt sich heraus, dass es eine Kette ist, die es zum Beispiel auch mehrfach in Kapstadt gibt, und das Essen schlecht ist. Sehr originell und ich wünsche mir unser Truckessen zurück. Dann gehen wir aus. Ist ja Samstagabend. Erst in eine Bar, die sich nicht entschließen mag, ob sie bald schließt oder noch nicht ganz auf hat und dann in einen Club der fast exklusiv weiß bevölkert ist. Dahin meine Träume von echten Afrikanischen Rhythmen und Beats. Aber es ist in Ordnung und macht auch ein wenig Spaß.
Das schönste an Durban ist meine neue digitale Grundausstattung zu der jetzt auch endlich wieder ein MP3-Player gehört. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, nur meinem alten und wie sich dann rausstellte kaputten MP3-Player, und wieder, ohne mein Iphone loszufahren. Anna, meine gute Gefährtin auf der Reise, hilft mir mich für den neuen iPod-Nano zu entscheiden. Ich ärgere mich nur kurz darüber, jetzt einen zweiten iPod zu besitzen (mein anderer liegt Zuhause) und nicht die Steuereinsparungen aus Dubai wahrgenommen zu haben, und ab da liebe ich ihn, trage ihn immer bei mir und genieße die Busfahrten noch mehr.
St. Lucia und Nilpferde (Tag 9):
Wir fahren weiter nach St. Lucia und kommen in das nicht mehr malariafreie Gebiet. Es wird auch feuchter. Nicht wegen dem Regen, sondern wegen einer eher unangenehmen feuchten, stechenden Hitze. In St. Lucia gibt es auch viel Wasser, was sich massenhaft Nilpferde, Krokodile und viele Vögel zur Heimat gemacht haben. Wir fahren mit dem Boot raus (unglaublich heiß) und bekommen ganz viele "Hippos" zu sehen.
Nilpferde können gar nicht richtig schwimmen. Sie laufen durch das Wasser und verstecken sich fast den ganzen Tag im Nass, weil sie sehr empfindliche Haut haben. Trotz dieser Gemeinsamkeit empfinde ich nur wenig emotionale Bindung zu diesen Tieren.
Ab und zu zeigen sie ihre großen, gelben Zähne und untermauern, dass sie viel weniger mit den lustigen Tieren, die wir aus Schokoladen-Werbung und Comics kennen, als mit der eher ekelhaften, fies aggressiven und übellaunigen Spezi. Nur kleine Nilpferde, die sind natürlich trotzdem süß.
Auch diese Nacht verbringen wir in einem Hotel und ich wünsche mir mein Zelt zurück. Weil es ein Moskitonetz hat und weil es vielleicht nicht in der Nähe von einer wild gewordenen Gruppe Engländern gestanden hätte. Die Hitze und die Mücken zerren am Gemüt und ich will langsam Löwen sehen.
Hluhluwe Imfolozi Game Reserve (Tag 10):
Wieder am frühen morgen werden wir abgeholt und diesem Mal in die "echten" Game Drive Wagen verfrachtet.
Morgens vor sechs, aber glücklich:
Wir fahren in einen sehr schönen und wieder sehr großen (auch wenn es für die Tiere und die Natur schon lange nicht mehr ausreicht, diese Parks sind trotzdem riesig!) Nationalpark und besuchen Tiere und Natur. In diesem Park gibt es die dichteste Bevölkerung von Breitmaul Nashörnern und genau diese sehen wir auch in gefühlt Armlänge Entfernung.
Es gibt zwei Arten von Nashörnern, "weiße" und "schwarze", wobei wir deuten den Unterschied umständlicher aber treffender beschreiben. Nämlich Breitmaul- und Spitzmaul-Nashörner. "Black Rhinos" sind seltener, etwas kleiner, haben eine andere Kopfform und vor allem läuft die Unterlippe spitz zu, ein bisschen wie ein Schmollmund und das macht den Mund auch dunkler. Die "White Rhinos" haben dagegen eine breite Unterlippe die wesentlich heller aussieht. Ich habe bisher nur die "weißen" gesehen, wobei nicht hundertprozentig geklärt ist, welche im Addo Park am Wasserloch standen.
