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Mittwoch, 4. Januar 2012
Afrika!
norasblog, 22:34h
Acht Stunden in Kapstadt und das erste Glas Rotwein steht auf dem Tisch. Draußen wird es dunkel. Aber ich habe mich doch wegen abendlichem Hunger, aber nur zwei Straßen, und die viel befahren, vom Gasthaus entfernt. Ein hübsches Gasthaus mit bestem-Bett/bester-Dusche-Gewinnerverdacht. Was allerdings auch an knapp 24 Stunden Reise und angenehmen Fast-Europa-Assoziationen zu tun haben kann. Das werde ich erst morgen überprüfen können.
Einen wirklichen Plan mache ich auch erst morgen. Das reicht gut aus. Heute ist Ankommen, Wein trinken. Schlafen. Letzteres habe ich schon direkt nach Ankommen und Dusche getestet. Klappt sehr gut hier. Von so weichen Matratzen und richtigen Bettdecken konnte ich in Indien nur träumen. Ein Grund warum es sich ein bisschen wie Europa anfühlt. Ein anderer ist das Wetter. Hier ist schöner, trockener Sommer (so wie er sein sollte, also in Berlin schon länger nicht mehr war). Abends wird es kühler, nicht wärmer und der Körper fragt nicht jede Stunde nach einer Dusche. Drittens, und das könnte der ausschlaggebendste Grund sein, es riecht normal. Nicht so süß wie Asien. Ich bin noch nicht sicher, ob ich es ein bisschen vermisse.
Zudem werde ich hier wieder stärker mit der Wirklichkeit oberflächlicher Äußerlichkeiten konfrontiert. Die Frauen sehen hier normal und sehr gut aus. Röcke sind so kurz wie möglich, Schenkel durchtrainiert und insgesamt kleidet man sich modisch und schick. Klar im Nachteil sind die, die mit 15 Kilo reisen. Ich bemühe mich in Khakifarben normal auszusehen und mich mit dem hässlichen Entlein Platz zu begnügen. Morgen wird mir was einfallen.
Die Kellnerinnen erinnern an Amerika und daran, dass Service durch Trinkgeld bezahlt wird. Autos erinnern an Mexiko. Etwas wehmütig schaue ich den alten Golfs und Käfern hinterher. Bekommt man die überhaupt noch in Deutschland? Vielleicht sollte ich mir so einen anschaffen, wenn ich zurück komme. Noch komme ich nicht wirklich gut mit dem Gedanken zurecht bald kein Auto mehr zu haben.
Auf dem Weg zurück schaffe ich es tatsächlich mich zu verlaufen. Das Restaurant war nur die Straße runter. Sicher und gestärkt durch einen ganzen Monat Überleben in Indien laufe ich zielstrebig in die falsche Richtung zurück. Und merke es erst zwei Querstraßen später. Wenn ein paar wenige Erfolgserlebnis in Sachen Orientierung mich schon glauben ließen, dass es doch nicht so schlimm um mich bestellt sei, so bin ich jetzt wieder sicher: Orientierung kann ich nicht. Dieser kleine unfreiwillige Ausflug (immer noch auf sicheren Straßen, das scheint eine gute Nachbarschaft zu sein und die hohen Zimmerpreise machen sich spätestens jetzt bezahlt) gibt mir zwei Aussichten für die ich dankbar bin. Eine auf den Tafelberg. Bei Umschauen, wie die dämliche und verlorene Witzfigur, schweift der Blick umher und bleibt an dem im Dunkeln sogar mich noch mehr beeindruckenden großen, flachen Berg hängen. Umgeben von ein paar dekorativen Wolkenschleiern, etwas beleuchtet von dem Schein der Stadt, vor einem Sternenhimmel. Aufregung steigt auf. Stimmt, ich bin in Kap Stadt! Der zweite Blick an der nächsten Ecke, immer noch nicht ganz sicher wo ich bin, auf die Stadt. Auf dem Weg vom Flughafen und beim ersten Schlendern durch die Innenstadt, dem 'City Bowl' kam es mir so klein, harmlos, fast zu niedlich vor. Jetzt sehe ich, ich bin in einer Großstadt! Und so sehr ich mich auf die Natur und die Tiere freue, weiß ich: in einer Großstadt fühle ich mich doch und eigentlich am wohlsten.
Wieder zurück im Zimmer. Das Glas Rotwein macht schlagartig müde und meine Beine bekommen Unterstützung in ihrer deutlichen Forderung nach waagerechter Haltung. Ich gehe schlafen.
geschrieben: 4. Januar 2012
Einen wirklichen Plan mache ich auch erst morgen. Das reicht gut aus. Heute ist Ankommen, Wein trinken. Schlafen. Letzteres habe ich schon direkt nach Ankommen und Dusche getestet. Klappt sehr gut hier. Von so weichen Matratzen und richtigen Bettdecken konnte ich in Indien nur träumen. Ein Grund warum es sich ein bisschen wie Europa anfühlt. Ein anderer ist das Wetter. Hier ist schöner, trockener Sommer (so wie er sein sollte, also in Berlin schon länger nicht mehr war). Abends wird es kühler, nicht wärmer und der Körper fragt nicht jede Stunde nach einer Dusche. Drittens, und das könnte der ausschlaggebendste Grund sein, es riecht normal. Nicht so süß wie Asien. Ich bin noch nicht sicher, ob ich es ein bisschen vermisse.
Zudem werde ich hier wieder stärker mit der Wirklichkeit oberflächlicher Äußerlichkeiten konfrontiert. Die Frauen sehen hier normal und sehr gut aus. Röcke sind so kurz wie möglich, Schenkel durchtrainiert und insgesamt kleidet man sich modisch und schick. Klar im Nachteil sind die, die mit 15 Kilo reisen. Ich bemühe mich in Khakifarben normal auszusehen und mich mit dem hässlichen Entlein Platz zu begnügen. Morgen wird mir was einfallen.
Die Kellnerinnen erinnern an Amerika und daran, dass Service durch Trinkgeld bezahlt wird. Autos erinnern an Mexiko. Etwas wehmütig schaue ich den alten Golfs und Käfern hinterher. Bekommt man die überhaupt noch in Deutschland? Vielleicht sollte ich mir so einen anschaffen, wenn ich zurück komme. Noch komme ich nicht wirklich gut mit dem Gedanken zurecht bald kein Auto mehr zu haben.
Auf dem Weg zurück schaffe ich es tatsächlich mich zu verlaufen. Das Restaurant war nur die Straße runter. Sicher und gestärkt durch einen ganzen Monat Überleben in Indien laufe ich zielstrebig in die falsche Richtung zurück. Und merke es erst zwei Querstraßen später. Wenn ein paar wenige Erfolgserlebnis in Sachen Orientierung mich schon glauben ließen, dass es doch nicht so schlimm um mich bestellt sei, so bin ich jetzt wieder sicher: Orientierung kann ich nicht. Dieser kleine unfreiwillige Ausflug (immer noch auf sicheren Straßen, das scheint eine gute Nachbarschaft zu sein und die hohen Zimmerpreise machen sich spätestens jetzt bezahlt) gibt mir zwei Aussichten für die ich dankbar bin. Eine auf den Tafelberg. Bei Umschauen, wie die dämliche und verlorene Witzfigur, schweift der Blick umher und bleibt an dem im Dunkeln sogar mich noch mehr beeindruckenden großen, flachen Berg hängen. Umgeben von ein paar dekorativen Wolkenschleiern, etwas beleuchtet von dem Schein der Stadt, vor einem Sternenhimmel. Aufregung steigt auf. Stimmt, ich bin in Kap Stadt! Der zweite Blick an der nächsten Ecke, immer noch nicht ganz sicher wo ich bin, auf die Stadt. Auf dem Weg vom Flughafen und beim ersten Schlendern durch die Innenstadt, dem 'City Bowl' kam es mir so klein, harmlos, fast zu niedlich vor. Jetzt sehe ich, ich bin in einer Großstadt! Und so sehr ich mich auf die Natur und die Tiere freue, weiß ich: in einer Großstadt fühle ich mich doch und eigentlich am wohlsten.