Und noch eine Begegnung machen wir und zwar eine besondere und offensichtlich recht seltene. Wir sehen "Wild Dogs" bei der Jagd. Diese wolfsähnlichen Tiere sind die mit erfolgreichsten Jäger und dennoch bedroht und relativ selten. Vielleicht liegt das daran, dass sie im Rudel von ca. 15 zusammen leben und nur das dominante Paar Nachwuchs produziert. Alle anderen müssen mit Futter beschaffen, und das tuen sie zusammen, strategisch und ein bisschen hinterhältig. Wenn ein Rudel, oder ein "Pack", ein Opfer ausgeschaut hat, stirbt es mit 80 prozentiger Wahrscheinlichkeit. Wird isoliert, zu Tode gehetzt und dann nach der Hackordnung verzehrt. Das verschafft ihnen auch genug Flüssigkeit, was ihnen den wichtigen Vorteil einer relativen Wasserunabhängigkeit gibt. Der Testosteron geladene Teil unserer Gruppe ist sich einig, dass Wild Dogs die eigentlich coolsten Tiere sind. Der angehende Mediziner aus Mauritius mit dem irren Blick faselt schon die ganze Zeit davon, dass er einen Wild Dog sehen will (alles andere hat nämlich schon gesehen, davon faselt die übrige Zeit). Tut er aber nicht. Sein Fahrzeug kommt zu spät. Und das tut mir nur fast ein bisschen leid und auch nur weil sein Geburtstag ist.
Swaziland (Tag 11):
Danach überqueren wir wieder eine Grenze und entern Swaziland. Wieder ein "landlocked" Land, was jedoch auch an Mozambik angrenzt. Swaziland war mal viel größer, geblieben sind dem König und seinen 900.000 Untertanen nur noch 17t Quadratkilometer. Dafür wird hier Polygamie gelebt und sehr ernst genommen. Der letzte König hatte zum Beispiel über 600 Kinder mit diversen Frauen. Da möchte man sich das Gerangel um die Nachfolge lieber nicht vorstellen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 37. Hauptsächliche Todesursache auch hier Aids. Swaziland ist wieder nicht reich im monetären Sinne, aber reich an Kultur und Stolz.
Wir übernachten in einem 4,5 Hektar großen Naturschutzgebiet, dem Mlilwane Wildlife Sanctuary. Wieder schön, wieder viel Natur, und auch wie immer ein bisschen anders als die Landschaften davor. Die Zebras grasen an den Wegrändern wir bei uns Kühe.
Ihr Anblick ist in den letzten Tagen so normal geworden wie der seltene Anblick weißer Haut außerhalb von Hotels oder Campingplätzen. Unser Campingplatz bietet eine schöne Feuerstelle, und für mich einen riesengroßen Baum unter dem ich etwas abseits einen Ausblick und Ruhe finde. Ich gehe nicht auf die nächste große Wanderung mit, sondern bleibe sitzen. Es ist einfach zu schön und zu viele Eindrücke wollen verarbeitet werden.
Lediglich ein kleiner Spätnachmittag-Spaziergang, der noch dadurch verkürzt wird, dass wir uns beim Park abmelden und um fünf Uhr zurück melden müssen. Abends kommen die Nilpferde aus dem Wasser, und falls wir um fünf Uhr nicht zurück sind, brauchen die Wächter noch eine Stunde Zeit um uns zu finden, bevor es die wie schon beschrieben, meistens nicht so gelaunten Nilpferde tun. Das leuchtet mir sofort ein und auch mit dieser beruhigenden Aufsicht im Kopf versuche ich denn die Karte richtig zu lesen. Und das wir zu dritt sind verlaufen wir uns auch nur einmal, und nur ein bisschen. Abends gibt es traditionelle Tänze, und wenn auch irgendwie schön, gilt hier das gleich wie für die meisten Touristenaufführungen. Es fühlt sich blöd an, und man gibt Trinkgeld.