Wieder zurück im Zimmer. Das Glas Rotwein macht schlagartig müde und meine Beine bekommen Unterstützung in ihrer deutlichen Forderung nach waagerechter Haltung. Ich gehe schlafen.
geschrieben: 4. Januar 2012
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Transfer
norasblog, 13:46h
Transfer ist immer komisch. Zwischenlanden. Ohne oder mit Gepäck. Irgendwie gestrandet in dem Meer aus Reisenden.
Der letzte Sonnenaufgang in Indien war schön. Vom Taxifenster aus auf den letzten Metern und dann vom Flughafenfenster aus. Auch die Taxifahrt war wieder unterhaltsam. Dieses Mal wollte der Fahrer wissen wie viel eine durchschnittliche Gasrechnung einer deutschen Familie kostet und wie viele mit Gas und wie viele mit Öl heizen. Und ob man das auch an der Tankstelle bekommt. Inder sind sehr neugierig mit großem Interesse für komische Dinge.
Dann fing die Ineffizienz wieder mit eindrucksvollem Ausmaß an. Vom Check-in an gab es mindestens 20 Kontakte die meinen Pass, meine Bordkarte, beides, oder irgendwas anderes was gar nicht da war, weil ich nämlich keine Inderin bin, checken wollten. Am sinnlosesten erschien mir der vorletzte Check von einem Mann in Warnweste, der so aussah wie die die bei uns das Gepäck hin und her fahren, zwischen dem Einlass in den Flugzeugzubringer und direkt vor der Dame die mir meinen auch noch schlechten Sitz zeigte. Und die Entscheidung war nicht leicht. So würde es mich auch überhaupt nicht überraschen, wenn wir bald in den Zeitungen lesen könnten, dass entweder indische Flughäfen nicht mehr angesteuert werden können, weil die Kosten für das Bodenpersonal zu hoch sind, oder dass Flughafenangestellte in Indien nur eine groß angelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind und deswegen der indische Staat bald auch pleite ist. Am wahrscheinlichsten bleibt aber alles wie bisher: die Arbeiten bekommen fast nichts, stehen dafür aber wenigstens irgendwo rum und fast alle sind zufrieden. Bis auf die Arbeiter vielleicht und die staunenden Reisenden.
Oja, das wollte der Taxifahrer auch wissen. Ob wir die Krise mit dem Euro in den Griff kriegen. Tja, kriegen wir? Und ich stelle angenehm überrascht fest, dass ich schon mindestens eine Woche keine Wirtschaftsnachrichten mehr gelesen habe. Aber die Nachrichten waren ja auch wirklich zu mies.
Noch über neun Stunden am Flughafen. Und tatsächlich, es stresst mich gar nicht. Denn ich habe Zeit.
Und es ist gut sie zu haben. Schließlich bin ich in Begriff zwischen zwei deutlichen unterschiedlichen Kulturen zu wechseln, die beide mir weder eigen noch bekannt sind. Da kommt so ein Transfer, im fast kulturlosen Raum, gelegen.
Bin ich überhaupt schon bereit für Afrika? Die große Mutter. Indien hat mir gut getan und immer besser gefallen. Einen Monat braucht man dort. Brauchte ich dort. Um anzukommen, mich zu gewöhnen und noch ausreichend zu genießen. Es war manchmal wie Berlin für mich. Die Unruhe um mich herum macht mich ruhig. Hektik macht mich langsam. Das konnte die Hauptstadt schon bevor ich hinzog. Ein Grund warum ich hinzog. Zum Schluss war es in Berlin nicht mehr so. Aber in Indien, zwischen all diesen Tuk-tuks, ausrangierten Autos, lauten, vielen Menschen, Tieren, diesem ständigen Rumgewusel, habe ich mich erinnert. Da hast Du nur zwei Optionen: verrückt oder ruhig werden. Glücklicherweise: Ruhig werden hat geklappt.
In Kapstadt komme ich morgen mittag an. Und ja, ich denke ich bin bereit. Aufregung. Vorfreude. Und Spannung!
geschrieben: 3. Januar 2012
Der letzte Sonnenaufgang in Indien war schön. Vom Taxifenster aus auf den letzten Metern und dann vom Flughafenfenster aus. Auch die Taxifahrt war wieder unterhaltsam. Dieses Mal wollte der Fahrer wissen wie viel eine durchschnittliche Gasrechnung einer deutschen Familie kostet und wie viele mit Gas und wie viele mit Öl heizen. Und ob man das auch an der Tankstelle bekommt. Inder sind sehr neugierig mit großem Interesse für komische Dinge.
Dann fing die Ineffizienz wieder mit eindrucksvollem Ausmaß an. Vom Check-in an gab es mindestens 20 Kontakte die meinen Pass, meine Bordkarte, beides, oder irgendwas anderes was gar nicht da war, weil ich nämlich keine Inderin bin, checken wollten. Am sinnlosesten erschien mir der vorletzte Check von einem Mann in Warnweste, der so aussah wie die die bei uns das Gepäck hin und her fahren, zwischen dem Einlass in den Flugzeugzubringer und direkt vor der Dame die mir meinen auch noch schlechten Sitz zeigte. Und die Entscheidung war nicht leicht. So würde es mich auch überhaupt nicht überraschen, wenn wir bald in den Zeitungen lesen könnten, dass entweder indische Flughäfen nicht mehr angesteuert werden können, weil die Kosten für das Bodenpersonal zu hoch sind, oder dass Flughafenangestellte in Indien nur eine groß angelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind und deswegen der indische Staat bald auch pleite ist. Am wahrscheinlichsten bleibt aber alles wie bisher: die Arbeiten bekommen fast nichts, stehen dafür aber wenigstens irgendwo rum und fast alle sind zufrieden. Bis auf die Arbeiter vielleicht und die staunenden Reisenden.
Oja, das wollte der Taxifahrer auch wissen. Ob wir die Krise mit dem Euro in den Griff kriegen. Tja, kriegen wir? Und ich stelle angenehm überrascht fest, dass ich schon mindestens eine Woche keine Wirtschaftsnachrichten mehr gelesen habe. Aber die Nachrichten waren ja auch wirklich zu mies.
Noch über neun Stunden am Flughafen. Und tatsächlich, es stresst mich gar nicht. Denn ich habe Zeit.
Und es ist gut sie zu haben. Schließlich bin ich in Begriff zwischen zwei deutlichen unterschiedlichen Kulturen zu wechseln, die beide mir weder eigen noch bekannt sind. Da kommt so ein Transfer, im fast kulturlosen Raum, gelegen.
Bin ich überhaupt schon bereit für Afrika? Die große Mutter. Indien hat mir gut getan und immer besser gefallen. Einen Monat braucht man dort. Brauchte ich dort. Um anzukommen, mich zu gewöhnen und noch ausreichend zu genießen. Es war manchmal wie Berlin für mich. Die Unruhe um mich herum macht mich ruhig. Hektik macht mich langsam. Das konnte die Hauptstadt schon bevor ich hinzog. Ein Grund warum ich hinzog. Zum Schluss war es in Berlin nicht mehr so. Aber in Indien, zwischen all diesen Tuk-tuks, ausrangierten Autos, lauten, vielen Menschen, Tieren, diesem ständigen Rumgewusel, habe ich mich erinnert. Da hast Du nur zwei Optionen: verrückt oder ruhig werden. Glücklicherweise: Ruhig werden hat geklappt.
In Kapstadt komme ich morgen mittag an. Und ja, ich denke ich bin bereit. Aufregung. Vorfreude. Und Spannung!
geschrieben: 3. Januar 2012
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