Und es fängt wieder an zu regnen. Die Wettervorhersagen kündigen weitere Stürme und viel Regen für den Kruger an. Die Nachrichten von den Überschwemmungen haben wir schon in den letzten Tagen gehört. In der Rezeption, bei der Beschwörung des schüchternen Internetsignals, höre ich wie ankommende Touristen aus dieser unserer weiteren Richtung von Regen, Regen und Regen berichten. Ein ganzes Camp im Kruger ist seit ein paar Tagen unter Wasser, die Menschen werden mit Hubschraubern evakuiert, die Flussufer und einige Brücken sind ordentlich demoliert und alles ein wenig um Ungleichgewicht. Die größte Flut seit über 10 Jahren. Soviel Regen tut auch Afrika nicht gut.
Kruger National Park (Tag 12-13):
Nach einer langen und wieder schönen Busfahrt (mit meiner Musik, dank iPod) erreichen wir den Kruger National Park. Und wieder steigt die Aufregung. Das Buch, das ich mir im Addo Park gekauft habe (A ranger emembers) ist schon halb durchgelesen und so sagen wir die Eingänge und einige Station auch etwas. Wir entern den Park natürlich vom südlichen Ende und werden auch im südlichen Teil bleiben. Unser erstes Camp liegt fast direkt hinter dem Eingang. Crocodile Bridge. Angekommen werden die Zelte aufgeschlagen und zwar in der Nähe von einer Cappuccinomaschine. Bei so großen und so touristischen Attraktionen wie dem Kruger National Park ist es Vorteil und Nachteil zu gleich, dass Herden an teilweise schnöseligen und recht reichen Touristen Luxus wie zum Beispiel den eines Cappuccinos einfordern. In dem Moment sehe ich nur den Vorteil und freunde mich gleich mit dem Kaffeemacher an. Er ist nicht der erste Batista, und fragt vorsichtig ob ich überhaupt seinen Cappuccino will, da seine Milchaufschäumkünste nicht optimal seien. Ich versichere ihm, dass ich den Kaffee, solange er aus der tatsächlich gut aussehenden Espressomaschine kommt und Milch ein Bestandteil ist, ganz ausgezeichnet finden werde und beruhige ihn damit, dass ich auch noch keinen Baristakurs gemacht habe.
Abends gehen wir auf einen "Sunset Drive". Wieder in den richtigen Game Drive Autos. Und alleine die Stimmung vom Wechsel von Nachmittagssonne, zur Dämmerung zum Sonnenuntergang bis in die Nacht ist es wert einfach nur gefahren zu werden, zu schauen, zu staunen und sich wohl zu fühlen. So viele "Ah" und "Oh" Momente, auch ganz honen die Tiere. Aber die machen es natürlich noch eine gute Umdrehung toller.
Gnus, oder auch Wilderbeest:
Und so sehen wir wieder viele Zebras, Gnus die hier "Wildebeest" heißen, Elands die ein bisschen was von einem Elch haben, aber eigentlich eher mit Antilopen verwandt sind, Massen an Kundus, Warzenschweinfamilien, viele Vögel, darunter Adler und Geier, Reptilien, zwei Schakale und Elefanten. Die Elefanten sehen hier anders, aber genauso schön, vielleicht sogar noch ein bisschen schöner als im Addo Park aus. Sie sind dunkler, was alleine an der Farbe der Erde mit der sie sich immer wieder abkühlen zu tun hat und die meisten haben prächtige und stolze Stoßzähne (im Addo haben die Weibchen keine und die Elefanten sind insgesamt kleiner). An einer Stelle begegnen wir einem einzelnen Bullen. Wenn Bullen in die Pubertät kommen werden sie von der Gruppe getrennt. Zuviel Testosteron, zuviel Ärger. Und so machen sie auch nicht viel weniger Ärger wenn sie alleine sind, haben nur weniger an denen sie es auslassen können. Unser Wagen hält und wir warten was passiert. Der Bulle ist schön, schaut uns ruhig an und kommt auf uns zu.
Ein Passagier steht im Wagen auf, um besser zu sehen, und wird vom Guide unwirsch zurück gepfiffen. Aufstehen ist eine ganze schlechte Idee. Fast so schlecht wie aussteigen. Die Tiere in den Nationalparks sind an Autos gewöhnt. Autos werden aber nicht mit Menschen gleichgesetzt. Steht ein Mensch auf, oder steigt aus. Ändert sich das. Und ein Auto bzw. der Mensch wird zur Beute.
Der Elefant kommt immer näher (bis ich feststelle, dass er gar nicht mehr in meinen ausgefahrenen Zoom passt). Wackelt mit den Ohren. Trötet ein bisschen vor sich hin. Schabt mit seinen Vorderstampfern und nimmt bespritzt sich selbst mit Sand. Überlegt offensichtlich was er tun will. Dann dreht er ab, und läuft auf der Straße hinter uns vorbei, bleibt auf der Straße und schaut sich noch einmal um. Als würde er sagen, "Glück gehabt". Man könnte ganz vieles in seinen Ausdruck, seine Bewegung, sein Schlenkern zurück auf die Straße und Forttrotten legen. In jedem Fall ein besonderer Moment den ich für immer erinnern will. Und natürlich waren wir nicht wirklich in Gefahr. Nur ein kleines bisschen vielleicht und vielleicht wusste das kluge Tier auch, dass in jedem Fall, wenn er uns etwas getan hätte, er selbst hätte dran glaube müssen. Tiere die Menschen angreifen werden in den Parks prinzipiell erschossen. Eben weil sie erinnern und nicht mit dem Glauben davon kommen sollen, dass Menschen vielleicht ganz lecker sind. Deswegen bringen die Menschen die sich selbst in Gefahr bringen auch immer die Tiere in Gefahr. Was ziemlich unfair ist und natürlich ein großes Ärgernis für alle die in den Parks arbeiten oder sonst irgendwie Tierfreundlich sind.
Auf dem weiteren Weg sehen wir tolle Giraffen (eine zahme hatte ich schon viel früher in einem Camppark kennen gelernt, und ach schon welche von ganz Weitem gesehen), die direkt neben der Straße an den Bäumen zupfen und welche die vor und hinter unserem Wagen die Straße überqueren.
Die Tiere hier sind die Autos sehr gewohnt, so stört es sie gar nicht dass da so ein komisches Metallding im Weg rum steht. Die Tiere haben auch immer Vorfahrt. Der Bulle zum Beispiel. Unser Guide meinte, dass es gut sein kann, dass so ein Bulle jetzt ein paar Kilometer auf der Straße spaziert. Und alle Autos zurück fahren müssten bis er sich für einen anderen Weg entschieden hat. Außerdem sehen wir wieder viele Nashörner, auch mit Kleinen, das mich ganz unweigerlich an die Zora aus "In einem Land vor unserer Zeit" erinnert. Allerdings wieder nur die weißen, breitlippigen.
Nach dem Bilderbuch Sonnenuntergang sehen wir in unserem Suchscheinwerfern Hasen, Mangusten (sehen irgendwie wieselartig aus), ziemlich kleine aber niedliche Hyänen und eine afrikanische Wildkatze. So ähnelt meine erste "Katze", wie man hier alles vom Löwen, Leoparden und Geparden bezeichnet, im Kruger Park einer gewöhnlichen Hauskatze! Was machen die eigentlich hier im Park? Wer hat das erlaubt?
Und so schreibe ich auf der Rückfahrt ins Camp innerlich schon meinen Text vom 'Löwen der nicht kam' und finde mich mehr oder weniger damit ab vielleicht keinen mehr in Südafrika zu sehen. Aber da käme dann ja noch Namibia und eine neue Chance und außerdem, vielleicht würde ich es auch überleben einfach doch keinen zu sehen. Und ich hätte es auch überlebt. Aber ich lebe wahrscheinlich noch ein bisschen besser mit den Erlebnissen die am nächsten Tag folgen wollen.
Nach ein bisschen hin und her habe ich mich doch entschlossen auf Nummer sicher zu gehen und meinen Glück einen Löwen zu erspähen den roten Teppich auszurollen. Wie der große Teil meiner Gruppe buche auch ich den Ganztages-Game-Drive mit den Kruger Spezialisten. Die können auf die kleinen, ungeteerten Straßen und haben Funk mit denen sie sich auf dem Laufenden halten können, was gerade wo liegt oder gesehen wurde. Um sechs Uhr morgens geht es wieder los und soll bis ca. drei Uhr am Nachmittag gehen. Eine weitere glückliche Fügung lässt meinen Wagen mit vier Personen nur wenig besetzt und trennt uns von dem mittlerweile überwiegend lästigen anderen Teil der Gruppe. Und wieder ist es eine herrliche Stimmung wenn die Sonne über dem Park aufgeht und alles langsam aufwacht (zumindest das was nicht schon die ganze Nacht unterwegs war). Die Autos sind komplett offen, in dem Fall aber modern, und der Fahrtwind ist morgens frisch und wir in Decken gehüllt. Es ist herrlich und ich könnte, tatsächlich auch ohne Löwen oder sonstiges zu sehen, den ganzen Morgen oder so lange es geht ohne dass es zu heiß würde so durch die Gegend fahren. Die Liste meiner Orte mit Entspannungsgarantie ist um einen Punkt reicher.
Ich bin ohne Fernglas, darf es mir aber regelmäßig von meinen netten Mitfahrern ausleihen, dafür aber mit meiner Kamera gut ausgestattet (die anfängliche, wenn auch nur kurze Sorge ob ich genug Zoommöglichkeiten habe, soll völlig unberechtigt bleiben).
Die Fahrt verbringt man mit Suchen. Auch wenn man es gar nicht immer will, scannt man die nahen Büsche, die Bäume und den Horizont. Nicht selten alles gleichzeitig. Nach sieben Stunden Fahrt ist man deswegen ziemlich erschöpft, aber eben auch glücklich, und auch bei allen nächsten Fahrten, selbst wenn im Truck und an den großen Straßen außerhalb jeder Parks, kann man Blick nur langsam wieder das Suchen abgewöhnen.
Und wir werden fündig. Erst sind es die Büffel, die etwas abseits im Gras versteckt von Marwati, der jungen und lustigen Holländerin und Halbindonesin, entdeckt werden. Erst einer, und dann sehen wir eine ganze Herde dahinter.
Büffel fehlten uns noch in der "Sammlung" der "Big Five". Jetzt sind es nur noch die Katzen, und zwar die großen. Eigentlich ist es eine Abart aber auf Safari suchen alle vor allem nach diesen großen fünf, die sich aus den gefährlichsten großen Landsäugetieren zusammensetzen. Das sind der Elefant, das Nashorn, der Büffel, der Löwe und der Leopard. Fotos dieser Tiere werden Trophäengleich gehandelt, obwohl andere viel schwerer zu sehen sind, wie die Wild Dogs, und ich fühle mich langsam etwas dumm mit meinem kindischen Wunsch einen Löwen zu sehen, spätestens als ein Luxusminibus mit getönten Scheiben vorbeirollt und uns eine aufgeregte alte Dame mit pinken Botoxlippen nach den Löwen fragt und wir nur mit Schulterzucken ich etwas schamvoll gar nicht reagieren können.
Aber wir sehen dann doch noch die Löwen. Und zwar als erstes in Form von zwei Löwinnen die sich erst hinter einem Busch verstecken und dann vorsichtig herauskommen, sich wieder langsam umdrehen und dann davon ziehen. Schön!!
Ich weiß gar nicht wie ich es mir vorgestellt habe, aber natürlich ist so was in solchen Parks selten intim. Die Löwinnen wurden schon von einem Auto vor uns entdeckt, das an der Stelle parkt und auf die beiden zeigt und Zeichen gibt. Meine Weitsichtfähigkeiten wurden schon von Fahrlehrern und diversen Optikern widerlegt und auch wenn die Kontaktlinsen eigentlich korrigierend einwirken, ich habe kein einziges Tier als erste gesehen. Oder doch, die Wild Dogs, aber die liefen auch über die Straße und es ging mehr um Geschwindigkeit als um Weitsicht.
Das andere Auto sieht auch einen Leoparden, als wir gerade einen Adler bei der erfolgreichen Jagd und seinem Mittagessen in Form des Botswanischen Nationalvogels beobachten. Denen läuft der einfach vors Auto und das ist natürlich eine Sensation. Leoparden sind am schwierigsten zu sehen, weil sie immer überall und nirgends sein können. Man kann sie schlecht gezielt suchen, weil sie nicht wie Löwen lange öffentlich rumliegen und schlafen und weil sie fast immer alleine unterwegs sind. Ich hätte lieber den Leoparden gesehen als den Adler, aber ich versuche die ebenfalls beeindruckende Erinnerung zu genießen und es als vielleicht gerechten Ausgleich für den Wild Dog zu sehen. Der Vollidiot saß in dem anderen Auto.
Der Löwe
Nach der Mittagspause fahren wir zu einem Punkt an dem andere schon Löwen gesehen haben. Und siehe da, es sind tatsächlich drei männliche Löwen (Begeisterung! Ebenfalls häufig schwieriger zu sehen als die Weibchen und doch mein inniger Wunsch), die ganz unverblümt im Busch bei einer Aussichtsstelle, mittlerweile schon umgeben von vielen Autos, ein ausgiebiges Nickerchen machen. Sie sehen so aus als wären sie im Koma. Unser Guide meint, das liegt an der Hitze. Eigentlich liegen sie selten so auf der Seite. Aber bei der Hitze, ich auch mittlerweile uns ganz schön fertig macht, verstehe ich das sofort.
Auch hier ist es alles andere als ruhig oder intim-magisch. Die Autos fahren im Kreis um die Löwen herum und dass nicht gehupt wird um das drängeln noch zu bestärken ist alles. Und es hätte mich vielleicht gar nicht überrascht. Wahrscheinlich aber die Frau die gerade gefährlich nah am Löwen mit ihrer Kamera aus dem Fenster hängt. Vor allem wenn es den Löwen erschreckt hätte. Der Löwe den ich am besten sehen kann, sieht friedlich aus, kuschelig mit seine Mähne und man würde ihn wirklich am liebsten anfassen. Am besten sogar mitnehmen. In dem Fall wäre ich auch ganz schnell für Katzen in der Wohnung zu haben. Gleichzeitig strahlen sie aber auch Gefahr aus. Dass mit denen im Wachzustand nicht gut Kirschen essen ist, weiß man nicht nur, sondern spürt man auch. Und trotz der Zoo-ähnlichen Verhältnisse ist es ganz anders als alles was ich von Zoos oder anderen Käfigtieren kenne und die Aufregung ist groß. Bis mich wieder die Leute vor und hinter mir nerven die vor den Tieren posieren und zwar so lange bis die hinter ihnen schon befürchten, dass die Löwen aufwachen und kopfschüttelnd verschwinden könnten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich in der Aufregung später auch vor den Löwen fotografieren lasse. Aber es hat wenigstens keiner gewartet…
Wir kommen nämlich zurück.
Nach weiteren schönen und auch Tierreichen Abbiegungen endet unsere Fahrt wieder im Camp. Dorrt treffen auf die "Daheim"-Gebliebenen und starten mit ihnen und noch ein paar von den alles-sehen-wollenden (in dem Fall auch ich) in unserem großen Truck und fahren zurück zu den Löwen. Die immer noch da sind! Mit noch mehr Autos drum herum, aber immer noch genau so friedlich schlafend. Einer recht sich ein bisschen dreht sich einmal, und pennt weiter. Und es ist wieder wunderschön! Trotz all der Aufregung drum herum. Aber ich kann es ja auch nur zu gut verstehen.
Mein Leben hat sich aber nicht verändert seit dem. Es war einer der Momente auf die man lange wartet und dann aber doch nichts ganz besonderes passiert. Aber es wirkt auch noch nach. Und sicher ruft es noch viel Vergnügen und ein bisschen Gänsehaut hervor. Und mein Foto vom Löwen kommt vielleicht ja gerahmt ans Bett. Dann haben wir doch eine Katze in der Wohnung.
Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre (Tag 14)
So sind wir frisch gebackenen, oder zumindest aufgewärmten, Tierexperten am nächsten Morgen wieder unterwegs. Wir haben mit einer Nachunterbrechung wieder viele Kilometer vor uns. Was mich mit den fast schon zu vielen Eindrücken, dem vertrauten Ausblick auf die Landschaft und meiner Musik im Ohr gar nicht stört. Wir starten wieder früh, weil wir morgens schon in Moholoholo erwartet werden. Einem Ort an dem kranke, verletzte, oder anders schwer zu behaltende Tiere gepflegt und zum besseren Teil wieder auf die Freiheit vorbereitet werden. Ein Teil der Tiere muss bleiben. Wir bekommen erklärt was den Tieren passiert ist. häufig sind die Menschen das Problem, noch häufiger allerdings die anderen Tiere und der mangelnde Platz. Die Territorien sind besetzt, und so werden auch große Raubtiere von zuvielen seiner Artgenossen ausgeschlossen, bekämpft und verdrängt und dann spaziert schon mal ein Leopard in Gegenden rum, wo er gar nicht hingehört, im Zweifel Kühe jagt oder sogar Menschen anfällt und dann erschossen wird. Wenn es gut läuft kommt er vorher nach Moholoholo. Wir werden herumgeführt und jetzt ist es natürlich wirklich mehr wie in einem Zoo. Aber in einem guten Zoo. Und die Leute arbeiten offensichtlich mit ganzer Leidenschaft für die Tiere. Und das ist schön zu sehen. Und auch ein zwei Wochen alten Nashorn, noch ganz ohne Horn, oder der Leopard in seinem Gehege sind auch so hübsch, wenn auch anders, anzusehen. Hier lasse ich das meiste an Trinkgeld oder Spende, wie es hier auch zutreffender heißt bisher auf der Reise und ärgere mich dann aber doch zu sehr über die Gruppe die so lange an jedem Zaun klebt und sich in allen Posen fotografieren lässt, dass die arme kleine Koreanerin dahinter gar nichts zu sehen bekommt. Ich gehe im schamvollen Abstand. Noch hinter der Koreanerin.
Der letzte Abend findet in einem schönen Camp, dieses Mal sogar mit einem richtig gedeckten Tisch und großen Büffet statt. Wobei auch hier das Essen schlechter ist als das was wir jeden Abend vom Guide bekamen. Aber die Atmosphäre ist nett bis die obligatorischen Tänzer kommen und wieder etwas von der peinlichen Touristenrolle deutlich machen.
Panorama Route und Johannesburg (Tag 15)
Der letzte Tag im Truck ist gespickt mit tollen Aussichten. Wir halten hierfür dreimal. Und zwar bei God' Windows, einer Aussichtsplattform von der aus man Kilometer weit über das Land schauen kann. Bei noch klarerem Wetter sogar bis nach Mosambik, beim Blyde River Canyon und bei den Pinnacle. So schaufeln wir also noch mal die letzten Bilder auf unsere Memorykarten und drehen dann der Natur vorerst den Rücken zu und fahren dann lange Strecken Schnellstraße. Zuletzt auch, passend zum Abschluss der Reise, im starken Regen.
Abends komme ich erschöpft aber zufrieden, voller Eindrücke und glücklich in meinem Hotel an. Hier genieße ich wieder mein eigenes Zimmer, ein Bett von vernünftigen 160x200cm Ausmaßen, ein eigenes und großes Badezimmer und Internet. Dass ich es mir sowieso verboten habe, Johannesburg genauer anzusehen, vor allem bei Nacht, stört mich so nicht im Geringsten. Ich bin zurück in der Zivilisation!
Zum Fazit ziehen werde ich noch ein paar Tage brauchen. In allem wird es aber ganz bestimmt positiv.
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